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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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genug.
    Der Turm, den der Älteste erwähnt hatte, war ein Bauwerk im Norden der Insel, zu weit weg, als dass man es vom Dorf aus erkennen konnte. Von seiner Spitze aus hatten die Späher der Kinder der Erde beobachtet, wie die sechs Rettungsboote sich der Insel genähert hatten – woraufhin ein Trupp aufgebrochen war, um sich die Neuankömmlinge genauer anzusehen, bewaffnet mit Speeren, die drei Jahre ungebraucht herumgelegen hatten.
    Ein Riese führte Kriss und Lian auf Orrms Wunsch hin durch den morgendlichen Urwald zum Turm. Unterwegs erzählte Kriss Lian die Geschichte Dalahans.
    Er verzog skeptisch die Nase. »Glaubst du daran?«
    »Es klingt plausibel«, sagte Kriss. Aber sicher war sie sich nicht. Nicht, bevor sie die Insel mit eigenen Augen gesehen hatte.
    »Aber wie kann man ’ne ganze Insel von hier nach dort zaubern?« Lian schlug eine Ranke zur Seite.
    Kriss zuckte mit den Achseln. »Wahrscheinlich wurden einige Fakten einfach durch die Weitergabe verfälscht. Andererseits ist es in der Ælonischen Epoche passiert«, fügte sie hinzu, als würde das alles erklären.
    Der Turm war ein breites Bauwerk, das ein paar Klafter über das Blätterdach ragte. Schlingpflanzen hatten seine Mauern erobert. Ihr Begleiter rief etwas nach oben, wahrscheinlich ihre Ankündigung. Dann zeigte er ihnen den Eingang des Turms.
    Sie erklommen gut hundert Stufen. Die Aufregung trieb Kriss trotz ihrer Müdigkeit voran. Orrm hatte ihr berichtet, dass Bria diesen Turm – und Dalahan – nie gesehen hatte. Ihre Verletzungen hatten es nicht zugelassen. Kriss fühlte sich, als würde sie nun den lebenslangen Traum ihrer Mutter erfüllen.
    Ein wenig von ihrer Höhenangst flackerte wieder auf, als sie die Spitze des Turms erreichten. Von hier oben ließ sich die halbe Insel überblicken. Voraus, über den Teppich des Dschungels, konnte Kriss sogar die Boote und Kisten als winzige Flecken am Strand ausmachen – und neues Treibgut aus dem Wrack der Windrose . Hinter ihr erhob sich massig und düster der Vulkan im Zentrum der Insel. Sie hoffte, dass der Gigant noch einige weitere tausend Jahre schlafen würde.
    Zwei Kinder der Erde, die hier oben Wache hielten, wandten sich ihnen zu. »Hallo«, sagte Kriss knapp und die Riesen erwiderten etwas in ihrer eigenen Sprache.
    Lian stützte sich auf die Brüstung und ließ den Blick schweifen. »Also – wenn du hier ’ne Insel siehst, dann sag mir, wo!«
    »Orrm hat gesagt, sie wäre hier.« Kriss hatte sich das Messingfernrohr des Kapitäns ausgeliehen. Sie zog es aus und setzte es an ihr rechtes Auge, wobei sie das linke zukniff.
    Die Enttäuschung kam schnell, denn alles, was sie sah, war der Ozean unter einem blassblauen Himmel. Keine Insel weit und breit, nicht einmal ein Korallenriff oder Klippen, die über die Wellen ragten.
    »Es muss etwas geben«, beharrte sie und suchte erneut den Horizont ab. Nichts. Nur Unmengen von Wasser.
    Frustriert ließ sie das Fernrohr sinken. » Korf «, sagte sie.
    Lian nahm den Fluch schmunzelnd zur Kenntnis. »Vielleicht wissen die beiden Bescheid?« Er nickte in Richtung der beiden Riesen, die sich murmelnd miteinander unterhielten.
    »Äh, Entschuldigung«, unterbrach Kriss sie vorsichtig. »Wir suchen Dalahan – könnt ihr uns weiterhelfen?«
    Offenbar sprach keiner von beiden Feban.
    »Da-la-han«, wiederholte Kriss überdeutlich.
    Zumindest dieses Wort schienen sie verstanden zu haben, denn wie abgesprochen deuteten beide hinaus aufs Meer.
    Kriss folgte ihrer Richtung, ohne etwas zu entdecken. Einmal geriet ein Seevogel in die Reichweite des Fernrohrs. Sie verfolgte seinem Flug und beobachtete, wie er in einer relativ niedrigen Wolke über dem nordöstlichen Horizont verschwand.
    »Aber da ist nichts!«, wollte sie sagen.
    Dann sah sie einen Schwarm kleinerer Vögel aus der Wolke aufsteigen. Sie war keine Expertin, aber sie erschienen ihr nicht wie Seevögel.
    Einen Moment lang stand Kriss da, wie vom Donner gerührt. Ihr Atem ging schneller, ihr Herz fing an zu trommeln. Konnte es wirklich sein? Der Gedanke war zu kühn, zu fantastisch!
    Sie senkte das Fernrohr zum Meer – und hätte beinahe aufgeschrien, als sich ihr Verdacht bestätigte. Ein deutlicher Schatten lag unter der Wolke, dichter, dunkler als der aller anderen Wolken!
    Ihr wurde schwummerig. Sie musste sich setzen, bevor ihre Beine nachgaben.
    Lian begriff überhaupt nichts mehr. »Was hast du gesehen?«
    »Dalahan«, sagte sie und kicherte.
    Lian runzelte die

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