Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schattensucher (German Edition)

Der Schattensucher (German Edition)

Titel: Der Schattensucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Braun
Vom Netzwerk:
aufgefallen?«
    »Was meinst du?«
    »Du wirst verfolgt.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Der eine da hinten, der sich gerade unauffällig die Tücher anschaut, und der dort, der an der Hauswand lehnt.«
    Alvin gab sich keine Mühe, seinen Blick zu tarnen. Als er die Männer betrachtet hatte, erschrak er. Für einen Moment musste er nachdenken, dann erinnerte er sich an die beiden. Vorhin vor dem Haus hatte er sie noch gegrüßt.
    »Woher weißt du, dass sie mich verfolgen?«
    »Sie halten immer den gleichen Abstand zu dir. Wenn du stehen bleibst, tun sie es auch. Gerade hast du sie ganz schön in Verlegenheit gebracht, als du hierher zurückgekehrt bist.«
    »Wer bist du?«
    Der Junge sprang vom Dach. »Jemand, der sich sehr gut auskennt. Komm mit.«
    Alvin zögerte.
    »Na los, komm schon. Oder willst du sie nicht loswerden?«
    Der Junge rannte voraus, Alvin hängte sich an seine Fersen. Zuerst verschwanden sie in einer engen Gasse, dann führte der Junge ihn durch einen Wirrwarr von Abzweigungen. Irgendwann sprang er auf eine Mauer und bot Alvin die Hand. Der ließ sich hochziehen und duckte sich mit dem Jungen hinter die Mauer. Kurz darauf hörten sie, wie die beiden Männer wild diskutierend vorbeizogen.
    »Die bist du los.«
    »Danke, mein Freund.«
    Sie setzten sich gegen die Mauer, Alvin keuchte.
    »Du bist nicht gerade vorsichtig«, sagte der Junge.
    »Wieso auch? Wann wurdest du das letzte Mal verfolgt?«
    »Oh, das war wohl letzte Woche. Die Stadtwachen mal wieder.«
    »Alles klar. Ich will es gar nicht wissen. Jedenfalls bin ich froh, dass du mir geholfen hast.«
    »Schon gut. Die Kerle sahen ein bisschen trottelig aus. Es hat mich gereizt.«
    Er überlegte, ob er ihn nach der kleinen Flasche fragen sollte. Aber was konnte er verlieren? »Sag mal, du hast nicht zufällig gesehen, wie ich etwas verloren habe?«
    »Du meinst das hier?« Er hielt ihm das Fläschchen entgegen.
    Alvin machte große Augen und ergriff es schnell. »Genau das. Wo hast du es gefunden?«
    »In deiner Tasche.«
    »Du hast es geklaut?!«
    »Ich sagte doch: Du bist unvorsichtig.«
    »Das gibt dir noch nicht das Recht, mich zu bestehlen.«
    »Du sahst aus, als hättest du etwas sehr Wertvolles in der Tasche. So oft, wie du sie befühlt hast.«
    »Vielleicht ist das ja auch etwas Wertvolles für mich.«
    »Das bisschen Blut?«
    Alvin schaute die Flasche genau an. »Du hast sie doch nicht geöffnet?«
    »Nein. Wieso auch? Aber es hat mich interessiert, was du damit vorhast.«
    »Das geht dich nichts an.« Alvin erhob sich. »Ich muss zurück.« Als er gehen wollte, blickte er sich ratlos um. »Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mir aus diesem Straßenlabyrinth hinaushelfen würdest.«
    »Du scheinst hier wirklich nicht allein klarzukommen«, sagte der Junge und führte Alvin wieder durch zahlreiche Gassen, die er sich nie hätte merken können.

31. Kapitel
    Briangard, Jahr 304 nach Stadtgründung
    Trotz der Betäubung war es ihm, als wüteten Dolche in seinen Gliedern. Sie schnitten und stachen und schienen jeden Nerv zu reizen, der Schmerzen fühlen konnte. Das heiße Metall zischte auf seiner Schulter. Sie hielten ihn zu viert von allen Seiten, er krümmte sich, begleitet von einem Schrei, den er nur für Sekunden hatte unterdrücken können. Dann brüllte er kurz und heftig auf und es war vorbei.
    Das musste der Schmerz des Todes sein.
    Zuerst spürte er nichts mehr. Dann merkte er, dass ihm der Schweiß in Bächen übers Gesicht lief. Er schlug die Augen auf und wusste, dass er – auf welche Weise auch immer – noch lebte.
    Später saß er auf der Liege in einer Ecke der Meskanhalle, seine Augen ruhten auf der Schulter, mit den Fingern fuhr er über die dunkelbraune, knorrig gewordene Hautstelle. Den Bussard hatte es vorher nicht gegeben. Jetzt war er für immer da.
    »Er gehört zu dir und du gehörst zu ihm. Wenn du das vergessen solltest, dann befühle deine Schulter und spüre ihn«, sagte Thanos mit leuchtendem Gesicht.
    Levin nahm kaum etwas von den Worten auf. Es brannte und brannte und nichts anderes war in diesem Moment wichtig.
    »Warum hast du das getan?«, fragte ihn Elena, als er zu Hause auf dem Bauch lag und sie ihn mit Salbe einrieb. Sie fragte es weniger vorwurfsvoll als anteilnehmend.
    »Es – ist – doch nur – ein – Zeichen«, brachte Levin hervor.
    »Damit bist du nun ein echter Brianer. Du spielst es nicht mehr.«
    »Ach ja?«
    »Oder hast du noch immer nicht verstanden, welche Bedeutung diese Dinge hier

Weitere Kostenlose Bücher