Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
Vom Netzwerk:
groß, dann verließ ihn alle Kraft. Keuchend und prustend wich Lian von ihm. Einen Moment lang trug das Salzwasser den alten Mann wie eine reglose Puppe, dann ging er mit der nächsten Welle unter.
    »Lian!«, rief Kriss hinter ihm. Auf einmal wurde er sich des wilden Plantschens und Klatschens hinter sich bewusst.
     
    Lian streckte ihr die Hand entgegen und zog sie mit sich durchs Wasser. Kriss wusste, dass der Vorsprung, den sie vor den Graujacken hatten, nicht lange halten würde. Mit aller Kraft strampelte sie sich voran, aber sie verlangsamte Lian nur. Da legte sich ein Schatten über sie.
    »Doktor!« Lorgis’ tiefes Organ ertönte aus dem Himmel. Kriss hob den Blick und sah massige Ballonhülle der Windrose , mit der Gondel, aus der die Strickleiter baumelte, zum Greifen nahe! Kriss biss die Zähne zusammen, kämpfte sich weiter voran. Nicht stehenbleiben , befahl sie sich. Es ist nicht mehr weit, gleich haben wir’s überstanden!
    Lian streckte die Hand nach der untersten Sprosse aus; Wind wehte sie aus seiner Reichweite. Er versuchte es erneut – und bekam die Leiter zu fassen. Er hievte sich aus dem Wasser. »Nimm meine Hand!«, rief er Kriss zu. Sie streckte die Finger nach ihm aus, umklammerte sein Handgelenk –
    Sie erschrak, als etwas ihren rechten Fuß packte. Über die Schulter sah sie eine Graujacke, die Vorhut der anderen. »Loslassen!«, rief sie und trat mit dem linken Fuß nach dem vernarbten Gesicht des Mannes. Blut strömte aus seiner Nase, doch er hielt sie unbarmherzig fest.
    Ein Donnerschlag ließ die Nacht erbeben. Nein, kein Donner. Die Graujacke machte ein dummes Gesicht, als etwas in ihren Rücken schlug. Kriss sah nach oben. Lorgis hockte weit, weit über ihr am Rand der offenen Gondel, eine noch rauchende Muskete in der Hand. Sie war dankbar, dass sein Schielen seine Zielsicherheit nicht beeinträchtigt hatte.
    »Beeilt euch!«, rief er, aber das hätten sie auch so getan, denn die anderen Graujacken hatten sie schon fast erreicht. Mit Beinen wie aus Gummi kletterte Kriss Lian hinterher, die Strickleiter hinauf. Die Graujacken streckten die Hände nach ihnen aus, aber die Matrosen auf dem Luftschiff zogen die Leiter zu sich herauf, Zoll für Zoll, bis sie für ihre Verfolger unerreichbar war.
    Die Windrose gewann an Höhe, eiskalter Wind brachte die Strickleiter in Bewegung. Zitternd klammerte sich Kriss an die hölzernen Sprossen, als hinge ihr Leben davon ab. Was es auch tat. Unter ihr wurden die Graujacken zwischen den Wellen immer kleiner – einer der Männer schwamm auf den reglosen Körper des Generals zu.
    »Alles noch dran?«, fragte Lorgis, als sie zähneklappernd und nass bis auf die Knochen im unteren Deck der Windrose standen. Barabell reichte ihnen zwei Decken. »Schön, Euch wieder an Bord zu haben«, sagte die pausbäckige Matrosin.
    »Wo habt ihr solange gesteckt?« Lian schlang schlotternd seine Decke um sich.
    »Schwierigkeiten mit der hestrianischen Grenzpatrouille«, erklärte Barabell.
    »Wir haben bald noch viel größere Schwierigkeiten, wenn wir noch länger warten!«, drängte Kriss.
     
    Markon Dorello beobachtete, wie das weiße Luftschiff wieder volle Fahrt aufnahm und in weitem Bogen flüchtete.
    Er und die anderen Soldaten hatten die Deckung der Morgenstern verlassen; die Schüsse der Windrose hatten kaum mehr als Kratzer auf ihrem Panzer hinterlassen, aber die Gegend um das Schiff herum sah aus, als hätte ein Meteoritenschauer eingeschlagen. Die Überreste einer Palme brannten noch.
    Dorello hatte befohlen, Strickleitern am Klippenrand zu befestigen und sah zu, wie die Schwimmer zurückkehrten. Der letzte von ihnen, ein Berg von einem Mann, trug den Körper des Generals auf seinem Rücken. Während seine Kameraden ihn mitsamt der Leiter hochzogen, hielt seine freie Hand Ruhndor fest.
    »Ist er am Leben?«, rief Dorello zu ihm hinunter.
    »Ja, Herr Hauptmann!«
    Dorello nickte erleichtert. Ohne den alten Mann wären sie hier gestrandet. Allerdings war ihm auch klar, dass sie nicht abheben konnten, bevor er nicht das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Er sah die rauchenden Krater im Gras und die erschöpften, klatschnassen Schwimmer um sich herum und gegen seinen Willen musste er lachen. Die Soldaten sahen ihn an, als hätte er den Verstand verloren.
    Nach allem, was sie über sie wussten, hatten sie den Fehler begangen, Doktor Odwin und Lian Berris zu unterschätzen. Nun, das würde kein zweites Mal geschehen.

Fieber
    Als sie keuchend zu Kapitän

Weitere Kostenlose Bücher