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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Fürstentums – eine Wohltat für Kriss’ Ohren und ihren Kehlkopf. Mit seiner mannshohen Umzäunung aus Gusseisen, den dicken Mauern und hohen Zinnen erschien das Gebäude wie eine Festung, deren einziger Schmuck die drei Glaskuppeln waren, die sich auf dem ebenen Dach aufreihten. Zwei Wachen standen vor dem verschlossenen Eingangstor, die Kolben ihrer Musketen neben ihren Stiefeln ruhend.
    »Ihr kommt hier nicht rein, Kinder!«, grummelte einer der Soldaten und kaute schmatzend auf einer Pampelsine.
    »Warum?«, fragte Kriss. Umi legte den Kopf schräg.
    »Die Renovierungsarbeiten dauern noch an«, nuschelte der Soldat mit vollem Mund. Sein Kumpan, einen ganzen Kopf kleiner als er, beobachtete die beiden Ausländer misstrauisch und zog schniefend die Nase hoch.
    »Bis wann, wenn man fragen darf?«
    »Wenigstens noch drei Wochen, Junge.« Der größere Soldat schluckte und biss wieder in die Frucht. Saft lief ihm übers Kinn.
    »Können wir nicht trotzdem einen kleinen Blick riskieren?«, fragte Kriss. »Wir wollen uns nur eine bestimmte Statue ansehen.«
    »Das Museum ist geschlossen.« Er kaute eine Weile. »Für jeden.«
    »Bitte!« Kriss erinnerte sich an die Lektion, die Lian ihr in der Großen Bibliothek beigebracht hatte. »Ihr sollt es natürlich nicht umsonst tun!«
    »Bist du taub, Mädchen?« Der Soldat schleuderte die Pampelsine auf die Straße. »Weder ihr, noch sonst wer kommt hier rein! Und jetzt haut ab, bevor ich ungemütlich werde!« Sein Kumpan grinste dümmlich.
    »Wir können keine drei Wochen warten«, sagte Kriss, als sie kurz darauf an der Brüstung der Uferpromenade lehnte. Unter ihnen wurde gerade ein Dampfschiff aus Ruminos mit Hilfe von Kränen und Muskelkraft entladen. Der Festlärm dröhnte im Hintergrund.
    Lian stand neben ihr, den Rücken am Stein. »Was du nich’ sagst. Und was schlägst du stattdessen vor?«
    Sie sah ihn an. »Ganz einfach«, sagte sie und lächelte unwillkürlich, fasziniert von einer plötzlichen Eingebung. »Wir brechen in das Museum ein!«

Der letzte Krieger
    Kaum dass sie es ausgesprochen hatte, hielt sich Kriss erschrocken die Hand vor den Mund. »Ich kann nicht glauben, dass ich das gerade gesagt habe!«
    Lian sah sie an, als betrachte er sie mit neuen Augen. Und er lächelte. »Ich bin auch reichlich schockiert!«
    Kriss fand das gar nicht komisch. »Das ist alles deine Schuld! Du bringst mich nur auf dumme Ideen!«
    »Ich würd’ sagen, es is’ ’ne ziemlich gute Idee. Außerdem: Wir klau’n ja nix, schon gar keine Statue. Wir seh’n uns nur ’n bisschen um!«
    Kriss schwieg, während über ihnen Goldmöwen kreischten. Großer Weltengeist, erst die herausgerissene Seite und nun das! Wenn das so weiter ging, brauchte sie sich in der Universität nie wieder blicken lassen! Sie stellte sich Alriks Blick vor, wenn er davon erfuhr. Der Gedanke ließ sie vor Scham im Boden versinken.
    Aber sie konnten einfach nicht warten! Und Lian hatte (mal wieder) Recht: Sie stahlen ja nichts. Darüber hinaus war es vielleicht die einzige Möglichkeit, ihre Mutter jemals wiederzusehen. Und dafür, das wurde ihr nun klar, würde sie sehr viel weiter gehen, als bis zu einem gewöhnlichen Einbruch.
    Sie sah über die Schulter, zurück in Richtung Innenstadt. Die drei Glaskuppeln des Museum waren selbst aus der Entfernung gut über dem Dächermeer zu erkennen. »Aber wie kommen wir da rein?«
    Lian wackelte verschwörerisch mit den Augenbrauen. »Ich hab da ’nen Plan!«
     
    Die Sonne ging unter, aber das Fest der Farben lief unbeirrt weiter. Fackeln und Laternen wurden in der warmen Nacht entzündet und die Bürger sahen voller Spannung dem Feuerwerk entgegen, mit dem die Meister der Feuerwerkerzunft ihre Kunst unter Beweis stellen würden. Von Mitternacht bis kurz vor Sonnenaufgang würde der Himmel in einer Myriade Farben leuchten, würden neue, geheimnisvolle Konstellationen aufgehen und wieder verglühen. Doch bis der erste Glockenschlag das Spektakel ankündigte, sollte noch einige Zeit vergehen, daher verirrten sich nur die wenigsten Blicke zum Himmel. Und so bemerkte kaum jemand das winzige Fluggerät, das lautlos über die Dächer glitt, und wer es tat, der hielt es wahrscheinlich für einen der vielen Papierdrachen am Nachthimmel; ein graziles Ding mit einer Flügelspannweite von zwei Klaftern, geformt wie ein exotischer Käfer.
     
    Kriss hatte Mühe, nicht zu schreien. Kalter Wind schlug ihr ins Gesicht und hätte ihr wahrscheinlich die Augäpfel gefroren,

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