Der Schatz des Blutes
Waffen Eurer Begleiter spiegelte, und haben angehalten. Aus unserer Vogelperspektive ist uns dann aufgefallen, wie sich die anderen von hinten genähert haben, dort drüben.«
Er wies in eine andere Richtung.
»Wir wussten, dass Ihr sie nicht gesehen haben konntet, und wir konnten schon an ihrer Zahl erkennen, dass Ihr Hilfe brauchen würdet. Also sind wir hergaloppiert. Aber sie hatten Euch weitaus früher erreicht, bevor es uns gelang.«
Er zuckte mit seinen breiten Schultern.
»Immerhin sind wir rechtzeitig da gewesen, um Euch zu retten, Mylady. Und das ist ein Segen. Hier kommt Sir Godfrey. Er befehligt uns.«
»Aber wer seid Ihr?« Ihre Stimme klang spröde vor Anspannung, und er musterte sie überrascht, als müsste sie doch wissen, wer sie waren.
»Ich bin Jubal, Mylady, und gehöre zur Patrouille des Patriarchen.«
Die Patrouille des Patriarchen! Natürlich hatte sie davon gehört. Jeder hatte davon gehört, obwohl Baldwin ihr erst vor kurzem davon erzählt hatte. Ursprünglich war es eine abfällige Bezeichnung gewesen, die man der Patrouille zu Anfang scherzhaft gegeben hatte, als sich herumzusprechen begann, dass Erzbischof Warmund von Picquigny sich eine kleine Gruppe altgedienter Ritter verpflichtet hatte, denen er es gestattet hatte, Mönchsgelübde abzulegen, Sie wiederum stellten im Gegenzug ihr Leben und ihre Kampferfahrung in den Dienst der Kirche von Jerusalem, zum Schutz und zur Verteidigung der Pilger und Reisenden.
Anfangs hatten sie große Heiterkeit ausgelöst, diese ritterlichen Mönche oder Mönchsritter, denn die Vorstellung an sich war ja schon lächerlich. Zwar waren die Hospitalritter immer schon Mönche gewesen, und jeder wusste, dass die Tatsache, dass man sie unlängst in den »Ritterstand« erhoben hatte, vor allem politische Hintergründe hatte und ihnen die Finanzierung ihrer Arbeit erleichtern sollte. Die Hospitalritter waren Heiler, keine Krieger.
Doch diese neuen Mönche bezeichnete man als Mönchs krieger – Soldaten Gottes! Die Tatsache, dass es anfangs nur sieben dieser närrischen Menschen gab, hatte weiter zur allgemeinen Belustigung beigetragen. Sieben Ritter im fortgeschrittenen Alter – der Begriff ›Veteran‹ war in diesem Fall wie von selbst mit ›ehrwürdig‹ gleichgestellt worden –, die es auf sich nahmen, auf sämtlichen Straßen des Königreichs Patrouille zu reiten und für Ruhe zu sorgen. Die bloße Vorstellung war absolut lächerlich.
Dabei herrschte durchaus Einvernehmen darüber, dass dringend etwas unternommen werden musste. Der jüngste und dreisteste Zwischenfall war ein Angriff auf eine große Reisegruppe gewesen, der am helllichten Tag und beinahe in Sichtweite der Stadtmauern Jerusalems stattgefunden hatte. Ein großer Trupp marodierender Sarazenen hatte mehr als dreihundert Pilger niedergemetzelt und über sechzig Geiseln genommen. Der König hatte sich standhaft geweigert, sich an einem Rachefeldzug zu beteiligen, und wie stets das Argument angeführt, dass ihn Pilger und Reisende nichts angingen und die Vernunft es ihm diktierte, seine Truppen dort in Stellung zu bringen, wo sie im Fall einer Invasion der Seldschuken am meisten bewirken konnten. Der Patriarch aber war mit seinem Latein sichtlich am Ende gewesen, und es wurde allgemein vermutet, dass es die Verzweiflung über diese Situation gewesen war, die ihn auf den Gedanken mit den Veteranen gebracht hatte, den letzten Strohhalm, an den er sich klammern konnte. Aber dennoch , hatten die Leute geringschätzig gesagt, sieben ältere Männer …
Wenig später hatte Baldwin ihr erzählt, dass man immer mehr Berichte von den Wüstenstraßen hörte; erstaunliche, ehrfurchtsvolle Erzählungen von kleinen Gruppen zielstrebiger, angsteinflößend geschickter, mit Kettenpanzern gewappneter Krieger, die Tod und Vernichtung über alle Briganten brachten, die das Pech hatten, in ihr Visier zu geraten. Jenen, die ihr Heil in der Flucht suchten, jagten sie gnadenlos nach und rotteten sie ebenfalls aus.
Schon bald hatte der skandalöse Wagemut der Briganten nachgelassen, und nur ein paar Wochen nach dem Auftauchen der neuen Truppe war es kaum noch zu Angriffen bei Tageslicht gekommen. Jetzt, einige Monate später, hörte man im ganzen Königreich nur noch von Überfällen durch große, gut strukturierte Banden wie die, die ihr Gefolge angegriffen hatte. Ansonsten waren die Straßen im Königreich fast frei von Bedrohungen für die Reisenden.
Es lachte schon lange niemand mehr über die
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