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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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danach Kohle und Wasser auf. Gastanks müssten auch mal überprüft werden. Versuchen trotzdem, alles für einen schnellen Start bereitzuhalten.«
    »Verstanden, Kapitän«, sagte Kriss. »Ach, könntet Ihr mir einen Gefallen tun? Das hier«, sie hob den Umschlag mit den beiden Briefen an Alrik, »müsste zum Postamt gebracht werden und ich weiß nicht, ob wir die Zeit dafür haben!«
    Der Kapitän nahm den Umschlag an sich. »Natürlich, Madame. Schicke gleich einen meiner Leute los.«
    »Danke, Kapitän.« Kriss verneigte sich.
    »Können wir endlich los?«, fragte Lian, der bereits das Fallreep hinabgeklettert war.
    »Natürlich!« Kriss kletterte ihm nach. Umi flatterte neben ihnen her, als sie aus dem Schatten der Windrose traten.
     
    Kapitän Bransker wartete, bis die beiden jungen Leute und der mechanische Vogel zwischen den Luftfahrern aus aller Welt verschwunden waren. Dann gab er einem Matrosen den Umschlag. »Verbrenn das«, brummte er. Und der Matrose gehorchte.
     
    Sie schienen die einzigen Menschen in einer Welt sprechender Tiere und Fabelwesen zu sein. Es gab kaum einen Bürger auf den Straßen, der nicht maskiert war und ein mehr oder weniger aufwendiges Kostüm trug. Und so sahen sie Vogelgesichter mit silbernen Schnäbeln, Hornbärenfratzen mit echtem Fell besetzt und vor Glitzerstaub und Goldfolie schimmernde Fischgesichter zwischen Verkleidungen, die nicht so eindeutig zu bestimmen waren.
    Unmaskierte wie Lian und Kriss wurden von Händlern mit Bauchläden angesprochen, die einfache Halbmasken anboten. Überall waren Buden aufgebaut und der Geruch von auf Stöcken gebratenem Fleisch, buntem Sorbet, heißen Waffeln und Schmalzgebäck ließ Kriss das Wasser im Munde zusammenlaufen. Erwachsene Bürger tranken Zuckerwurzelbier aus dicken Krügen, ihre Kinder begnügten sich mit Fruchtsäften. Von allen Seiten wurde gelacht und gegrölt und angestoßen; die Musik von mehreren Kapellen, quer über die Stadt verteilt, mischte sich zu einer einzigen Kakophonie aus Sackpfeifen, Hornflöten und Donnerpauken.
    Sie hatten Schwierigkeiten, sich durch die Straßen zu kämpfen. Jeder Mann und jede Frau und jedes Kind in Hestria schien dem Fest der Farben beizuwohnen. Konfetti landete in Kriss’ Haar; Umi warf die Papierschnipsel mit einem heftigen Federplustern und Kopfschütteln ab, während er sich auf ihrer Schulter klein machte. Sie hatte alle Mühe, sich durch die Massen zu quetschen und dabei nicht gegen Schultern zu rempeln oder über fremder Leute Füße zu stolpern. Nach der Ruhe der vergangenen zweieinhalb Tage empfand sie den Trubel hier als äußert verwirrend. Und auch ein wenig beängstigend.
    Lian dagegen ließ sich von der guten Laune der Menschen anstecken und glitt durch das Gedränge wie ein Fisch durchs Wasser. Mehrmals hätte Kriss ihn fast aus den Augen verloren. Wie es wohl wäre, wenn sie sich hier zum ersten Mal begegnen würden? Würde er sie überhaupt wahrnehmen?
    Zumindest waren sie nicht die einzigen Ausländer, die zum Fest der Farben angereist waren. Kriss erkannte hellhäutige Menschen aus Nord-Berael, dunkle Männer und Frauen aus dem Süden ihres Heimatkontinents und schwarze Menschen aus Ulgrai, im Westen. Aber natürlich waren die meisten der Feiernden Hestrianer, unter deren Masken man rötlichbraune Haut und dunkle Mandelaugen erkennen konnte.
    Doch trotz aller Ausgelassenheit waren Kriss die Soldaten nicht entgangen, die sich in schwarzen Uniformen und mit Baretts aus schwarzem Samt ihren Weg durch die Menge bahnten. Sie trugen keine Masken; ihr einziges Zugeständnis an das Fest waren bunte Schleifen an den Läufen ihrer Musketen.
    Als Kriss wieder nach vorne blickte, war sie allein in dem Gewühl. Erschrocken sah sie sich nach allen Seiten um. »Lian?«, rief sie gegen den Lärm an. Umi schlug aufgeregt mit den Flügeln. »Lian, wo –?«
    Sie schreckte zusammen, als ihr jemand eine Hand auf die Schulter legte. Lian stand hinter ihr und feixte. »Du hätt’st mal dein Gesicht sehen sollen!«
    »Schön, dass du deinen Spaß hast!« Kriss nahm sich vor, sich nicht mehr von ihm ärgern zu lassen. Oder weiter verunsichern. Doch letzteres gelang ihm ein weiteres Mal, als er ihr lächelnd eine Mondblüte ins Haar steckte, die er von irgendeinem Stand stibitzt haben musste.
    Warum tut er das? , fragte sie sich. »Danke«, sagte sie trocken. »Hauptsache du denkst dran, dass wir nicht zum Vergnügen hier sind!«
    Er legte eine Hand an sein Ohr. »Was?«
    » Ich sagte, wir

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