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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Ulgrai. »Mitten im Verbotenen Meer.« Seine Stirn umwölkte sich.
    Kriss rückte ihre Brille zurecht. »Ist das ein Problem?«
    Bransker spuckte den Stachelpflaumenkern in einen leeren Becher. »Heißt nicht ›Verbotenes Meer‹, weil’s dort so lauschig ist. Gibt mörderische Stürme. Schiffe gehen andauernd verloren. Hrhm.« Er kratzte sich das unrasierte Kinn. »Ein ganzes Stück weg von zu Hause – von überall . Bin noch nie so weit draußen gewesen.«
    Kriss hatte ihm kaum zugehört. »Aber ist das nicht die perfekte Lage für eine Insel wie Dalahan?«
    »Aye«, stimmte Bransker mit spürbarem Widerwillen zu.
    »Kapitän, wir sind nicht so weit gekommen, um jetzt umzudrehen!«
    Branskers Ledergesicht verriet, dass sie ihn bei seiner Luftfahrerehre gepackt hatte. »Von umdrehen hat keiner was gesagt, Doktor!«
    Kriss lächelte. »Das hatte ich auch nicht erwartet, Kapitän!«
     
    Einer der Matrosen jonglierte mit Früchten und brachte damit Kriss zum Lachen. Am Rande bekam sie mit, wie Lorgis, unterlegt mit dramatischen Gesten, den Kampf gegen den Panzerkraken schilderte. »Und dann hab ich mir die Harpune geschnappt und sie dem Vieh in sein hässliches Maul gebohrt! So!« Barabell klopfte ihm müde grinsend auf die Schulter und versicherte ihm, was für ein Held er war.
    »Sag nich’, du hast dich extra für das hier so fein rausgeputzt?«
    Lian stand plötzlich neben Kriss. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie er hereingekommen war. Auf einmal wurde ihr heiß.
    »Und wenn es so wäre?«, fragte sie und dachte gekränkt: Gefällt es dir denn nicht? »Ich dachte schon, du kneifst!«
    »Meinst du etwa, ich lass mir das hier entgeh’n?« Er reichte ihr den Arm. »Darf ich bitten, Madame?«
    Das Trommeln in Kriss’ Brust war fast lauter als das Gestampfe der Matrosenfüße auf dem Boden. »Ich – ich kann nicht!«
    »Klar kannst du!«
    »Ich meine, ich kann nicht tanzen!«
    Lian zuckte mit den Achseln. »Ich glaub’, das wird hier keinem auffallen!«
    Noch bevor Kriss reagieren konnte, hatte er ihren Arm geschnappt und bahnte ihnen einen Weg zur Tanzfläche. Kriss errötete, als sich die Blicke der Matrosen auf sie beide richteten. Sie konnte nicht tanzen! Nicht mit ihren weichen Knien und den schweißnassen Handflächen! Sie würde sich nur vor allen lächerlich machen und schlimmer noch – vor Lian! Oder war das Ganze vielleicht nur ein Trick, um sie zu ärgern?
    Aber es war bereits zu spät. Ein neues Lied wurde aufgespielt, Lian nahm ihre Hand und es ging los.
    Er konnte genauso wenig tanzen wie sie, vielleicht weniger, doch es schien ihn nicht im Geringsten zu kümmern. Er drehte sich hierhin und dorthin, federte auf und ab und ließ die Arme fliegen, dass die anderen aufpassen mussten, von ihm nicht getroffen zu werden. Er war alles andere als elegant – trotzdem konnte Kriss nicht aufhören ihn anzusehen.
    Hatte sie vorher versucht, sich etwas anderes einzureden, gab es nun keinen Zweifel mehr. Sie war hoffnungslos in ihn verliebt.
    »Komm schon!«, sagte Lian, während er um sie herum hüpfte. »Trau dich!«
    Ihr blieb gar nichts anderes übrig, als es ihm gleich zu tun. Unter den gespannten Blicken von einem Dutzend Matrosen bewegte sie erst zaghaft die Füße hin und her. Dann ließ sie sich von dem Rhythmus packen. Sie brauchte keine bewussten Befehle mehr an ihre Beine geben – die Musik führte sie ganz von allein und alles, was sie tun musste, war sich fallen zu lassen. Ihre Sorgen und Ängste waren vergessen; während sie mit Lian über die Dielen wirbelte, fühlte sie sich zum ersten Mal seit langem frei. Und glücklich.
    Bald darauf reihten sie sich in den Kreis von Matrosen ein, welche Schulter an Schulter hin- und hertanzten und dabei das Deck erschütterten. Kriss lachte lauthals, als sie aus dem Takt geriet und mit Lian zusammen stieß. Sie sah ihn lächeln und auf einmal schien sich der Raum um sie zu drehen. Ihre Beine wurden schwach, so dass er sie festhalten musste. Ihr Gesicht schien zu glühen. »Ich glaube, ich brauche ein bisschen frische Luft!«
    »Geht mir genauso«, sagte Lian.
    Die Matrosen protestierten, als sie den Tanzsaal verließen. Kriss sah, wie Lorgis Lian bedeutsam zunickte. Am Ende des Korridors, vor der Tür zum Navigationsraum, fanden sie eine halbwegs ruhige Ecke. Lian setzte sich auf eine Seemannskiste an der Wand. Meeresluft fuhr Kriss durch das Haar, als sie ein Bullauge öffnete. Sie schloss die Augen und genoss es.
    Sie waren allein.
    »Warum hast du

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