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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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schien das andere Fluggerät nur wenig kleiner als die Windrose zu sein.
    »Fremdes Schiff verfolgt uns!«, meldete der Maat, ein Mann so groß und dünn wie der Kapitän klein und dick war.
    » Korf «, fluchte Bransker. »Hab selbst Augen im Kopf! Alle Maschinen volle Kraft!«, bellte er in ein Sprechrohr. »Bereithalten zum Feuern!« in ein anderes.
    Den Magen zum Zerreißen angespannt, starrte Kriss hinaus in die Nacht. Das dunkle Schiff jagte ihr einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Es wies keine andere Beleuchtung auf als das dicke, rote Licht, das vor seinem Bug baumelte. Von der Seite betrachtet wirkte es gedrungener als andere Luftschiffe.
    Dann erkannte Kriss die Form des Heckruders: lang und fächerförmig, und sah, dass die Ausläufer keine Antriebsgondeln waren.
    Sondern Flossen.
    »Das ist kein Luftschiff!«
    Lian sah sie an, als wäre sie nicht ganz bei Trost. Er blickte hinaus zu dem Ding, das weiter mit der Windrose mithielt. Gemeinsam beobachteten sie, wie sich sein Bug der Länge nach zu teilen schien und sich in ein offenes Maul voller Stalagmiten und Stalaktiten verwandelte.
    Kriss stockte der Atem.
    Nein, es war kein Schiff. Es war ein Fisch. Ein hässlicher, fliegender Fisch aus schwarzem Metall. Das rote Licht, das vor ihm an einem fühlerähnlichen Auswuchs hin, erinnerte Kriss an Kupferstiche von Fischen aus den Tiefen des Ozeans, die ähnliche Laternen benutzten, um ihre Beute anzulocken.
    »Sankt Haros steh uns bei!«, hörte sie den Steuermann am Höhenruder flehen.
    Der Schiffsfresser. Die Geschichten, die ihr die Matrosen über das Ding erzählt hatten, zuckten wie fiebrige Blitze durch Kriss’ Gehirn. Es kam näher. Und näher.
    Und näher.
    Bransker umklammerte ein Sprechrohr. »Steuerbordgeschütze – Feuer !«
    Donnerschläge hallten durch die Nacht. Kriss sah das Mündungsfeuer der Kanonen in der Dunkelheit aufflammen. In ihrem flüchtigen Licht erkannte sie, dass die metallene Haut des Fisches Schuppen aufwies. Die Splittergeschosse der Windrose prallten ohne Wirkung an ihnen ab.
    Bransker funkelte Kriss und Lian an. »In Eure Quartiere! Sofort!«
    Kriss gehorchte ohne Widerworte. Sie rannte von der Brücke und Lian setzte ihr nach.
    Sie hatten die Treppe ins untere Deck fast hinter sich gebracht, als ein Beben durch das Schiff ging und sie von den Beinen riss. Kriss schrie auf, als die Kante einer Stufe ihr gegen das Steißbein schlug. Sie hörte überall auf dem Schiff Glas brechen; Gegenstände – und Menschen – knallten auf die Dielen. Holz ächzte wie unter Schmerzen, die Lampen an der Decke wippten hin und her, her und hin. Lian half ihr auf. Durch das Bullauge gegenüber der Treppe sah Kriss eine Fläche aus schwarzem Glas. Die Härchen an ihrem Nacken richteten sich auf, als ihr klar wurde, dass sie in das Auge des Schiffsfressers blickte. Sie glaubte, dahinter ein kränkliches Licht leuchten zu sehen, und spürte die Intelligenz der Maschine, alt und verdreht. Kriss war unfähig auch nur einen Muskel zu rühren, trotzdem sprang ein Teil ihres Verstandes von einer Frage zur nächsten. Gab es jemand in seinem Inneren, der es steuerte? Wer baute so ein Ding? Und warum?
    »Es greift wieder an!«, rief Lian.
    Auf der Brücke der Windrose versuchten die Steuermänner verzweifelt, dem fliegenden Monster auszuweichen. Aber es war zu schnell, zu wendig. Die volle Breitseite, die das Luftschiff ihm entgegenschleuderte, schien es nicht im Geringsten zu kümmern. Panik kitzelte Kapitän Branskers Gehirn mit kalten Fingern, als er zusah, wie das Ding wieder in die Dunkelheit hineintauchte. Er wusste, dass es nicht die Flucht ergriff. Es bereitete sich darauf vor, die Windrose ein weiteres Mal zu rammen.
    »Schweres Geschütz auffahren!«, rief Bransker und sah zu dem kleinen Schrein aus lackiertem Holz mit der Statue des Schutzheiligen der Luft- und Seefahrer darauf. Er hatte Sankt Haros erst heute morgen drei Kupfermünzen als Opfer dargebracht.
    Seine Matrosen versuchten, in Windeseile die Kanonen mit schweren Eisenkugeln zu stopfen. Anders als die Splittergeschosse hatten sie einen mächtigeren Rückstoß und einen geringeren Einschlagradius – aber auch die größere Durchschlagskraft. Und so nah wie die Bestie ihnen kam, konnten die Kanonenkugeln ihr Ziel ohnehin nicht verfehlen. Jedem an Bord war klar, dass die Maschine dort draußen das Schiff zu Sägemehl verarbeiten würde, wenn sie nicht aufgehalten wurde.
     
    Wie ein Schwert zerriss der

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