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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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öffnete und schloss den Mund mit einem klickenden Geräusch, das sie als Bitte um Wasser erkannten, und einer von ihnen holte einen kleinen Tonbecher, den er dem gefesselten Ritter an den Mund hielt.
    St. Clair trank gierig, und gerade, als er sich mit den letzten Schluck den Mund spülte, bevor er sie herunterschluckte, hörte er ein merkwürdiges, vertrautes Geräusch, das mit einem dumpfen Knall endete. Es war die zischende Landung eines aus der Nähe abgeschossenen Pfeils. Der Pfeil traf den Mann, der über ihm kniete, in den Rücken, und er wurde zur Seite geschleudert.
    St. Clair erstarrte vor Schreck.
    Viermal wiederholte sich das Geräusch, das selbst im Durcheinander der angsterfüllten Stimmen deutlich zu hören war. Jedes Mal wurden die Stimmen leiser, und ein Mensch stürzte zu Boden.
    Dann hörte der Beschuss auf.
    Die Bande, die St. Clair gefangen hatte, war acht Mann stark gewesen. Fünf von ihnen schienen tot zu sein. Zwar kam ihm der Gedanke, dass sie eventuell nur schwer verwundet waren, doch das bezweifelte er. Und wo waren die anderen drei?
    Er hörte ein zischendes Flüstern, das von zwei weiteren Stimmen beantwortet wurde. Die drei Männer waren ganz in seiner Nähe. So sehr er jedoch den Kopf zur Seite drehte, er konnte die überlebenden Räuber nicht sehen. Wahrscheinlich versuchten sie, sich vor den Pfeilen des lauernden Feindes zu verstecken. Was er sah, war eine einzelne Leiche, sein Folterknecht, der jetzt leblos mit ausgestreckten Gliedern auf dem Bauch lag. Seine Augen starrten St. Clair blicklos entgegen, sein stets offener Mund war endlich geschlossen. Aus seinem Rücken ragte ein Pfeil, dessen Ende mit zierlichen, geschickt befestigten Federn geschmückt war.
    St. Clair kannte diese Pfeile – von den Seldschuken in Syrien. Er war also im Begriff, dachte er resigniert, vom Regen in die Traufe zu kommen. Die Brandwunde an seiner Hand begann erneut zu pochen.
    Er spürte eine Bewegung jenseits des Feuers. Als er den Kopf in diese Richtung wandte, sah er eine Erscheinung ins Licht treten. Der Neuankömmling war hochgewachsen und schlank; er hatte ein Raubvogelgesicht und trug einen Bart. Sein Kopf wurde von einem hohen, konischen Helm aus feinem Stahl geschützt, von dem ein Netz aus Kettengewebe hinunterhing, das beinahe an einen Schleier erinnerte. Bei jeder Bewegung schimmerte der Mann, denn er war von Kopf bis Fuß in ein langes Gewand aus demselben Gewebe gehüllt. In der rechten Hand hielt er einen langen, glitzernden Krummsäbel, in der Linken einen Krummdolch. Sein linker Arm wurde vom Bizeps bis zum Handgelenk durch einen kleinen, runden, festgeschnallten Sarazenenschild geschützt.
    St. Clair hörte ein Handgemenge und die Aufschreie der drei überlebenden Männer. Dann kam jemand auf ihn zugerannt, und ein krachender Hieb ließ ihn erneut das Bewusstsein verlieren.
     
    »SANGLAHR.«
    St. Clair war schon seit einiger Zeit wach, doch er hatte die Augen noch nicht geöffnet, denn bei seinem Erwachen hatte er die Fesseln an seinen Armen und Beinen gespürt und gewusst, dass er immer noch ein Gefangener war. Sein Kopf schmerzte nach dem Hieb, doch zu seiner Überraschung waren die Schmerzen nicht so stark, wie er es erwartet hätte.
    Dennoch hatte er es nicht eilig damit, die Augen zu öffnen und das Licht einzulassen, und das hatte zwei gute Gründe: Es war möglich, dass das Licht seine Kopfschmerzen verschlimmerte – und dass jemand bemerkte, dass er wach war. So lag er reglos da und lauschte, um sich ein Bild von den Vorgängen ringsum zu machen.
    Es war der köstliche Duft gebratenen Fleisches gewesen, der ihn geweckt hatte. Natürlich, kurz vor dem Eintreffen des Feindes hatte jemand eine geschlachtete Ziege neben das Feuer gelegt. Unterdessen hatte der Fremde offenbar den Kampf gewonnen. Immerhin hatten drei gegen einen gekämpft, und zwar im Nahkampf, da der Fremde ja mit gezogenen Klingen an das Feuer getreten war. Es sei denn, er war nicht allein gewesen …
    Nun denn, jedenfalls hatte der Sieger inzwischen Zeit gehabt, die Ziege auf einen Spieß zu stecken und sie über dem Feuer aus getrocknetem Kameldung zu braten, was bedeutete, dass St. Clair weit über eine Stunde bewusstlos gewesen sein musste.
    »Sanglahr.«
    Die Stimme erklang erneut, diesmal deutlicher und drängender, und St. Clair wusste, dass der Fremde den Kampf gewonnen hatte, denn keiner seiner ehemaligen Häscher hatte eine derart sonore Stimme gehabt.
    »Sanglahr!«
    Diesmal war die Stimme dicht bei

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