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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Patrouille des Patriarchen. Auch der Name fiel bald nicht mehr. Stattdessen begann man, von den Mönchen des Tempelbergs zu sprechen.
    Schließlich hatten die Mönche den Namen selbst übernommen, und er war von einer Beleidigung zum Ehrentitel geworden.
    Nun stand Morfia hier und sah zu, wie der Anführer dieser Patrouille auf sie zukam. Er hatte die Stirn nachdenklich gerunzelt und war sich ihrer Anwesenheit offenbar gar nicht bewusst. Doch Morfia von Melitene war es nicht gewohnt, dass man keine Notiz von ihr nahm. Sie trat einen Schritt vor, baute sich vor ihm auf und sah ihm direkt in die auffallenden blauen Augen, die nun überrascht aufblitzten, als er sie bemerkte und zurückfuhr.
    Ältere Männer !, dachte sie. Das ist doch kein älterer Mann . Er ist ein reifer Mann , aber er hat nichts Altes an sich . Und wie er mich von oben bis unten betrachtet . So wie ich mit Blut beschmiert bin , muss ich furchtbar aussehen .
    Sie sprach ihn an, um ihn zu zwingen, von ihrer fleckigen Kleidung aufzublicken und ihr in die Augen zu sehen.
    »Ich möchte Euch für mein Leben danken, Sir. Ich stehe tief in Eurer Schuld, und ich verspreche Euch, dass die Dankbarkeit meines Mannes nicht geringer sein wird als die meine.«
    Ein winziges Zucken zwischen seinen Augenbrauen ging in ein Stirnrunzeln über.
    »Ich würde gern auf seine und Eure Dankbarkeit verzichten, Mylady, wenn Euer Mann nie wieder so töricht wäre, Euch mit einer so kleinen Eskorte reisen zu lassen.«
    Sie ruckte entrüstet mit dem Kopf, denn diese Worte versetzten sie in Wut, obwohl sie wusste, dass er Recht hatte.
    »Ihr verhaltet Euch anmaßend, Mylord.«
    Sein Stirnrunzeln vertiefte sich.
    »Ist das so, Mylady? Dann ist der Weg von der Dankbarkeit zur Feindseligkeit in Eurer Welt offenbar nicht sehr weit. Hätten wir Euch nicht rechtzeitig gefunden, wärt Ihr jetzt wahrscheinlich eine Gefangene, und Ihr würdet um den Tod betteln. Wenn Ihr es für anmaßend haltet, dass ich das sage, dann seht Euch unter Euren Toten um.«
    Einer ihrer Ritter trat vor und schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab.
    »Wie könnt Ihr es wagen, so mit Eurer Königin zu sprechen!«
    Der Ritter namens Godfrey würdigte den Sprecher kaum eines Blickes, doch seine Augen weiteten sich erneut, und er wiederholte ihren Titel fragend.
    »Meine Königin?«
    Sein Blick erfasste sie erneut von Kopf bis Fuß und registrierte zweifellos den Zustand ihrer Kleidung, ihr verworrenes Haar und ihr schmutzverkrustetes Gesicht, das mit Blut von ihren klebrigen Fingern verschmiert sein musste.
    »Aye, Lady Morfia von Melitene, König Baldwins Gemahlin und die Königin von Jerusalem. Kniet nieder und salutiert ihr«, herrschte ihn der Ritter des Königs an. Godfrey neigte sacht den Kopf und betrachtete den Mann mit offensichtlichem Missfallen. Dann wandte er sich, ohne den errötenden Ritter weiter zu beachten, wieder der Königin zu.
    »Verzeihung, Mylady. Hätte ich gewusst, wer Ihr seid, wäre ich mit meiner Kritik weniger direkt gewesen. Doch das, was ich gesagt habe, ist dennoch wahr.«
    Morfia nickte.
    »Das weiß ich, Sir. Ich habe mich unbegründet angegriffen gefühlt. Darf ich nach Eurem Namen fragen?«
    Morfia schenkte ihm ihr freundlichstes Lächeln, und der Ritter lächelte zurück.
    »Aye, Mylady. Ich bin Godfrey St. Omer … zumindest war ich das. Jetzt bin ich nur noch Bruder Godfrey.«
    Die Königin lächelte erneut.
    »Ich kenne Euer Problem. Ich bin jahrelang die Gräfin von Edessa gewesen, doch jetzt bin ich die Königin von Jerusalem. Es dauert eine Weile, bis ein solcher Titel … vertraut geworden ist. Nun denn, Bruder Sir Godfrey St. Omer, wenn Ihr mich im Palast aufsucht, werde ich Euch mit Freuden erneut meiner Dankbarkeit sowie der meines Mannes und meiner Kinder versichern, und zwar formeller und großzügiger. Wann dürfen wir Euch erwarten?«
    Der Ritter richtete sich auf, hielt sich die geballte rechte Faust vor die linke Brust und salutierte mit einem Kopfnicken.
    »Verzeiht mir, Mylady, doch das ist mir leider nicht gestattet. Ich bin jetzt ein Mönch, und obwohl ich noch Novize bin, bin ich durch ein vorläufiges Gelübde gebunden, das mir den Umgang mit Frauen verbietet, selbst wenn es anmutige und königliche Frauen sind –«, er zögerte, dann fuhr er mit dem Hauch eines Lächelns fort, »– oder vielleicht sollte ich sagen, vor allem , wenn es anmutige und königliche Frauen sind. Dennoch weiß ich den Gedanken zu schätzen.«
    Er sah sich um, und sein

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