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Der Schattenprinz

Der Schattenprinz

Titel: Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
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schön.
    Ich stand allein und barfuß in der Stadt. Alle Häuser und Straßen waren leer, aber die Hauswände und Mauern hingen voll mit Bildern. Ich ging weiter und versuchte die Straße mit der Wand zu finden, auf der Jola als Gemälde lebte. Ich wanderte allein durch die leeren Straßen, bis ich zu einem Platz kam, wo an einer Wand nur das Gemälde eines Mädchens hing. An den Wänden ringsherum konnte ich zwar viele andere Mädchen und Jungen sehen, aber nur dieses eine Mädchen hatte Spuren von Tränen auf den Wangen.
    Das muss Jola sein!, dachte ich und ging so schnell wie möglich auf die Wand zu, wo sie als Gemälde lebte. Sie war schön! Sie war so schön, dass ich nichts anders tun konnte, als laut zu sagen: »Du bist so schön! Bist du Jola?«
    »Ja, ich bin Jola, du hast mich gefunden!«, antwortete das gemalte Mädchen.
    »He, du kannst sprechen. Ich dachte, du kannst nur weinen. Wie ist das möglich?«
    »Das liegt an deinem Anhänger. Wer diesen Anhänger trägt, kann mit Bildern reden.«
    »Natürlich, daran habe ich nicht mehr gedacht, der Schattenprinz hat es mir schon gesagt.«
    »Bist du auch ein Schatten?«, fragte Jola mit etwas trauriger Stimme. »Oder bist du ein Mensch?«
    »Ich bin normalerweise kein Schatten. Ich bin nur kurz in einen Schatten verzaubert worden.«
    »Dann bist du vielleicht das Menschenkind, auf das wir schon so lange warten. Wie alt bist du?«
    »Bald werde ich sieben Jahre alt.«
    »Dann bist du der, auf den wir warten. Du musst sofort gehen und die geheimnisvollen Zeichen auf dem Granatapfelbaum entziffern. Das kann nur ein noch nicht sieben Jahre altes Menschenkind.«
    »Gut, ich gehe sofort. Aber ich komme zurück, denn ich habe noch nicht alle magischen Sachen gefunden. Du musst mir dabei helfen.«
    Ich wollte noch etwas sagen, aber ich konnte nicht, denn plötzlich war zwischen Jola und mir ein Wesen, das drei Köpfe hatte.
    Das konnte niemand anderes als der Dreikopf sein. Das dreiköpfige Wesen lachte. »Wir haben Besuch! Hohoho. Was willst du denn hier?«
    »Nichts. Ich bin nur hergekommen, um diese wunderschönen Bilder anzusehen.«
    »Das ist verboten«, sagte der Dreikopf. »Die Stadt und alle Bilder gehören nur mir. Du bist hier nicht willkommen.«
    »Das habe ich nicht gewusst«, sagte ich. »Wenn das so ist, muss ich mich verabschieden.«
    »Ha, ha«, lachte der Dreikopf. »So einfach ist das nicht. Du wirst für immer hier bleiben, um mir zu dienen. Ich brauche einen Diener. Aber jetzt habe ich keine Zeit mich mit dir zu beschäftigen. Ich muss Jola noch einmal fragen, wann sie mich heiraten wird. Bis ich Zeit für dich habe, schicke ich dich hinter die giftige Dornenhecke. Von dort kannst du nicht wegkommen.« Er sagte das und seine drei Köpfe spuckten eine Zauberformel aus. Ich wusste nicht, was passiert war, aber ich fand mich einen Augenblick später neben dem Granatapfelbaum wieder, um den eine giftige Dornenhecke rankte.
     

Der Granatapfelbaum
     
    Die giftige Dornenhecke war fest geschlossen. Nirgendwo war eine Lücke, die nach draußen führte. Dreimal ging ich an der Dornenhecke vorbei, aber ich konnte nicht das kleinste Loch entdecken. Na ja, vielleicht musste ich nur ein bisschen warten. Dann kam bestimmt die rote Feder und würde mir helfen.
    Ich wartete und wartete, aber es passierte nichts. Deshalb schaute ich mir den Granatapfelbaum an.
    Auf der Baumrinde war wirklich etwas geschrieben. Es waren vier geheime Zeichen. Ich sah ein bisschen genauer hin und musste lachen. Der, der das geschrieben hatte, konnte überhaupt nicht gut schreiben. Der erste Buchstabe war verkehrt geschrieben. Man schreibt das »M« nicht so. Der zweite Buchstabe stand auch auf dem Kopf. Wenn man ihn umdrehte, war es ein richtiges »A«. Der dritte Buchstabe war in Ordnung, So schrieb man das »M« wirklich. Der vierte Buchstabe stand auf dem Kopf, wie der zweite. Ebenfalls ein »A«. Jemand hatte MAMA schreiben wollen und alles verkehrt gemacht. Das musste jemand gewesen sein, der noch nicht gut schreiben konnte.
    »Mama schreibt man nicht so!«, rief ich ganz laut und hoffte, dass der, der es geschrieben hatte, mich hören konnte. Kaum hatte ich das Wort »Mama« ausgesprochen, da fiel mir aus den Ästen des Granatapfelbaums ein Granatapfel in die Hand.
    Aber ich hatte keine Gelegenheit in die Frucht zu beißen, weil ich ein Geräusch hörte. Ich schaute mich um und konnte gerade noch sehen, wie die giftige Hecke bis zum letzten Dorn in der Erde verschwand. Nun

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