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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Euch erregt, Odo.«
    »Ich –« Er schluckte seine Wut hinunter und zwang sich, langsam und deutlich zu sprechen. »Wovon sprecht Ihr, Mylady?«
    Falls Alice bemerkte, wie gezwungen er sprach, ließ sie sich das nicht anmerken.
    »Legt Eure Kleider an, dann setzt Euch zu mir.« Sie wies auf ihren Diwan. »Setzt Euch und beruhigt Euch. Ich habe Euch etwas zu sagen, das Euch gefallen wird, das verspreche ich Euch.«
    Sie sah ihm wortlos beim Ankleiden zu und lächelte vor sich hin, als er sich auf den Diwan plumpsen ließ wie ein schmollender Junge.
    »Ihr werdet mir gewiss verzeihen, wenn ich mir das nicht vorstellen kann«, knurrte er.
    »Glaubt mir einfach und hört mir zu. Kurz vor Eurem Eintreffen habe ich eine dringende Nachricht erhalten, die ich nicht ignorieren konnte. Doch natürlich wollte ich Euch nicht alleinlassen.«
    Sie warf ihm ein verführerisches Lächeln zu, so überraschend, dass es ihn völlig überrumpelte und er seine Wut vergaß.
    »Also bin ich so lange wie möglich geblieben. Doch ich wusste, dass Euch die Nachricht von meiner Hochzeit in Wut versetzen würde und Ihr davonstürzen würdet, um in Eurem grässlichen alten Haus für mich unerreichbar vor Euch hin zu brüten. Daher habe ich dafür gesorgt, dass Esther Eure Kleider an sich nahm. Könnt Ihr mir verzeihen?«
    In Sekundenschnelle hatte sie sämtliche Wogen seiner Wut geglättet. Nun betrachtete er sie nur noch ratlos.
    »Ich verstehe es nach wie vor nicht. Warum habt Ihr mir denn nicht gesagt, was Ihr vorhattet? Ich hätte doch gewartet.«
    »Vielleicht hättet Ihr das, vielleicht auch nicht. Ich wollte auf gar keinen Fall, dass Ihr in Wut geht. Da war es mir lieber, Ihr bleibt in Wut, und ich kann Euch alles erklären. Eine bessere Möglichkeit ist mir so schnell nicht eingefallen. Ich wusste ja auch nicht, mit was für einer Nachricht mich der Bote erwartete.«
    »Und was für eine Nachricht ist es gewesen? Wer war dieser Bote?«
    »Erinnert Ihr Euch noch an unser letztes Gespräch über die Mönchsritter?«
    Odo nickte mit einem leichten Stirnrunzeln.
    »Sehr genau. Und ich muss zugeben, dass ich mich schon gefragt hatte, warum Ihr kein Wort mehr darüber verloren habt. Habt Ihr jetzt etwas Neues herausgefunden?«
    Alice schüttelte den Kopf.
    »Nichts Definitives. Nichts, das sich gegen sie verwenden ließe. Aber es gibt einen unter ihnen, den jüngsten, der mich besonders interessiert. Sie nennen ihn Bruder Stephen.«
    Dieser Name war wie eine Ohrfeige für Odo, doch inzwischen hatte er sich wieder so weit unter Kontrolle, dass er seine Eifersucht verbergen konnte.
    »Stephen? Ihr meint den Mönch, der verschwunden ist? Ich kann mich noch an die Aufregung erinnern, die das ausgelöst hat. Sie haben die ganze Stadt nach ihm auf den Kopf gestellt. Aber dann habe ich gehört, dass er wieder aufgetaucht war und vorgab, das Gedächtnis verloren zu haben.« Er lachte, ein tiefer, verächtlicher Grunzlaut. »Er hätte nur zu mir zur Beichte kommen zu brauchen. Ich hätte seinem Gedächtnis schon nachgeholfen.«
    »Seine Brüder haben ihm geglaubt«, sagte Alice nüchtern. »Und ich habe ihnen geglaubt. Die beiden Ordensoberen, de Payens und St. Omer, lassen sich normalerweise nicht zum Narren halten. Doch dann ist der wandernde Bruder erneut verschwunden, vor einem knappen Monat, und ist seitdem nicht mehr gesehen worden.«
    »Und wisst Ihr, wohin er gegangen ist?«
    Er sah ihre Augen aufblitzen und begriff, wie dumm diese Frage war.
    »Verzeiht mir, natürlich wisst Ihr es nicht.«
    »Nein, ich weiß es nicht, weder wohin er gegangen ist, noch wo er dann geblieben ist. Aber ich weiß, dass er sich auf dem Rückweg hierher befindet, in Begleitung eines engen … Vertrauten von mir.«
    Falls Odo ihr kurzes Zögern bemerkt hatte, ließ er sich nichts davon anmerken. Sofort legte er die Stirn in tiefe Falten.
    »Woher wisst Ihr das, Mylady, und warum dieses Interesse am Schicksal eines verdreckten Mönchs?«
    Die Prinzessin zog die Augenbrauen hoch, als könnte sie nicht glauben, dass er so begriffsstutzig war.
    »Begreift Ihr denn nicht, Odo? Er ist derjenige von ihnen, der am weitesten herumkommt, der einzige, der die Stallungen über längere Zeiträume verlässt. Als er also zum zweiten Mal verschwunden ist, habe ich mich gefragt, wohin er geht. Wen besucht er? Mit wem spricht er, und was mag er mitnehmen oder zurückbringen?«
    Sie beobachtete Odos Miene, während er über ihre Worte nachdachte. Schließlich lehnte er sich zurück

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