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Der Schattensucher (German Edition)

Der Schattensucher (German Edition)

Titel: Der Schattensucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Braun
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misstrauisch machen.«
    »Dann sagt uns endlich, was Ihr wirklich wollt!«, forderte Thekla.
    »Wenn Ihr so direkt fragt: Ich fordere nicht nur die Ablehnung des Schreibens, sondern den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Briangard. Der Senat soll nicht länger den Täuschungsmanövern des Grafen Vorschub leisten. Und zuletzt fordere ich«, und damit blickte sich Alkis im Raum um und schien nach Unterstützung zu suchen, »ich fordere eine Verstärkung der städtischen Truppen. Sollten brianische Soldaten – wovon ich ausgehe – in Zukunft erneut in Alsuna auftauchen, müssen wir bereit sein, ihnen gegenüberzustehen.«
    Damit setzte er sich. Es folgte ein schockiertes Schweigen, das aber nicht lange dauerte. Der Streit entbrannte erneut, diesmal konnte Philus ihn nicht unter Kontrolle bringen.
    »Ihr hasst den Grafen! Nichts anderes ist Euer Motiv! Vernichten wollt Ihr ihn und mit ihm alle, die noch an ihn glauben!«, fauchte ein Bauer.
    Aus dem Publikum begann man hineinzurufen, die Wachen schritten ein und schleppten Störenfriede hinaus. Vier Senatoren standen gleichzeitig auf und versuchten sich gegenseitig zu übertönen.
    »Geistloses Arbeitervolk aus den Bergen!«, schimpfte einer. »Arrogante Westküstler!«, kam es zurück. Irgendwann stand Gwydion auf und sagte: »Ich habe Euch gewarnt. Noch ein Wort gegen uns oder den Grafen und ich gehöre diesem Senat nicht mehr an. Es ist so weit, ich gehe.« Demonstrativ schob er den Stuhl zurück, wandte sich ab und zog davon. Drei Leute folgten ihm. »Wurde auch Zeit«, schallte es ihnen nach.
    »Ruhe jetzt!«
    Es brauchte noch einige Minuten und zwei Verweise, ehe es Philus gelang, den Senat zur Ruhe zu bringen. Er verkniff sich weitere Kommentare zu ihrem würdelosen Umgang miteinander und schien nur noch daran interessiert, die Sitzung einigermaßen anständig zu Ende zu bringen.
    »Eine weitere Forderung, die Senator Alkis noch nicht ausgesprochen hat, scheint mir unausweichlich«, sagte Maxim aus der Reihe der Kaufleute. »Alle Gruppierungen in dieser Stadt, die sich öffentlich oder im Verborgenen zum Grafen bekennen, sollten überwacht werden. Es geht mir nicht um ein Verbot. Aber nehmen wir an, der Graf beabsichtigt tatsächlich, mit Gewalt die Herrschaft zurückzuerobern. Wie naheliegend wäre es, dass diese Gruppierungen ihm plötzlich zur Seite stehen und sich gegen die Vertreter dieser Stadt wenden. Dann hätten wir nicht nur einen Krieg, sondern wir hätten einen verlorenen Krieg.«
    Gereon kam an die Reihe. »Das werden mir so langsam etwas zu viele Forderungen auf einmal. Ihr wollt das Friedensangebot des Grafen ausschlagen, die diplomatischen Treffen beenden, Truppen gegen ihn formieren und seine Anhänger überwachen. Zu jeder dieser Forderungen ließe sich eine Menge einwenden. Belassen wir es bei der wichtigsten Sache: Ihr würdet damit die Stadt entzweien und genau das Gegenteil dessen erreichen, was Ihr beabsichtigt. Sollte Euer abstruses Szenario wirklich eintreffen und der Graf einen Angriff starten, hätten wir ihm nichts entgegenzuhalten, weil wir uns schon im Voraus gegenseitig verdächtigt und auseinandergeredet haben. Unser Verhältnis zum Grafen mag uns trennen. Was uns aber eint, ist unser gemeinsames Leid. Die Seuche trifft Anhänger und Gegner des Grafen. Sie zu besiegen ist unser gemeinsames Ziel. Lasst uns darauf konzentriert sein, dann können wir zusammen auch jede andere Bedrohung abwenden.«
    »Schöne Worte wie immer, Senator«, sagte Alkis. »Aber der Wunsch allein löst keine Probleme. Es gibt nun einmal verblendete Menschen, die sich nicht mehr vom Licht Eurer Vernunft locken lassen. Ist es nicht nötig, ihnen Einhalt zu gebieten, wenn sie sich innerlich schon längst gegen diese Stadt gewandt haben?«
    »Versteht mich nicht falsch«, entgegnete Gereon. »Ich lehne nicht jede Eurer Forderungen gänzlich ab. Ihr solltet nur ein wenig sauberer trennen. Die meisten Anhänger des Grafen sind harmlose Bürger, die wir von Neuem gewinnen sollten. Wir sollten sie davon überzeugen, dass sie für das Wohl von Alsuna kämpfen, wenn sie die Stadtwache unterstützen. Überwachen, und zwar mit umso größerer Anstrengung, sollten wir nur die wenigen, die bereits aktiv dabei sind, eine Machtergreifung des Grafen vorzubereiten.«
    »Ihr sprecht von diesen Gruppierungen, über die es bislang nur Gerüchte gibt. Wie lautete der Name doch gleich? Unterirdische Schmiede . Sehr abenteuerlich, das Ganze.«
    »Nennt sie, wie Ihr wollt.

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