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Der Schattensucher (German Edition)

Der Schattensucher (German Edition)

Titel: Der Schattensucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Braun
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herbeigeeilt kamen, rief er dem Grafen zu: »Ich nehme Eure Einladung an!«
    Kurz darauf fand er sich rücklings auf dem Boden wieder. Zwei Soldaten drückten ihre Spieße gegen seine Brust. Die Stille war gebrochen. Levins Vorstoß hatte ein Raunen ausgelöst, jetzt murmelten alle wild durcheinander. Jason eilte herbei und befahl, den Störenfried augenblicklich fortzuschaffen.
    »Halt!«, ertönte es von der Sänfte. »Was ist hier los?«
    »Ein Attentäter«, meldete Jason. »Wir werden ihn sofort wegschaffen.«
    »Ein Attentäter ohne Waffen?«
    Jason fiel nichts ein, was er antworten sollte, und der Graf sagte: »Richtet ihn auf!«
    Sie packten Levin an den Oberarmen und zerrten ihn vor die Sänfte. Levin hob den Kopf.
    »Moment mal!«, rief Jason aus, als er Levins Gesicht erkannte. »Das ist ein Alsuner. Ich kenne ihn, großer Erbauer.«
    »Du kennst einen Alsuner?«, fragte der Graf ernst. Doch er schien keine Antwort zu erwarten, sondern richtete die ganze strahlende Kraft seiner braunen Augen auf Levin. »Weißt du eigentlich, was du eben getan hast, Alsuner?«
    »Ich denke schon.« Levin versuchte jeden Anflug von Unsicherheit aus seiner Stimme fernzuhalten.
    Der Graf hob die Augenbrauen, um sich ein weiteres Nachfragen zu ersparen.
    »Ich habe, … Erbauer, Euch nur beim Wort nehmen wollen. Ihr spracht davon, dass Ihr uns erwartet.«
    »So ist es.«
    »Nun ist es so, dass ich Eurer Einladung gerne Folge leisten würde. Leider verhindern das Eure Leute.«
    »Tatsächlich?«, fragte der Graf mit dem Anflug eines Lächelns und schaute abwechselnd in die Gesichter seiner Begleiter.
    »Nicht nur, dass mir der Zutritt in Euren Palast verboten ist«, fuhr Levin fort. »Nein, nachdem ich Euch einen großen Dienst erwiesen habe, werde ich zum Dank gezwungen, den Schutz von Briangard zu verlassen, obwohl mich in Alsuna mein Unheil erwartet.«
    »Das reicht!«, brüllte Jason und riss Levin zurück. »Ihr habt den Erbauer lange genug belästigt.«
    »Nein, wartet«, sagte der Graf. »Ist das wahr, Jason?«
    »Herrlichkeit, Ihr wisst, wie es gewesen ist. Dieser Mann hat uns auf den Ritter von Alsuna aufmerksam gemacht, der in unsere Festung eingebrochen ist. Er hat es mir nicht leicht gemacht, seinen Worten zu glauben. Offensichtlich hatte ich mit meinem Zweifel recht.«
    »Ja, ich erinnere mich«, sagte der Graf.
    »Herrlichkeit, mit Eurer Erlaubnis werde ich diesen Eindringling einsperren lassen und ihn so lange foltern, bis er die Wahrheit sagt.«
    »Nun, mein lieber Jason. Du leistest mir einen guten Dienst. Das hast du oft genug bewiesen. Als Hauptmann der äußeren Wache musst du besonders streng sein. Aber ich sehe nicht, weshalb wir diesem Mann unseren Schutz entziehen sollten, wenn er uns geholfen hat. Sagtet Ihr nicht, dass er sich durch den Mantel des Ritters ausgewiesen hat?«
    »So ist es«, sagte Jason stumpf.
    »Dann soll er so lange auf Briangard bleiben, wie es seine Sicherheit erfordert. Gebt ihm eine Unterkunft, in der er sich wohlfühlen kann, und hetzt ihm nicht ständig die Wachen nach. Was Eure andere Bitte angeht, Alsuner: Ich gebe euch recht. Meine Einladung galt jedem. Ich habe nie behauptet, dass mein Palast nur bestimmten Menschen geöffnet ist. Ich erwarte Euch morgen Abend in meinen Gemächern.«
    »Ich danke Euch«, sagte Levin mit einem versteckten Grinsen.
    »Ich bitte Euch, das noch einmal zu bedenken, Herrlichkeit«, warf Jason ein. »Er ist ein Alsuner.«
    »Offensichtlich. Das sagtet Ihr bereits. Was meint Ihr , Norman?«
    Der Hauptmann der inneren Wache, der bislang schweigend dabeigestanden hatte, zeigte nur wenig Regung, als er sich Levin anschaute. »Der wird nichts Schlimmes tun. Wir passen schon auf.«
    »Dann sagt mir noch Euren Namen«, forderte der Graf.
    »Ich bin Linus.«
    »Es ist lange her, dass ich mit einem gewöhnlichen Alsuner gesprochen habe. Lange her.« Er blickte im Hof um sich. Das Gemurmel verstummte. »Das war doch einmal etwas anderes. Und nun macht den Weg frei.«

18. Kapitel
    Alsuna, Jahr 295 nach Stadtgründung
    Ortwins Schmiede war in der letzten Zeit nicht besonders erfolgreich gewesen. Sein Alter und die Krankheit forderten ihren Tribut. Oftmals hatten Kunden ihm einen Auftrag erteilt und ihn dann wieder zurückgezogen, weil er ihnen nicht schnell genug arbeitete.
    »Ich habe schon seit einer ganzen Weile das Gefühl«, sagte Ortwin mit ernster Stimme zu seinen neuen Freunden, »dass es mit dieser Schmiede bald ein Ende hat. Mein Großvater wäre

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