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Der Schattengaenger

Der Schattengaenger

Titel: Der Schattengaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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eine ernst zu nehmende Drohung.«
    Bert hatte sich für die erste Rückmeldung bedankt. Inzwischen war das Gutachten eingetroffen. Es deckte sich im Großen und Ganzen mit dem, was Bert bereits erfahren hatte.
    Sie gehört MIR!
    Das hättest du wohl gern, dachte Bert gereizt. Er hätte das Foto am liebsten von der Pinnwand gerissen und zerfetzt. Ihm war bewusst, dass er den Fall eigentlich längst hätte abgeben müssen. Er war befangen und zu einer unvoreingenommenen Sicht auf die Dinge nicht mehr fähig.
    Sein Blick nahm die übrigen Fotos ins Visier. Die tote Putzfrau, die bruchstückhaften Fußabdrücke, das Reifenprofil, die Einbruchspuren. Zusätzlich hatte Bert Ausdrucke und Fotokopien des Materials angepinnt, das der Täter Imke Thalheim hatte zukommen lassen.
    Das Mosaik eines Falls, noch unvollendet. Wie auch Berts Notizen, die noch jegliche Feinstruktur vermissen ließen.
    Zwei Äußerungen waren ihm bei den Befragungen besonders aufgefallen. Imke Thalheim hatte berichtet, sie habe bei einem Anruf des Schattengängers im Hintergrund einen zischenden Laut vernommen. Doch sie hatte das Geräusch weder einordnen noch näher charakterisieren können.
    Und Tilo Baumgart hatte die Vermutung geäußert, die autobiografischen Elemente in den Büchern Imke Thalheims könnten ihr möglicherweise gefährlich werden, weil sie dem Täter verrieten, wo sie am verwundbarsten war.
    Berts Instinkt sagte ihm, dass da etwas war, dem nachzugehen sich lohnte. Aber in der Hand, das war das deprimierende Resümee seiner Bestandsaufnahme, hatte er nichts, absolut gar nichts. Resigniert griff er zum Telefon.
    »Isa? Entschuldige, dass ich dich am heiligen Samstag störe …«
    »Hast du eigentlich schon mal bemerkt«, unterbrach ihn Isa mit einem freundlich tadelnden Unterton, »dass du dazu neigst, dich unentwegt zu entschuldigen?«
    »Tut mir leid, aber …«
    »Siehst du?«
    »Du hast ja recht. Trotzdem …«
    »Also, Bert, du störst mich nicht. Du unterbrichst mich beim Fensterputzen und dafür bin ich dir ziemlich dankbar.«
    Isa mit Putzeimer und Fensterleder? Dafür reichte seine Vorstellungskraft nicht aus. Was gegen seine Vorstellungskraft sprach, dachte er, nicht gegen Isa.
    »Auch wenn meine Fenster es dringend nötig haben.« Sie machte eine kleine Pause, in der Bert sie atmen hörte. »Also, was kann ich für dich tun?«
    »In mein Büro kommen«, bat Bert sie ohne Umschweife. »Ich brauche dich für ein gründliches Brainstorming.«
    »Bin schon unterwegs«, sagte Isa und unterbrach die Verbindung.
    Bert legte die Füße auf seinen Schreibtisch, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte weiter die Pinnwand an. Da irgendwo war sie, die Verbindung zwischen den einzelnen Elementen. Es war nur eine Frage des Blickwinkels.
     
    Manuel hatte für heute die Stallwache übernommen. Es war ein geschickter Schachzug, sich ab und zu freiwillig für ungeliebte Pflichten anzubieten. Dadurch gerieten die andern in seine Schuld und irgendwann würde ihm das zugutekommen.
    Die Samstage gehörten dem Verkauf. Da saß einer von ihnen im Büro und wartete auf Kundschaft, führte Interessenten über den Hof, zeigte ihnen das Angebot, und manchmal ergab sich auf der Stelle ein Geschäft. Der Boss hatte sich fast ganz aus dem Betrieb herausgezogen. Er war andauernd auf Achse.
    Manuel war es schnuppe. Er registrierte ohne Emotionen, dass Alex neuerdings eine Rolex trug und einen Brillantring am kleinen Finger der linken Hand. Und dass er manchmal von Typen besucht wurde, die jede zwielichtige Rolle im Paten  hätten spielen können.
    »So einer ist Zuhälter oder Manager«, hatte Ellen neulich gesagt. »Wenn er die Klappe hält, kann er als einer von der Chefetage durchgehen, aber nur dann.«
    Ihr Parfüm war immer noch im Raum. Manuel hatte es sich auf ihrem Schreibtischstuhl bequem gemacht, sich aus ihrem streng gehüteten Teevorrat bedient und einen Roman von Imke Thalheim aufgeschlagen. Wenn er Glück hatte, würde sich heute kein Kunde blicken lassen. Das Wetter war schön, ein vollkommener Frühlingstag, da hatten die Leute hoffentlich anderes im Sinn als den Gebrauchtwagenmarkt.
    Nach den ersten Seiten drifteten seine Gedanken ab, und er sah wieder den Bussard vor sich, wie er auf dem Dach der Scheune gehockt und ihn beobachtet hatte.
    Manuel hasste es, angestarrt zu werden, egal ob von Mensch oder Tier. Er hatte den mächtigen Vogel im Dunkeln nur erkennen können, weil das Licht über dem Scheunentor brannte. Seltsam,

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