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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Ferenghi haut vor Allahs Sonne schützen könnt. Aber es sind meine Kleider, und ich wünsche nicht, dass Ihr sie über dem Schmutz tragt, der Euch bedeckt. Bevor wir also aufbrechen, werdet Ihr Euch reinigen.«
    St. Clair riss schockiert die Augen auf.
    »Im Wasserloch?«
    »Nein, das möge Allah verhüten. Ihr werdet Euch hier am Rand des Wasserlochs waschen, und ich werde Wache halten und Euch vor jedem Schakal beschützen, der unterdessen hier trinken will. So wird das Wasser, das Euch reinigt, selbst wieder gereinigt, weil es durch den Sand läuft, bevor es wieder in das Wasserloch fließt. Ich habe einen Eimer dabei. Kommt mit.«
    Er zog St. Clair mit ausgestreckter Hand hoch, und eine halbe Stunde später war der fränkische Ritter sauber; seine frisch geschrubbte Haut trocknete in der Sonne, und er fühlte sich wie neugeboren – so sehr, dass ihm der Verdacht kam, dass es möglicherweise eine Sünde war, das Gefühl so sehr zu genießen.
    Hinter ihm stand der Fremde auf der Böschung und hielt Wache, bis St. Clair begriff, dass er sich mit gefesselten Händen und Füßen nicht ankleiden konnte. Er wandte sich dem Fremden zu und hielt ihm wortlos die ausgestreckten Arme entgegen. Der Mann gab zwar vor, über die Bitte nachdenken zu müssen, doch dann stieg er zu St. Clair hinunter und zog einen Schlüssel aus dem Schal, den er um seine Hüfte gewunden hatte.
    »Wohin könnt Ihr schon gehen?«, sinnierte er, während er die Eisen aufschloss. »Ihr werdet sie doch wieder anlegen, sobald Ihr angekleidet seid, nicht wahr?«
    St. Clair versuchte erst gar nicht zu antworten, sondern legte stattdessen die geborgten Kleidungsstücke an. Das fiel ihm nicht schwer, da er wie die meisten seiner Kameraden längst entdeckt hatte, dass die langen Gewänder der Eingeborenen viel bequemer waren als die schweren, kratzenden Kleider der Franken.
    Als er den Burnus auf seinem Kopf befestigt hatte, warf er einen beifälligen Blick auf die hochgewachsene Gestalt, die ihn nicht aus den Augen ließ. Die klaren Linien seines Kettenpanzers und der lange konische Helm betonten dessen Körpergröße und Schlankheit. Seine Rüstung bestand aus poliertem Metall, das silbern in der Morgensonne glänzte. Die restlichen Kleidungsstücke des Mannes, das Hemd und die Hose, die in seinen Lederstiefeln steckte, sowie die Stiefel selbst waren schwarz. Ein langer schwarzer Umhang fiel von seinen Schultern bis zum Boden. Er sah nicht nur kriegerisch aus, sondern auch wohlhabend.
    »Seid Ihr ein Janitschar?«, fragte ihn St. Clair. »Ihr seht so aus. Ich habe allerdings noch nie einen Janitscharen gesehen, deshalb kann ich es nicht sagen. Ist es so?«
    Die Wange des Mannes zuckte, als wollte er lächeln.
    »Was wisst Ihr denn von den Janitscharen, Sanglahr?«
    Als er merkte, dass St. Clair nicht antworten würde, fuhr er fort: »Nein, Sanglahr, beantwortet meine Frage. Sie ist nicht böse gemeint. Was wisst Ihr von den Janitscharen? Bitte sagt es mir.«
    »Nach allem, was ich weiß, sind sie die tapfersten Krieger Syriens, die handverlesene Garde des Kalifen.«
    Der Mann neigte den Kopf.
    »Was Ihr gehört habt, trifft zu – nur dass sie nicht die tapfersten Krieger Syriens sind. Das können sie in Allahs Augen nicht sein. Sie sind Sunniten.«
    »Und Ihr seid kein Sunnit? Wollt Ihr das damit sagen?«
    »Ich bin Schiit. Kennt Ihr den Unterschied, Sanglahr?«
    St. Clair bemühte sich um eine ausdruckslose Miene und nickte langsam.
    »Ein wenig. Vor allem weiß ich, dass es in dieser Gegend nur sehr wenige Schiiten gibt. Fast alle Moslems, die ich kenne, sind Sunniten. Ich weiß auch, dass die Schiiten die Kalifen verachten. Das würde die schlechte Meinung erklären, die Ihr von den Janitscharen habt.«
    »Ihr überrascht mich, Sanglahr. Ich war davon ausgegangen, dass Ihr keine Ahnung habt. Wisst Ihr denn auch, warum wir Schiiten das Kalifat verachten?«
    »Aye, das weiß ich. Weil Ihr glaubt, dass die Kalifen Euren Glauben vereinnahmt und ihre irdische Macht dazu benutzt haben, um das Werk des Propheten Mohammed an sich zu reißen. Ein Werk, dessen Fortsetzung der Prophet Eurer Meinung nach seinem Vetter und Schwiegersohn Ali Ibn Abu Talib anvertraut hat. Doch ich frage mich, warum Ihr es wagen könnt, Euch in einer Hochburg der Sunniten so offen als Schiit zu zeigen.«
    Der Moslem hatte die Augenbrauen hochgezogen, während St. Clair sprach. Nun schüttelte er beinahe bewundernd den Kopf.
    »Wir sind in Syrien, Sanglahr. Ihr habt einen weiten Weg

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