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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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zurückgelegt, bevor Euch Eure Kräfte verlassen haben. Dies ist Schiitenland, und Ihr erinnert mich daran, dass wir einen weiten Weg vor uns haben. Nun muss ich Euch wieder fesseln – werdet Ihr das zulassen, oder muss ich Euch noch einmal vor den Kopf schlagen und Euch dann anketten, während Ihr schlaft?«
    St. Clair sah ihn stirnrunzelnd an und legte den Kopf schief.
    »Habt Ihr auch einen Namen, oder muss ich Euch Moslem nennen? Ich heiße St. Clair, wie Ihr ja schon wisst.«
    »Nennt mich Hassan.«
    »Nun, Hassan, hört mich an. Ich bin zu Fuß, ich habe weder Waffen noch Rüstung, und ich vermute, dass ich mit meiner Kraft am Ende bin. Ich bezweifle also, dass ich Euch entkommen könnte, selbst wenn ich es wollte.«
    »Ich habe ein Pferd für Euch.«
    »Hervorragend. Ich bin Euch zwar dankbar dafür, aber ich kann doch gar nicht aufsteigen, wenn ich Fußschellen trage.«
    »Ihr werdet erst aufsteigen, dann lege ich Euch die Fußschellen unter dem Bauch des Pferdes an.«
    »Unbequem und unpraktisch – für mich, für Euch und für das Pferd. Würdet Ihr zustimmen, auf die Eisen zu verzichten, wenn ich Euch mein aufrichtiges Wort geben würde, nicht zu fliehen?«
    »Euer aufrichtiges Wort? Das Wort eines Ferenghi christen?«
    St. Clair rümpfte die Nase.
    »Ihr habt Recht, und ich will Euch nicht widersprechen. Doch ich meine nicht das Wort eines fränkischen Christen, sondern das Wort eines Kriegers, dem seine Ehre heilig ist.«
    Er dachte lieber nicht darüber nach, warum er in die Wüste geritten war. Doch zu seiner Überraschung nickte der schwarz gewandete Schiit, ohne zu zögern.
    »Ja, das akzeptiere ich. Gebt Ihr mir dieses Wort?«
    »Aye, gern.«
    »Gut, dann kann ich die Eisen wieder einstecken.«
    Hassan schob die Eisen in eine Tasche und hielt plötzlich inne. Dann wandte er sich um und warf St. Clair etwas zu.
    »Gehört das zufällig Euch?«
    St. Clair fing den fliegenden Gegenstand auf und stellte verblüfft fest, dass es der blaue Edelstein war.
    »Wo habt Ihr das gefunden?«
    »Bei einer der Bestien, die ich gestern Abend getötet habe. Er hatte es um sein Handgelenk gebunden, aber ich wusste, dass es ihm nicht gehören konnte.«
    Erst in dem Moment realisierte St. Clair ungläubig, dass er seit seinem Aufwachen nicht einen einzigen Gedanken an seine Häscher verschwendet hatte. Jetzt sah er sich mit großen Augen um, doch er konnte keine Spur von ihnen entdecken.
    »Wo sind sie geblieben? Was ist ihnen widerfahren?«
    Hassans Lippen verzogen sich zu einem sardonischen kleinen Lächeln.
    »Ich, Sanglahr. Ich bin ihnen widerfahren. Aber Ihr wolltet wohl wissen, wo sie nun sind. Ich habe ihre Leichen heute Morgen mit Hilfe der Pferde von der Quelle weggezogen. Sie liegen in einem Wadi, so weit entfernt, dass ihr Gestank nicht bis zum Wasser dringen wird, wenn sie zu verwesen beginnen.«
    »Wisst Ihr, wer sie gewesen sind?«
    »Ich habe keine Ahnung. Es waren nur Nomaden von weit her. Ich habe gestern versucht, mit ihnen zu sprechen, konnte aber kein Wort von dem verstehen, was sie gesagt haben. Seltsame Sprache, seltsame Menschen. Und sie waren Sunniten. Die Welt ist ohne sie ein besserer Ort. Jetzt sollten wir aufbrechen. Seid Ihr bereit?«
    »Aye, aber ich würde gern mein Schwert suchen. Das Schmuckstück war an seinem Knauf festgebunden.«
    Hassan schüttelte den Kopf.
    »Ich habe keine Spur von einem Ferenghi schwert gesehen. Die Waffen dieser Dummköpfe waren völlig wertlos. Sie hätten ein gutes Schwert bestimmt nicht liegen gelassen. Ihr müsst das Schmuckstück abgezogen haben, bevor Ihr die Waffe verloren habt. Nun nehmt die Tasche, und dann gehen wir.«
    St. Clair konnte nur verdutzt den Kopf schütteln. Er schulterte die schwere Tasche, die die eigentlich für ihn bestimmten Ketten enthielt, und folgte Hassan.
    Zwei prachtvolle weiße Pferde und ein Lastkamel waren in einem Palmenhain angebunden. Hassan befestigte die Tasche und zwei volle Wasserschläuche auf dem Rücken des Kamels und führte sie dann südwärts in die Wüste.

K OMPLIZEN

1
    D
    ER BISCHOF VON FONTAINEBLEAU steigerte sich allmählich in eine ganz und gar unpriesterliche Wut hinein. Er schritt im Schlafgemach der Prinzessin auf und ab und knurrte unverständliche Worte vor sich hin, weil er es nicht wagte, den Kopf in den Nacken zu werfen und seiner Entrüstung lauthals Luft zu machen, so wie er es am liebsten getan hatte. Er ging so schnell, dass sein seidenes Priesterhemd ihn wie ein Umhang umwehte und sich vorn

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