Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schattensucher (German Edition)

Der Schattensucher (German Edition)

Titel: Der Schattensucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Braun
Vom Netzwerk:
Es gibt genügend Indizien, dass solche Aktivitäten in Alsuna vonstattengehen. Wenn alles so offenliegen würde, wie Ihr Euch das wünscht, wären sie nicht so gefährlich«, sagte Gereon.
    »Wir haben in der Tat vermehrte Hinweise auf Menschen, die sich als Freunde des Grafen bezeichnen und sich von den uns bekannten fanatischen Gruppen unterscheiden«, sagte die Frau, die für die Stadtwache arbeitete. »Senator Gereon spricht hier nicht nur von Hirngespinsten. Allerdings ist noch nicht klar, welche Gefahr von ihnen ausgeht. Ihr könnt Euch aber sicher sein, dass es bereits Menschen gibt, die sich ihrer annehmen.«
    Es dauerte noch eine Stunde, bis die vier Forderungen zu Genüge diskutiert waren. Dann wurde abgestimmt. Philus klammerte die letzte Forderung aus, da über sie noch zu wenig Gewissheit herrschte.
    Mit knapper Mehrheit stimmte man dagegen, die Stellungnahme des Grafen anzunehmen. Hingegen wurde beschlossen, die diplomatischen Treffen beizubehalten. Mit noch knapperer Mehrheit – verschuldet durch das Fehlen der vier Abtrünnigen – entschied der Senat, die Truppen der Stadtwache zu stärken und sich auf einen möglichen Angriff des brianischen Heeres vorzubereiten.
    Das Feuer im Kamin glühte nur noch, als die Senatoren sich erhoben und den Raum verließen. Niemand sah, dass Thekla eine Nachricht verfasste und sie draußen einem Boten in die Hand drückte.

33. Kapitel
    Briangard, Jahr 304 nach Stadtgründung
    Selten hatte Levin einen so fein gedeckten Tisch gesehen: zwei Silberplatten, auf denen Rinderbraten, Gänse- und Lammkeulen sowie Schweinekoteletts appetitlich angeordnet waren, Schüsseln mit Kartoffeln und Kraut, kunstvoll geschnittenes Gemüse, alles beleuchtet von einem mehrstufigen Kerzenständer in der Mitte des Tisches. Der appetitliche Duft von Bratensaft stieg Levin in die Nase. Hinter ihm klapperten die Holzschuhe des Dieners, der einen Krug hereinbrachte und auf dem niedrigen Tisch im Gemach des Grafen abstellte. Thanos nickte ihm zu und bat ihn, die Tür zu schließen.
    »Willkommen, mein lieber Linus. Es wird höchste Zeit, dich zum Essen hier zu haben«, sagte er und machte zugleich ein enttäuschtes Gesicht. »Wo hast du deine Gemahlin gelassen? Hatte ich sie nicht ausdrücklich eingeladen?«
    »Es tut mir leid, Thanos. Sie wollte kommen, doch heute wurde sie krank. Sie musste sich ins Bett legen.«
    »Hoffentlich nichts Ernstes«, sagte Thanos und klang etwas gekränkt. Sie hockten sich am Tisch auf den Boden. Der Teppich war angenehm warm. »Greif zu. Wie du siehst, dürften wir heute satt werden.«
    Sie begannen zu essen. Levin ließ sich von Thanos jede Hemmung ausreden und genoss das Mahl trotz der Gedanken, die in seinem Kopf kreisten. Es sollte der Abend sein, an dem er die letzten noch fehlenden Informationen einholte. Langsam wurde es Zeit. Seit vier Tagen war er Hauptmann und ihm blieben nur wenige Tage, bis Darius ihn erwartete. Ein gemütliches Abendessen und viel Wein waren die beste Voraussetzung, um Thanos das zu entlocken, was er noch nicht preisgegeben hatte. Er hatte sich ein paar Strategien zurechtgelegt.
    Doch schon am Anfang warf Thanos die erste Strategie über den Haufen. Nicht er redete, sondern er bat Levin zu erzählen. Eine halbe Stunde lang beschränkte sich Thanos darauf zu kauen, zu schlucken und zu lauschen. Er gab kaum einen Ton von sich. Levin sollte von seinen ersten Erfahrungen als Hauptmann erzählen, von seinen Plänen und mit welchen Schwierigkeiten er zu kämpfen hatte. Levin berichtete von seinem Problem, dass man ihn als Anführer noch nicht anerkannte und vieles nicht verstand, was er anordnete. Erst nach einer Weile sagte Thanos ganz unvermittelt: »Das ist interessant. Offenbar gilt es auch für dich.«
    »Was gilt für mich?«
    »Dass man erst dann führen kann, wenn man die Leute für sich gewonnen hat. Ansonsten wird man ein Tyrann.«
    »Du behauptest, ich wäre ein Tyrann?«, fragte Levin entrüstet.
    »Wenigstens klingt es so, als könntest du einer werden. Du bist es nicht gewohnt, Verantwortung für andere zu tragen. Deshalb willst du sie durch Strenge gefügig machen.«
    »Ist es bei dir nicht dasselbe? Ich sage nur: Fünf Eherne Regeln .«
    Thanos wurde nachdenklich. »Ein guter Einwand. Die Alsuner mögen die Regeln nicht, hab ich recht?«
    Levin nickte.
    »Das kann ich mir gut vorstellen. Sie waren auch nicht dazu gedacht, für sich allein zu stehen. Was die Leute verloren haben, sind nicht die Regeln, sondern die Vision

Weitere Kostenlose Bücher