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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Bäumen, lagen die Gräber der Schiffsbrüchigen, die sich im Laufe der Jahrtausende auf die Insel verirrt hatten. Es waren nicht viele und die Kinder der Erde hatten jedes Grab mit persönlichen Gegenständen der Toten geschmückt. Hier ein schartiges Schwert, dort eine verrostete Pistole, hier ein Amulett aus angelaufenem Silber, beschwert mit einem Stein.
    Kriss wusste sofort, welche davon Brias letzte Ruhestätte war, als sie die Brille entdeckte, die mit Pflanzenfasern an einem kleinen Stock befestigt war. Die Gläser waren schmutzig und zersprungen, die Bügel rostzerfressen. Kriss’ Augen brannten, als sie daran dachte, dass sie ihrer Mutter immer vorgeworfen hatte, zu schludrig mit ihrer Brille umzugehen.
    Unter den strengen Augen eines Speerträgers hatte sie weiße Blüten im Dschungel vor dem Dorf gepflückt. Nun legte sie eine davon auf Brias Grab – auf jedes Grab.
    Orrm hatte ihr berichtet, dass Bria als erste ihren Verletzungen erlegen war, aber sie war friedlich eingeschlafen. Ihr Kollege Edrik war nur eine Woche darauf verstorben. Harander Baskil, der dritte Überlebende – der Mann, als dessen Freund Markon Dorello sich in der Großen Bibliothek ausgegeben hatte – war noch anderthalb Jahre bei den Kindern der Erde geblieben. Er hatte sich von seiner Verzweiflung abgelenkt, indem er Orrm und einigen anderen Feban beigebracht hatte. Da er der einzige Mensch auf der Insel gewesen war, hatte man ihm erlaubt, sich vom Dorf zu entfernen. »Wir fanden ... seinen Körper Tage später«, hatte Orrm ihr mit seiner Wisperstimme erklärt und betrübt geklungen. »Er hatte ... einen scharfen Stein benutzt ... um zu verbluten.«
    Die Bäume rauschten über ihr. Kriss kniete sich vor das Grab ihrer Mutter. »Danke«, flüsterte sie und hoffte, dass Bria sie hören konnte. »Danke für alles.«
    »Sie wär bestimmt stolz auf dich«, sagte Lian hinter ihr. Er setzte jedes Wort so vorsichtig, als fürchte er, ihre Wunden wieder auf zu reißen.
    »Ja«, sagte Kriss und wischte sich die Augen ab. »Bestimmt.« Sie hatte so vieles gelernt; sie war eine andere Krisstenja Odwin, als jene, die Tamalea verlassen hatte. Sie hatte sogar ihre Flugkrankheit überwunden. Und vor allem fühlte sie sich tapferer als je zuvor; so wie ihre Mutter.
    Lian trat neben sie. »Glaubst du, dass was kommt, wenn man ... du weißt schon – die Lichtlande und das alles?«
    »Nein«, sagte Kriss. »Aber ich hoffe es.« Sie atmete tief durch und lauschte mit geschlossenen Augen dem Wald.
    Bria war fort, für immer. Die Gewissheit tat noch immer weh. Dennoch fühlte sich ein Teil von ihr befreit. Die Zeit des Bangens und Zweifelns war vorbei. Sie wusste, was mit ihrer Mutter geschehen war; wusste, dass sie nicht hatte leiden müssen. Sie war dankbar dafür. Und vielleicht war Bria nun bei Timos, irgendwo, jenseits dieser Welt.
    Kriss löste die alte Brille aus ihrer Befestigung und steckte sie ein. Dann erhob sie sich und klopfte sich die Erde von den Knien. »Komm«, sagte sie. Leise, damit der Speerträger sie nicht hörte. »Wir haben zu tun.«
    Lian runzelte die Stirn. »Was meinst du?«
    »Ich weiß nicht, wie es dir geht«, Kriss zeigte eine entschlossene Miene, »ich für meinen Teil will nicht auf dieser Insel sterben. Zuhause wartet ein guter Freund, den ich wiedersehen will. Egal, was sie uns sagen, es gibt einen Weg. Und wir werden ihn finden.«
    Lian grinste. »So wollt’ ich dich hören!«
     
    Als sie ins Dorf zurückkehrten, hörten sie eine Frau schreien. Es war Aulin.
    Ein Speerträger hatte sie mit beiden Armen fest umklammert und trug sie zu seinen Artgenossen. Seine Dornen hatten blutige Schrammen in Aulins Gesicht hinterlassen. Sie versuchte sich zu befreien, trat in die Luft und spuckte nach dem anderen Riesen. »Lass mich los! Lass mich!«, kreischte sie wie am Spieß.
    Die Kinder der Erde waren in Aufruhr. Bewaffnet mit Speeren und Pfeil und Bogen, bildeten ihre Krieger einen Kreis um die übrigen Matrosen, die ihrerseits in Panik gerieten. Spannung lag in der Luft, wie vor einem Gewitter. Hass und Wut standen kurz davor sich zu entladen.
    »Nein!«, flüsterte Kriss. Sie und Lian wollten zu den anderen laufen, doch ihr Aufpasser hielt sie mit hartem Griff fest.
    »Was soll das?«, bellte Kapitän Bransker, inmitten seiner Leute. »Lasst sie in Ruhe!«
    Hassk, der Anführer der Speerträger, dessen Trupp sie gestern im Wald aufgegriffen hatte, rief etwas. Was immer es war, es sorgte nur für mehr Unruhe

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