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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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überrascht als sie, als man Baldwin nach dem Tod seines Vetters die Königswürde antrug.
    Jetzt war sie also Königin von Jerusalem, die Gefährtin eines unerfahrenen, aber entschlossenen Königs, dessen Reich immer noch von denselben Seldschuken bedroht wurde, die die Franken im Jahr 1099 besiegt hatten. Dieser Titel war noch neu für sie, und sie war sich der Verantwortung, die er mit sich brachte, wohl bewusst.
    Nun, da sie allmählich zu der Überzeugung gelangte, dass sie wohl doch nicht an diesem Tag sterben musste, spürte sie in sich die Entschlossenheit wachsen, ihren Mann zu zwingen, etwas an der schmählichen Lage auf den Straßen des Königreichs zu ändern.
    Sie waren jetzt bei den Pferden angelangt, und während Ector mit einem weiteren Mann auf sie zuging, um ihre Zügel zu ergreifen, sah sich Morfia auf dem Schlachtfeld um, das sie umgab. Sie hatte ihre Reise mit einer Eskorte angetreten, die mehr als doppelt so groß war wie üblich, denn Baldwin hatte darauf bestanden.
    Ihr Ziel war al-Assad gewesen, eine Oase, die keine zehn Meilen von der Stadt entfernt lag. Hier hatte König Baldwin der Erste eine zweite Residenz errichtet, die seinem Vergnügen und dem seiner Freunde oder Besucher diente, und hier wurde sie von ihrer besten und ältesten Freundin erwartet, Alixi von Melitene. Sie kannte Alixi schon ihr Leben lang, denn ihre Väter waren beide armenische Adelsherren, die ihrerseits schon lange Kameraden und Handelspartner waren, und Morfia hatte ihre zweite Tochter zu Alixis Ehren Alice genannt.
    Doch nach Alixis Ankunft war sie krank geworden und mehrere Tage an das Bett gefesselt gewesen. Da sie nicht wollte, dass man sie so sah, hatte sie angeordnet, dass ihre Freundin und eine Reihe anderer Gäste schon vorausreisen und die Annehmlichkeiten der Oase genießen sollten, während sie dort auf Morfia warteten.
    Die Oase al-Assad war in der Vergangenheit stets ein sicherer Hafen gewesen, der zu Recht für seine Schönheit und Beschaulichkeit berühmt war. Doch am Morgen vor Morfias geplanter Abreise hatte den König die Nachricht erreicht, dass sich in der Gegend rings um die Oase vermehrt Banditen herumtrieben, wenn die Oase selbst bis jetzt auch verschont geblieben war.
    Von ihrer Krankheit genesen und fest entschlossen, die nächsten Tage fern der Bedürfnisse ihrer Kinder zu genießen, hatte Morfia gelacht, als Baldwin nach der Lektüre des Berichts über die Briganten begonnen hatte, sich um ihre Sicherheit auf der Reise zu sorgen. Doch nachdem sie sich stundenlang seine Bedenken angehört hatte, war sie ungeduldig und wütend über seine scheinbare Albernheit geworden. Doch unvermittelt hatte der König nach einem Wutausbruch, der sie erstaunte und verstummen ließ, angeordnet, dass sie entweder eine viel größere Eskorte mitnehmen würde oder er sie unter Hausarrest stellen und ihr die Reise ganz verbieten würde.
    Sie hatte sich seiner Wut gebeugt, hatte die ihre hinuntergeschluckt und die größere Eskorte akzeptiert. Und nun lagen die Männer überall im felsendurchsetzten Sand verstreut, reglose, blutige Lumpenbündel, die in Wirklichkeit unnatürlich verdrehte Männerkörper waren, die Mehrzahl in den Wappenfarben des Königreichs Jerusalem gekleidet. Natürlich waren auch andere Männer darunter, Briganten, die im Kampf umgekommen waren und an ihrer Kleidung und Bewaffnung leicht zu erkennen waren. Aber selbst eine Frau, die nichts vom Kampf verstand, konnte sehen, dass die Angreifer bei dem Überfall deutlich geringere Verluste erlitten hatten als ihre Verteidiger.
    Inzwischen war der Kampf längst vorüber. Die letzten Feinde waren verschwunden oder tot, und die Männer, die sich jetzt langsam an der Stelle sammelten, wo sie mit Jubal und seinen Begleitern stand, waren zum Großteil Unbekannte. Sie sah zwar auch einige wenige ihrer eigenen Männer unter ihnen, doch die anderen trugen – mit Ausnahme der beiden Ritter in den blauen Röcken – alle die gleiche schlichte braune Kleidung wie Jubal und seine Begleiter.
    Sie wandte sich frustriert an Jubal.
    »Wer seid Ihr? Ich habe Euch noch nie zuvor gesehen. Woher seid Ihr gekommen?«
    Jubal sah sie mit ausdrucksloser Miene an.
    »Wir sind von hier, Mylady, aus Jerusalem. Wir waren auf dem Heimweg von einer ereignislosen Patrouille und haben Euch durch puren Zufall von dort drüben aus gesehen.« Er wies auf einen niedrigen Hügelkamm, etwa drei Meilen von ihnen entfernt.
    »Wir haben gesehen, wie sich das Sonnenlicht in den

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