Der Schattenprinz
schlüpfen. Wenn wir zusammen weitergehen würden, würde der Ball nach unten fallen und alle Welten vernichten.
»Lass mich den Ball halten«, bot ich an. »Und du gehst weiter, um Jola zu helfen.«
»Nein, du gehst weiter«, sagte der Prinz. »Du musst alle gestohlenen magischen Sachen alleine finden, den Dreikopf besiegen und Jola und ihr Volk von dem bösen Fluch befreien.«
»Ich lass dich nicht alleine«, weigerte ich mich.
»Das ist aber die einzige Möglichkeit Jola zu helfen«, sagte der Prinz ernst. »Meine Oma hat gesagt, dass ich Jola nicht helfen kann, sondern dass ich nur jemanden finden könnte, der Jola helfen würde. Also musst du alleine weitergehen.«
»Gut, ich gehe, aber ich komme so schnell wie möglich zurück und befreie dich«, sagte ich. »Und dann gehen wir zusammen zu mir nach Hause.«
»Du weißt, dass das nicht möglich ist«, sagte der Prinz traurig. »Ein Schatten bleibt immer ein Schatten. Aber ich bin glücklich, dass ich dich gefunden habe. Geh jetzt.«
»Bis bald!«, sagte ich. »Ich komme zurück.«
»Warte!«, rief der Prinz. »Ich habe etwas vergessen.«
Er nahm mit einer Hand den Anhänger, den er unter den Kleidern versteckt trug und den ich im Badetrog auf dem Zauberbach schon bewundert hatte, und gab ihn mir. »Nimm diesen Anhänger. Er wird dir helfen mit Jola zu reden.«
Ich hängte mir den Anhänger um, schlüpfte durch die Finger und kletterte weiter nach oben.
Etwas bereitete mir Kopfzerbrechen: Ich hatte heim Gehen bemerkt, dass der Nebelball, den der Prinz hielt, immer größer und größer wurde. Vielleicht würde dieser Ball doch einmal so groß sein, dass er alle Welten vernichten konnte. Ich hatte also viel nachzudenken und so bemerkte ich nicht, dass ich die unsichtbare Leiter verlassen hatte und in Richtung einer Stadt unterwegs war.
Jola
Ich war endlich dort, wo ich hinwollte. Ich war vor der unglücklichen Stadt, die einmal glücklich gewesen war.
Die Stadt war umgeben von dicken Stadtmauern. Außerdem verlief rund um die Stadt ein tiefer Burggraben. Er war so tief, dass ich nicht bis zum Boden sehen konnte. Um in diese Stadt zu gelangen, musste man über die Zugbrücke gehen. Aber die war hochgezogen.
Andere Türen konnte ich nicht entdecken,
Ich war traurig. Nun war ich so weit gekommen und konnte nicht in die Stadt hinein.
Nachdem ich dreimal herumgegangen waren, schaute ich in den Himmel und sah die rote Feder. Sie begann damit, ganz weit oben ein Gewitter zu zeichnen.
Zunächst wollte ich mich unter einen Baum stellen, der neben dem Graben wuchs. Aber ich machte das dann doch nicht. Ich erinnerte mich daran, wie mein Großvater gesagt hatte, dass man sich während eines Gewitters nicht unter einem Baum stellen sollte. Denn wenn in diesen Baum der Blitz einschlug, war man verloren.
Die rote Feder zeichnete ein immer stärkeres und stärkeres Gewitter. Und ich war sehr enttäuscht. Einmal hatte mir die Feder geholfen und nun wollte sie mir schaden.
Plötzlich war um mich herum alles von einem grellen Licht erhellt. Die magische Feder hatte auch noch einen starken Blitz gezeichnet, der sofort in den Baum einschlug. Ein Glück, dass ich nicht darunter stand! Der Baum fiel mit einem ohrenbetäubenden Krachen um. Danach verschwand die Feder und das Gewitter mit ihr.
Es war wieder so ruhig wie vorher. Aber es war nicht alles so wie vorher. Der große Baum, den der Blitz aus der Erde gerissen hatte, war über den Burggraben gefallen und hatte mit einem Ast ein Kellerfenster in der Stadtmauer zerbrochen.
Der Weg in die Stadt war frei. Ich musste nur über den Baumstamm klettern, als ob er eine Brücke wäre, und dann, hopp, durch das Fenster in den Keller.
»Danke!«, schrie ich nach oben. Ich war glücklich, dass mir die rote Feder wieder geholfen hatte und lief über den Baum in die Stadt. Durch das Fenster zu klettern war für mich kein Problem. Aber dort, wo ich hinkam, war kein Keller. Mit ziemlicher Sicherheit war es die Werkstatt eines Schmiedes. Denn ich sah einen Amboss und einen großen Blasebalg. Uberall lagen Hufeisen herum. An den Wänden hingen Bilder von Männern, die Hämmer in den Händen hielten und lange Lederschürzen trugen. Das waren sicher die Leute, die hier gearbeitet hatten, bevor der Dreikopf sie in Gemälde verzaubert hatte.
Als ich auf die Straße hinaustrat, sah ich an den Hauswänden Bilder von vielen Tieren und Menschen. Überall hingen Bilder von Männern, Frauen und Kindern.
Alle waren jung und
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