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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Atem raubte. Die Erinnerung drängte sich ganz von alleine auf: wie Kriss und er bei Sonnenuntergang mit zehn von den grünen Ungeheuern zum Strand zurückgekehrt waren, um die schlechten Nachrichten zu überbringen.
    »Willst du dich nicht lieber ausruhen?«, hatte Kriss gefragt. Ihre Augen waren noch rot und verquollen gewesen und er hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als etwas für sie tun zu können. Er war froh gewesen – er war es immer noch – dass er seine eigene Mutter niemals gekannte hatte. Er konnte sich nicht vorstellen, wie es sein musste, so jemanden zu verlieren.
    »Nein«, hatte er geantwortet. »’s geht schon wieder. Danke.« In Wahrheit hatte er höllische Schmerzen gehabt, trotz der Medizin, die ihm die Grünlinge gegeben hatten. Aber er wollte noch ein letztes Mal das Meer sehen, bevor sie in dem Dorf aus Stein eingesperrt wurden.
    Er erinnerte sich noch gut an die dummen Gesichter, die die Matrosen und Bransker bei ihrer Rückkehr gemacht hatten. Einige von ihnen hatten mit den Fingern Schutzzeichen gegen böse Geister gemacht, was die Grünlinge natürlich nicht vertrieben hatte. Der Käpt’n hatte zu den Waffen gerufen – fünf lächerliche Musketen waren alles, was ihnen geblieben war –, aber Kriss hatte sich schützend vor die Riesen gestellt. »Nicht schießen! Bitte! Hört mir zu!«
    Sie hatte den anderen die Lage erklärt. Dass sie Gefangene der Grünlinge waren und dass diese den Rest des Erkundungstrupps als Geiseln genommen hatten, um sicher zu gehen, dass keiner von Branskers Leuten – oder Bransker selbst – irgendetwas Dummes tat.
    »Wir finden eine Lösung«, hatte Kriss versprochen. Lian hatte keine Ahnung, ob die Grünlinge, die sie begleiteten, auch nur ein Wort verstanden hatten. Er hatte Branskers Widerwillen gesehen, aber der Käpt’n hatte sich letztlich gefügt und auch seine Leute hatten, wenn auch mit einiger Mühe, die Nerven behalten. Fürs Erste. Lian war sich sicher, dass einer von ihnen oder sie alle früher oder später durchdrehen würden, wenn sie erst begriffen, was auf sie zukam.
    Und nun waren sie hier, eingepfercht in verschiedene Steinhäuser, während draußen die Grünlinge mit den Glasstein-Speeren Wache hielten.
    Lian drehte den Kopf zur Seite. Kriss lag neben ihm. Ihre Wangen waren feucht. Manchmal murmelte sie den Namen ihrer Mutter. Sie so zu sehen, traurig, verzweifelt, beschwor einen viel schlimmeren Schmerz herauf, als den an seiner Schulter.
    Er wusste noch genau, wann er aufgehört hatte, sie nur als die »kleine Archäologin« zu sehen. Es war im Smaragdwald gewesen, als sie die Echse erschossen und sich anschließend übergeben hatte. Sie war so mutig gewesen und gleichzeitig so ... anrührend verletzlich. Als sie ihm dann in Hestria von ihrem Plan, ins Museum einzubrechen erzählt hatte, ein ungläubiges Lächeln auf den Lippen, da war es um ihn geschehen gewesen.
    Dann war ihm klar geworden, dass es nicht sein durfte. Er hatte versucht, sie auf Abstand zu halten, aber er war nicht dagegen angekommen. Er hatte bei ihr sein wollen, wenigstens als ihr Freund. Er hatte den Auftrag, sie zu beschützen, aber selbst ohne diese Order hätte er niemals zugelassen, dass ihr etwas zustoßen würde. Auch wenn sie sehr gut gelernt hatte, selbst auf sich aufzupassen.
    Es tat ihm leid, wie grausam er zu ihr gewesen war. Es war nie seine Absicht gewesen. »Ich glaub’, ich bin in dich verliebt!«, hatte er ihr sagen wollen.
    Doch er brachte es nicht über die Lippen, denn es würde ihr nur noch mehr weh tun, wenn sie die Wahrheit herausfand; wenn sie erfuhr, dass der Vogel nicht der einzige Spion auf der Windrose gewesen war. Er hätte es ihr gesagt, wenn er es gekonnt hätte, nur damit keine Lügen mehr zwischen ihnen standen. Aber es war ihm nicht erlaubt und das ließ ihn vor Wut und Verzweiflung zittern.
    Schmerz flammte auf, als Lian sich mit einem Arm hochstemmte und sich zu ihr beugte.
     
    Kriss träumte, dass jemand sie auf die Lippen küsste.
    Sie erwachte und sah sich mit wunden Augen in der Dunkelheit um. Wo war sie? »Bria?«, flüsterte sie.
    Lian lag neben ihr, ebenfalls wach. Sein Lächeln war scheu. »Ich bin’s nur. Schlaf weiter. Ich pass’ schon auf dich auf.«
    Kriss erwiderte das Lächeln und schloss wieder die Augen. Sie brauchte Kraft für morgen – wenn sie ihre Fluchtpläne schmieden würden.
    Bald schlief sie ein. Und sie träumte von Lian.
     
    Ein paar Schritte abseits des Dorfes, unter schützenden

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