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Der Schattensucher (German Edition)

Der Schattensucher (German Edition)

Titel: Der Schattensucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Braun
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führten zu einem prächtigen Portal hinauf, vor dem ihn zwei weitere Wachen erwarteten. Sie schienen wie alle anderen Bescheid zu wissen, denn ihre Gesichter waren weder alarmiert noch befremdet, als er die Stufen hinaufstieg. Vermutlich war er seit seinem waghalsigen Vorstoß eine Berühmtheit auf Briangard.
    Elena hatte ihn für verrückt erklärt, als er ihr erzählt hatte, was passiert war. Keiner wage es, den Grafen ungebeten anzusprechen, schon gar nicht ein Fremder. »Deinetwegen werfen sie mich noch in den Kerker«, hatte sie gesagt. »Das ist nicht im Preis enthalten.«
    »Ich hoffe, dass ich möglichst schnell bekomme, was ich brauche. Dann verschwinden wir«, war seine Antwort gewesen.
    »Sag mir, wenn du Hilfe brauchst.« Dann war sie hinausgegangen und Levin hatte sie den ganzen Tag nicht mehr gesehen.
    Nun war er hier. Die Wache klopfte an die Tür und meldete ihn an. Als sich das Portal öffnete, erblickte er zuerst die bunte Robe eines unbewaffneten Mannes, offenbar war es ein Diener des Palastes. Hinter ihm konnte Levin die riesige Halle erkennen, die vom Tageslicht durchflutet wurde.
    »Ihr seid also der Alsuner, den der Erbauer erwartet«, sagte der Diener und bat Levin herein. »Habt Ihr Waffen bei Euch?«
    »Nein.«
    Er begutachtete Levin von Kopf bis Fuß, tastete ein wenig sein Gewand ab und bat ihn dann, ihm zu folgen.
    Der Diener musste hölzerne Schuhsohlen haben, denn jeder Schritt auf die violetten und schwarzen Bodenplatten schickte ein durchdringendes Hallen durch den Raum. Vermutlich konnte man sie schon von Weitem hören und möglicherweise war das auch die Aufgabe dieser Schuhe, überlegte sich Levin.
    Als sie die Mitte der Halle erreicht hatten, wo vier silbern schimmernde Säulen ein Quadrat bildeten, wurden Levin die Ausmaße des Gebäudes erst bewusst.
    Sieben Stockwerke umringten die Eingangshalle jeweils mit einer Galerie, die durch ein helles Marmorgeländer abgeschlossen wurde. Nur ganz oben, direkt unterm Dach, flutete von den Seiten das Licht herein. Das Dach wurde von den vier Säulen gestützt, die sich wie ein schmaler Hals über die ganze Höhe der Halle erstreckten. An der Hinterseite der Halle begann die breit angelegte Treppe und führte in immer abwechselnder Richtung von einem Stockwerk zum nächsten.
    Für einen Moment blieb Levin zwischen den Säulen stehen und bewunderte die ungewöhnlichen Baumaterialien, die hier verwendet worden waren. Sie gaben dem Raum eine eigentümliche Atmosphäre von Unendlichkeit und Klarheit. Alles schien besonders und doch völlig harmlos, so als könnte es gar nicht anders sein.
    Schwierig, sich hier zu verstecken , überlegte er sich. Von irgendeiner Seite werde ich auf jeden Fall gesehen. Außerdem müsste ich hier wahnsinnig leise sein.
    Dann entdeckte er auf dem Boden schmale Rinnen, die sich in der Mitte des Säulenquadrats trafen und in einem Loch endeten. Der Diener hielt an und erkannte seinen fragenden Blick.
    »Unsere Wasseradern. Wenn es regnet und sich oben im Dach das Wasser sammelt, läuft es entlang der Säulen in die Halle hinunter. Es ist ein besonderer Anblick, wenn die Säulen von einer fließenden Wasserschicht überzogen sind. Wenn es unten ankommt, fließt es in die Rinnen und durch das Loch in den Keller.«
    »Wozu soll das gut sein?«
    »Unten wird das Wasser gesammelt und für trockene Zeiten aufbewahrt.«
    »Das ist viel Aufwand für eine sehr einfache Sache.«
    »Es ist eine wichtige Sache. Die wichtigsten Dinge sollten auch die schönsten sein, sagt der Erbauer.«
    Levin folgte dem Diener zur Treppe. Ab und zu sah er eine Wache oder einen anderen Diener vorübergehen. Sie schienen keine festgelegen Wege zu haben. Überhaupt machten sie nicht den Eindruck, besonders streng zu beobachten. Einer grüßte ihn sogar auf der Treppe. Zum ersten Mal fiel Levin dabei auf, dass sie das Bussardwappen auf ihren beigefarbenen Stoff genäht hatten. Hier drinnen trugen sie keine Helme und auch der Panzer fehlte. Hätten sie nicht das Schwert am Gürtel und die Armbrust auf dem Rücken gehabt, hätte Levin sie schwerlich als Wachen eingestuft – schon gar nicht als brianische Wachen.
    Sie stiegen bis zum dritten Stock hinauf. Ein Stück gingen sie auf der Galerie entlang, dann führte ihn der Diener in einen Gang, der von Fackeln beleuchtet war. Noch immer waren die Wände und der Boden großzügig angelegt und bestanden aus edlen Gesteinen. Der Gang machte einen Knick und endete schließlich vor einer von vielen

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