Der Schattensucher (German Edition)
meine Arbeit machen lassen«, sagte Levin und lächelte bitter.
Jason wandte sich um, als sein Hund herbeigelaufen kam. »Wieso sollte ich Euch daran hindern?« Er streichelte den Hund am Nacken. Der streckte seine Schnauze in die Richtung von Levins Fuß und fing zu bellen an.
»Aber, aber!«, sagte Levin. »Ihr habt ihn nicht gerade zu meinem Freund erzogen.«
»Er ist bei allen Fremden misstrauisch«, antwortete ihm Jason und schaute Levin so nachdenklich an, dass ihm angst wurde.
»Ist gut. Einen schönen Tag Euch noch«, sagte Levin und ging rasch davon. Von Weitem hörte er noch immer das Bellen.
32. Kapitel
Alsuna, Jahr 304 nach Stadtgründung
»Nichts, aber auch gar nichts spricht dafür, dass der Graf sein Angebot ernst meint«, sagte Alkis mit glühenden Augen und musterte jeden der Senatoren. »Die Gnadenlosigkeit und Brutalität, mit der er Sallas’ Haus ohne erkennbaren Anlass verwüsten ließ, zeigt seine wahre Natur. Er will nicht den Frieden, er will Krieg!«
Eine Frau sprang auf: »Ihr verschweigt das Ergebnis, das die Untersuchung der Stadtwache zutage gebracht hat. Ich selbst habe einige der Berichte ausgewertet und veröffentlicht. Niemand scheint sie zur Kenntnis genommen zu haben. Beim Großteil der Leichen, die aus dem zerstörten Haus geborgen wurden, fand man die Sonne der Ritter von Alsuna . Es ist eindeutig, dass sich dieser Orden im Haus von Sallas versammelt hatte. Wie einige von Euch wohl wissen, war auch Senator Kassandro unter den Opfern. Auch bei ihm wurde die Sonne gefunden. Die Soldaten von Briangard haben eine Gruppierung angegriffen, die für den Frieden dieser Stadt eine große Bedrohung darstellte.«
»Erstens«, versuchte Alkis sachlich zu erwidern, »ist es nicht gesagt, dass damit der Orden endgültig zerschlagen wurde. Zweitens sind die Untersuchungen noch nicht vollständig abgeschlossen. Ein mir gut bekannter Arzt äußerte bereits den Verdacht, dass die Männer nicht in einem gleichwertigen Kampf, Mann gegen Mann, gestorben sind. Eher scheinen sie auf grausamste Weise niedergemetzelt worden zu sein. Eine Gruppe von Ärzten, der ich möglicherweise auch angehören werde, wird diese Sache demnächst vollends aufklären. Sollte sich der Verdacht bestätigen, wirft das ein eindeutiges Licht auf die Vorgehensweise des Grafen. Soweit ich die Gesetze dieser Stadt kenne, wird ein Verdächtiger zuerst angehört, ehe man ihn verurteilt und bestraft. Die Brianer scheinen dies für unnötig erachtet zu haben, obwohl die Möglichkeit bestanden hätte, Gefangene zu machen.«
Zwei Vertreter aus der Fraktion der Minenarbeiter erhoben die Stimme, Philus unterbrach sie streng. »Ich möchte heute nicht noch einmal erleben, dass dieser Senat sich in ein Tollhaus verwandelt. Haltet die Regeln dieses Hauses ein oder Ihr werdet aus der Sitzung verbannt. Senator Gwydion hat das Wort.«
Gwydion erhob sich, warf dem Vorsitzenden einen entschuldigenden Blick zu und setzte dann mit dem Feuer in der Stimme fort, das ihn schon dazu gebracht hatte aufzustehen.
»Was Ihr sagt, Senator Alkis, ist verleumderisch und verlogen. Die Ritter von Alsuna haben jahrelang gemordet und geplündert. Sowohl der Graf als auch seine Anhänger wurden durch diese Verbrecher bedroht. Der Senat hat nichts dagegen unternommen. Die Stadtwache hat stillschweigend zugesehen. Es wurde höchste Zeit, dass die Brianer kamen und uns von dieser Bedrohung befreiten.«
Ein Kaufmann meldete sich und beschimpfte Gwydion als einen primitiven Fanatiker, der nichts in einem Senat verloren habe. Gwydion wehrte sich mit Beschimpfungen, zwei Leute sprangen ihm bei. Thekla wollte etwas sagen, kam aber nicht zu Wort, weil ein anderer Gelehrter mit lauter Stimme forderte, Gwydion hinauszuwerfen. Nachdem Philus endlich für Ruhe gesorgt hatte, war Alkis wieder an der Reihe.
»Nun, diese ganze Diskussion – wenn wir es als eine solche bezeichnen wollen – hat doch wohl eine Sache unter Beweis gestellt: dass der Graf spaltet, wo er kann. Selbst wenn er nicht anwesend ist, bilden sich seinetwegen feindliche Lager, die sonst niemals entstanden wären. Wollen wir das noch länger in unserer Stadt dulden?«
»Worauf spielt Ihr an?«, fragte Thekla. »Wollt Ihr etwa den Grafen vollends ins Gebirge verbannen?«
»Mir ist klar, dass dies nicht realistisch ist. Mir ging es lediglich darum, dass wir dem Grafen nicht trauen sollten, wenn er eine Stellungnahme zu mehr Frieden in dieser Stadt verfasst. Im Gegenteil: Es sollte uns zutiefst
Weitere Kostenlose Bücher