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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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das nich’ –«, setzte er an. »Ich ... tut mir leid.« Er stand auf, rieb sich verlegen den Nacken.
    »Wieso?« Ein Kloß in ihrer Kehle ließ sie fast an dem Wort ersticken. »Bin ich so abstoßend?« Es sollte ein Scherz sein, aber ihre Stimme klang klein und hilflos.
    »Nein«, sagte Lian. Wenn er sie dabei nur angesehen hätte! Doch er vermied es weiterhin, mit ihr Blickkontakt aufzunehmen, als plagte ihn sein schlechtes Gewissen. Oder seine Feigheit. »Ich ... ich darf ... ich kann nich’.«
    »Liegt es an meiner Figur? An meinem Gesich–?«
    »Nein!«, sagte er, entschiedener diesmal. Aber sie glaubte ihm nicht. Sie konnte ihm nicht glauben. »Es tut mir leid.« Der Satz klang mit jedem Mal schrecklicher in ihren Ohren.
    »Das sollte es auch«, brachte sie hervor. Wie, das wusste sie nicht. Salz stach ihr in die Augen. »Denn soll ich dir was sagen? Du bist ein miserabler Küsser!« Ich werde nicht weinen , ermahnte sie sich. Nicht jetzt. Nicht vor ihm!
    Ohne ein weiteres Wort oder ihn auch nur eines Blickes zu würdigen, stand sie auf und ging so beherrscht sie konnte den Gang hinab.
    Lian machte keine Anstalten ihr zu folgen und das tat ihr noch mehr weh.
    »Kriss!«
    Sie reagierte nicht. Nicht vor ihm! , befahl sie sich. Als sie die Treppe ins obere Deck hinaufging, hörte sie ihn noch murmeln: »Ihr findet das alles sicher unglaublich komisch, was?«
    Sie wusste nicht, mit wem er sprach und sie wollte es auch nicht wissen. Sie wollte ihn niemals wiedersehen.
    Heuchler. Das war er, ein Heuchler. Sie hatte geglaubt, er würde sich als Letzter von Äußerlichkeiten täuschen lassen, aber sie hatte sich in ihm getäuscht. Heuchler.
    In ihrer Kabine angekommen, warf sich Kriss auf das Bett und presste die Hände auf ihre geschlossenen Augen. So sehr sie es auch versuchte, sie konnte die Welt nicht ausblenden. Das Brummen der Luftschrauben, die Musik, das Gepolter, das Grölen der Matrosen, all das dröhnte in ihren Ohren.
    » Es tut mir leid «, hörte sie Lians Stimme nachhallen. » Estutmirleidestutmirleidestutmirleid... «
    Warum? Warum hatte er sie geküsst? Wie hatte er so grausam sein können? Wenn er sie quälen wollte, warum sagte er dann, dass es ihm leid tat? Und warum war sie so dumm gewesen, es geschehen zu lassen? Warum ließ sie sich von ihm weh tun? Sie war so dumm, dumm, dumm !
    Sie hörte sich selbst schluchzen. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass sich ein neues Geräusch unter den Lärm auf dem Schiff gemischt hatte. Kriss hielt den Atem an. Die Schiffsglocke läutete in einem fort. Es war nicht das ruhige Bing-Bing-Bing , das eine bevorstehende Landung ankündigte, sondern ein wildes Gebimmel, das selbst Tote aufgeweckt hätte.
    Die Musik im Tanzsaal war verstummt; Schritte donnerten durch den Gang auf dem Deck über ihr. Ein Gemurmel von Stimmen wurde laut, während die Schiffsglocke weiter lärmte.
    »An die Kanonen!«, brüllte jemand und Kriss erstarrte.
    Ruhndor hat uns gefunden!

Ein Licht in der Nacht
    Kriss riss die Tür auf und rannte die Treppe hinauf ins obere Deck. Auf dem Gang liefen Matrosen an die Kanonen oder in ihre Quartiere.
    »Der General?« Lian eilte zu ihr. Ihn zu sehen traf sie, aber sie schüttelte nur den Kopf und kämpfte sich bis auf die Brücke vor.
    »Kapitän, was ist passiert?«
    Die Augenbrauen düster verzogen deutete Bransker hinaus in die Dunkelheit. Selbst ohne ihre Brille erkannte Kriss einen Schemen zwischen den Sternen: Die massige Form eines Luftschiffs, an deren Spitze ein rubinrotes Licht hin und herschwankte wie eine Laterne im Sturm. Zwei Ausläufer hingen an den Seiten des Schiffs – Kriss hielt sie für die Gondeln der Luftschrauben, obwohl sie ungewöhnlich dünn waren.
    Lian sprach aus, was sie dachte: »Das sieht nich’ nach der Morgenstern aus!«
    »Ist schnell, was immer es ist«, knurrte der Kapitän mit zusammengepressten Kiefern. »Ruder hart Backbord!«
    »Aye, Aye!« Der Steuermann am Seitenruder gehorchte und ließ das Steuer kreisen wie ein Glücksrad auf dem Jahrmarkt. Die Windrose drehte nach Backbord ab. Das fremde Schiff voraus schien nach rechts zu wandern, bis es vom Rand der Brückenverglasung verschluckt wurde. Nur einen Moment später tauchte es wieder auf und hielt mit der Windrose mit. Sein Licht baumelte von einer Art Angel an der Spitze seiner Gashülle. Es glühte wie eine kleinere Version des Roten Mondes. Gut hundert Klafter mochten zwischen den beiden Schiffen liegen – auf die Entfernung

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