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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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gesprochen, Bruder Hugh. Wie viele Tunnel sind es?«
    De Payens schob die Unterlippe vor und schüttelte den Kopf.
    »Das kann ich noch nicht sagen. Aber ich schätze, dass dort unten mehr als zwanzig Kreuzungen sind, die alle zu weiteren Verzweigungen führen. Ich glaube, Labyrinth ist wirklich das passende Wort. Warum fragst du?«
    »Weil ich gehofft hatte, dass meine Vermutung Bestätigung finden würde, und so ist es. Lass mich morgen wie geplant Patrouille reiten, Bruder Hugh. Die Patrouille auf der Straße nach Jaffa dauert zehn Tage, und ich halte es für unklug, sie jetzt zu vernachlässigen. Ich habe das Gefühl, dass die Briganten, die Montbard beim letzten Mal nicht finden konnte, sich immer noch dort versteckt halten. Es ist nur ein Gefühl, aber ich spüre es deutlich, und ich habe gelernt, mich auf solche Instinkte zu verlassen. Ich würde lieber meine Runde reiten, und wenn es nur um meiner eigenen Ruhe willen ist. Während ich fort bin, können die anderen die Tunnel erkunden und sich merken, wo es blockierte Stellen gibt. Nach meiner Rückkehr kümmere ich mich gern um alles, was getan werden muss.«
    De Payens spitzte nachdenklich die Lippen, dann nickte er.
    »So sei es. Führe deinen Patrouillenritt durch, und wenn du diese Kreaturen findest, tilge sie von der Erde. Wenn du zurückkommst, werden wir vorbereitet sein.«
6
    S
    T. CLAIR BEHERRSCHTE DIE KUNST, im Sattel zu dösen, schon lange, bevor er nach Outremer kam. Es war eine Fähigkeit, die ihm auf langen Wüstenpatrouillen gute Dienste tat. Sie verkürzte ihm die langen Tage, und doch konnte er weite Strecken zurücklegen. Daher schlief er auch, als am dritten Tag nach ihrem Aufbruch aus Jerusalem Alarm gegeben wurde. Zunächst erfuhr er nicht, wer der Erste gewesen war, der die bedrohliche Gestalt auf den Klippen über der Straße gesehen hatte.
    Er erwachte, weil jemand seinen Namen rief. Schon ertönten die ersten Warnrufe. Seine Sergeanten wiesen ihre Männer an, in Kampfposition zu gehen, und ihre beiden Proviantwagen rollten in die Mitte ihrer Verteidigungslinie. Von Rossal sah er nichts – wie er später erfuhr, war dieser kurz zuvor mit einigen Begleitern einer breit ausgetretenen Spur gefolgt. St. Clair runzelte die Stirn, weil er keinen Überblick hatte. Dann trieb er sein Pferd an und brachte es vor Bernard de la Piere zum Stehen, der mit zwei weiteren Sergeanten die Klippen beobachtete.
    »Was gibt es, Sergeant Bernard?«
    Der Sergeant wies beinahe lässig auf die Klippen.
    »Dort drüben, Sir, zwischen den Felsen am Boden. Bis jetzt ist es nur ein Mann. Er versucht aber erst gar nicht, sich zu verstecken, also ist es mit großer Sicherheit eine Falle. Er muss uns für sehr dumm halten, wenn er glaubt, dass wir ihn angreifen, ohne vorher die Lage erkundet zu haben.«
    Im ersten Moment konnte St. Clair den Mann nicht sehen, doch dann bewegte sich dieser. St. Clair richtete sich im Sattel auf und hielt sich die Hand über die Augen, um sie gegen das gleißende Licht abzuschirmen. Der Fremde stand in einiger Entfernung genau auf einer Trennungslinie zwischen Licht und Schatten. Er war zu Fuß, aber zu weit entfernt, um ihn erkennen zu können. St. Clair spürte eine winzige Eingebung.
    »Vielleicht hält er uns für dumm, Sergeant, vielleicht aber auch nicht. Folgt mir in zwei Reihen.«
    Er trieb sein Pferd zum Schritt an und hielt von der Straße direkt auf den Mann zu. Das Sonnenlicht wurde von Metall reflektiert, als sich dieser erneut bewegte.
    Jetzt wird er flüchten , dachte St. Clair, und erwarten , dass wir ihm folgen , damit uns seine Freunde abschlachten können .
    Doch der Mann hatte sich nicht vom Fleck gerührt. Er stand immer noch halb im Schatten. Je näher St. Clair und seine berittene Zweierreihe kamen, desto besser war er zu sehen. Und dann trat er ganz in den Sonnenschein.
    Erschrocken hob St. Clair die Hand und brachte seine Sergeanten zum Halten. Der Fremde war unverwechselbar. Es war Hassan, der Schiitenkrieger, der genauso schwarz gekleidet und behelmt war wie beim letzten Mal, als St. Clair ihn gesehen hatte.
    »Sergeant Bernard, bitte wartet hier in Formation. Ich gehe allein weiter. Ich kenne diesen Mann. Er ist ein Freund. Er hat mir einmal das Leben gerettet, als ich in der Wüste fast verdurstet wäre, und mich dann heimgeführt. Offensichtlich will er mit mir sprechen. Wartet hier.«
    »Aber Sir Stephen, wenn Euch etwas zustößt –«
    »Ich sage doch, Sergeant, er ist ein Freund. Mir wird nichts

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