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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Es klang eher lächerlich, als heroisch, aber das schien Orrm nicht zu kümmern.
    Einige Zeit verging in Schweigen. »Die Schöpfer«, sagte Kriss irgendwann. Und so unschuldig wie möglich fuhr sie fort: »Sie müssen ein Schiff gehabt haben, das sie hierher gebracht hat, oder?«
    Sie merkte, wie Lian die Ohren spitzte.
    »Ja, es gab ... ein Schiff«, wisperte Orrm. »Schöner als jeder Vogel am Himmel ... und hundertmal schneller.«
    Kriss brauchte nicht lange auf das unvermeidliche Aber zu warten.
    »Aber es ... ist längst verfallen. Verrostet.«
    Kriss sah, wie Lians Schultern herabsanken und er das Gesicht verzog.
    Es wäre auch zu einfach gewesen , dachte sie.
     
    Am Morgen des dritten Tages trafen sie sich mit dem Kapitän. Die Kinder der Erde hatten den Menschen gerade Essen gebracht – gummiartige grüne Früchte aus dem Dschungel, die nach Honig schmeckten, saure, blaue Trauben und mehlige Knollen, die über dem Feuer geröstet wurden – und während die anderen ihr Frühstück verzehrten, setzte sich Kriss mit Lian und Bransker an den Bach, um sich zu beraten.
    Ein Krieger stand mit drei Schritten Abstand zu ihnen. Ein Vogel machte es sich auf seinen Kopfblüten gemütlich.
    »Was macht die Schulter?«, fragte der Kapitän.
    »Geht schon wieder.« Wie zum Beweis bewegte Lian den linken Arm. »Die Grünen haben mir ’n Heilmoos gegeben. Scheint zu funktionieren.«
    Bransker rieb sich das stachelige Kinn. Wie die anderen männlichen Matrosen hatte er sich seit zwei Tagen nicht mehr rasiert. »Neuigkeiten?«
    »Nicht viele.« Kriss spähte zu dem Krieger. Doch er schien gar nicht hinzuhören. »Es gibt kein Schiff oder sonstige Transportmittel auf der Insel.«
    »Außer die Boote.« Bransker nickte. »Nur kommen wir mit denen nicht weit. Nicht im Verbotenen Meer. Hrhm. Sind immer noch zu wenige. Und haben keine Waffen –«
    »Irgendein Zeichen von Luftschiffen?«, fragte Kriss.
    »Keine«, sagte Bransker. Er hatte Tag und Nacht mit seinem ausziehbaren Fernrohr Ausschau gehalten. »Nur der schessk verdammte Fisch.«
    Kriss kaute auf ihrer Unterlippe. Sie alle fürchteten sich davor, dass die ersehnte Hilfe der Baronin – vielleicht in Form ihres zweites Luftschiffs, der Kompassnadel – genau wie sie Opfer des Fressers wurde.
    »Haben Eure grünen Freunde Euch wenigstens verraten, ob das Vieh die ganze Zeit hier rumschwirrt, Doktor?«
    »Nein«, wollte Kriss antworten. Aber jemand kam ihr zuvor:
    »Eisenfisch kommt und geht, wie Eisenfisch will.«
    Alle drei konnten ihren Wächter nur anglotzen. Keiner von ihnen hatte gewusst, dass er sie verstand.
    »Ist Waffe aus Krieg, lange vergessen«, fuhr das Kind der Erde fort. Der Vogel schwang sich von seinem Kopf und flatterte auf bunten Schwingen in die Baumwipfel. »Zieht allein durch Himmel, auf uraltem Kurs. Ziellos. Rastlos. Bleibt einige Monate hier. Fliegt dann weiter. Kinder der Erde wissen nicht, wohin. Doch kehrt immer wieder zurück. Vielleicht wahnsinnig geworden. Wissen nicht, wie lange noch lebt. Wann Kristalle leer.«
    »Danke für die Auskunft«, murmelte Bransker entgeistert.
    »Eure Pläne«, sagte der Wächter, nicht ohne Mitgefühl. »Alle nutzlos. Kinder der Erde verstecken, wenn kommen. Euch auch verstecken. Eure Leute euch nicht finden auf Insel.«
    Damit wandte er sich wieder ab, als habe er nie etwas gesagt, und erfreute sich am Sonnenlicht.
    »Sei dir da nicht zu sicher, Freundchen«, grummelte Bransker.
     
    Die Nacht brach heran und die Monde zogen ihre Bahnen. Die Sterne strahlten hier draußen so hell, wie Kriss es nirgends sonst auf der Welt erlebt hatte. Sie und Orrm saßen auf dem flachen Dach des Steinhauses, in dem das Treibgut und Brias letzte Nachricht aufbewahrt wurden. Unter ihnen hatten sich ein paar Kinder der Erde versammelt, um singend die Nacht zu begrüßen. Die Riesen konnten auch im Dunkeln sehen, es waren nur eine Handvoll Fackeln für die Menschen aufgestellt.
    Kriss hatte die Beine über dem Rand baumeln lassen, Orrm dagegen hatte sich hinter ihr im Schneidersitz niedergelassen, den Oberkörper nach vorn gebeugt. Lian hatte sich schlafen gelegt, genau wie die meisten anderen Schiffbrüchigen. Aber Kriss fand keine Ruhe. Es gab eine Frage, die sie beschäftigte.
    »Ja«, antwortete Orrm ihr. »Ich kenne ... Dalahan.«
    Ein amüsiertes Funkeln lag in seinen Augen, als Kriss ihn anstarrte. Sie stolperte fast über ihre eigenen Worte. »Heißt das, d-du bist dort gewesen?«
    Orrm schüttelte steif den

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