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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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bellte die Frau.
    Und Lian gehorchte. Er trat ihr den Glatzkopf entgegen. Sie feuerte aus Reflex, doch der Schuss zerfetzte nur einen Palmwedel. Beide Graujacken stürzten; für einen Moment wirkten sie wie ein einziges Wesen mit zwei Köpfen und viel zu vielen Gliedmaßen. Lian warf sich hin, um nach der fallengelassenen Pistole zu greifen –
    »Eine falsche Bewegung«, hörte er Markon Dorello sagen, »und der Doktor ist tot.«
     
    Ehe Kriss blinzeln konnte, hatte Dorello ihren linken Arm gepackt. Sie schielte ungewollt, als er die Mündungen seiner Pistole in ihr Gesicht hielt.
    Lian kam mit erhobenen Händen auf die Beine. Seine Augen funkelten vor Hass.
    »Sehr mutig, Kleiner«, sagte Dorello, nicht ohne Sympathie. »Aber auch sehr dumm!«
    Kriss sah, wie sich die Graujacken hinter Lian wieder aufrappelten. In der Ferne ertönten die Luftschrauben der Windrose . Im Mondlicht wirkte das Schiff wie ein fliegender, weißer Donnerwal.
    »Zurück an Bord«, befahl der General.
    Dorello setzte sich in Bewegung. Ohne die Waffe zu senken, zog er Kriss neben sich her. Sie zitterte wie nie zuvor in ihrem Leben.
    Aber sie wusste, dass der Mann mit den viel zu blauen Augen einen Fehler gemacht hatte.
    Keiner ist, wie er scheint , hatte Lian gesagt. Und das traf auch auf sie zu. Sie war nicht das harmlose, kleine Mädchen, das der General und seine Handlanger in ihr sahen. Das war ihr Vorteil. Ihr einziger.
    Tu es! Jetzt!
    Noch bevor sie den bewussten Befehl dazu gab, griff ihre freie Hand nach Dorellos Pistole. Sie riss ihm die Waffe aus den Fingern – und richtete sie auf den General, der ihnen vorausging. Dorello starrte sie ungläubig an, aber Ruhndor verzog selbst jetzt keine Miene.
    »Keine Bewegung!«, rief Kriss und machte drei Schritte zurück. »Oder – oder ich schieße!«
    Dorellos Blick war fast anerkennend. Er gab den beiden Graujacken einen Wink. Sie hatten Lians Arme ergriffen, aber sie blieben, wo sie waren.
    »Wem versucht Ihr etwas vorzumachen, Doktor?«, fragte Dorello. »Wir wissen beide sehr gut, dass Ihr niemals –«
    Der Schuss dröhnte über die Klippen. Ein winziger Krater rauchte vor Dorellos Stiefel. Kriss sah noch für einen winzigen Moment, wie ihm die wasserblauen Augen fast übergingen, dann richtete sie blitzschnell die Pistole wieder auf den Kopf des Generals. Fieber schien sie zu verbrennen. Ihre Hand zitterte, als sich ihr Finger um den zweifachen Auslöser krümmte. Alles in ihr schrie.
    Sie hatte nicht schießen wollen, schon gar nicht, um jemanden zu verletzten! Aber das durfte niemand wissen.
    »Zurück!«, befahl sie. Der Gestank von Schießpulver ließ sie fast würgen. »Und die Waffen weg!« Sie wusste, es steckte nur noch eine Kugel in der Waffe ...
    »Tut, was sie sagt«, befahl Dorello zu ihrer Überraschung.
    »Lian!«, rief Kriss. Er riss sich von den Graujacken los und riss der Frau mit dem Zopf die Pistole aus der Hand.
    Die Windrose kam unaufhaltsam näher. Gleichzeitig hörte Kriss scheppernde Schritte aus dem Inneren der Morgenstern . Verstärkung war im Anmarsch! Doch noch blieb das Schiff reglos liegen, was ihr verriet, dass sie sich zumindest in einer Sache nicht geirrt hatte: Ruhndors Stimme war der einzige Schlüssel!
    »Ihr werdet mich töten müssen, Doktor«, sagte Ruhndor tonlos. Er schien den doppelten Lauf gar nicht zu sehen, der auf ihn zielte. »Anders könnt Ihr mich nicht aufhalten. Und ich weiß, dass Ihr keine Mörderin seid.«
    Ein Klicken ertönte, als Lian den Hahn der gestohlenen Pistole in Feuerrast brachte. »Bist du dir bei mir auch so sicher, Glasauge?«
    Es ging sehr schnell. Der General holte mit seinem Stock aus, die scharfe Spitze blitzte in der Lichtflut der Morgenstern auf. Ein Knall ließ Kriss zusammenfahren – und der Stock des Generals zerbarst in tausend Splitter.
    Lian grinste Ruhndor an und blies den Rauch von der Pistole. »Netter Versuch«, sagte er.
    Die Windrose schien zwischen den Sternen zu wachsen und zu wachsen.
    »Die Waffen runter!«, befahl eine harsche Stimme. Die Männer des Generals stürmten aus dem Schiff, Musketen im Anschlag.
    »Spät, aber doch«, hörte Kriss Dorello zufrieden murmeln.
    »Ich sagte, zurück!«, wiederholte sie und fand, dass sie wie jemand anderes klang; jemand, der mutiger war als sie.
    »Denkt nach«, sagte Ruhndor ruhig, während Lian und sie weiterhin auf ihn zielten. »Ihr seid in der Minderzahl und Ihr habt nur noch zwei Schüsse. Selbst wenn Ihr auf Euer Schiff gelangt, hat die

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