Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
Vom Netzwerk:
zustoßen.«
    Er ließ seine Patrouille hinter sich und ritt auf Hassan zu, bis ihn nur noch ein paar Schritte von ihm trennten.
    »Was für eine erfreuliche, wenn auch unerwartete Begegnung, Hassan. Was führt Euch hierher?«
    Er schwang das Bein über den Sattel und ließ sich zu Boden gleiten, um den anderen Mann zu umarmen. Sofort stieg ihm ein vertrautes Zimtaroma in die Nase. Hassan erwiderte seine Umarmung mit einem Lächeln.
    »Sala’am Aleikhem, Sanglahr, und bitte nehmt meine Dankbarkeit entgegen, dass Ihr diesmal anders als bei unserer ersten Begegnung mehr wie ein Mensch und weniger wie ein Kamel riecht. Allah sei gepriesen. Was den Grund meines Hierseins angeht, so seid Ihr es. Was sollte es sonst sein? Diese Gegend ist nicht gerade der Garten der Lüste. Ich habe eine Nachricht für Euch, und ich muss Euch um einen Gefallen bitten. Kommt Ihr ein Stück mit mir?«
    St. Clair schüttelte den Kopf.
    »Nein, mein Freund. Das kann ich nicht tun, während meine Männer in der Mittagshitze warten, aber Ihr könnt gern mit uns weiterreiten.«
    Hassans Zähne blitzten in einem sardonischen Lächeln auf.
    »Nach Jaffa, inmitten einer bewaffneten Ferenghi truppe, in dieser Aufmachung? Lieber nicht, mein Freund. Aber ich danke Euch dennoch dafür, dass Ihr mir Gesellschaft anbietet. Also gut, setzen wir uns in den Schatten, auf Allahs festen Boden, und unterhalten wir uns, Ihr und ich.«
    Das war leichter gesagt als getan, denn St. Clair trug seinen vollen Kettenpanzer, einen knöchellangen Ledermantel nebst Kapuze, der vollständig mit Kettengewebe bedeckt war. Er war sperrig und unbequem, und er musste ihn an der Vorderseite aufschnüren und die gepanzerten Rockschöße ausbreiten wie eine Frau, bevor er sich im Schneidersitz niederlassen konnte wie die Wüstennomaden.
    Als er schließlich saß, legte er den Schwertgürtel neben sich, zog seinen Metallhelm ab, löste den Riemen an seinem Kinn und schob sich die Kapuze vom Kopf, um sich die Kopfhaut zu kratzen.
    Der Araber beobachtete ihn grinsend.
    »Ich finde es immer wieder bemerkenswert, dass alle Krieger jeden Glaubens und jeder Kultur diesen Instinkt an den Tag legen, sich nach dem Entfernen ihrer Kopfbedeckung als Erstes den Kopf zu kratzen wie ein Hund, der die Flöhe vertreiben will.«
    Beide Männer lachten, und dann griff Hassan in eine reich verzierte schwarze Ledertasche an seiner Taille und zog ein sorgsam eingepacktes Paket hervor, das er St. Clair entgegenhielt.
    »Ich habe einen Vetter in Jerusalem, der denselben Namen trägt wie ich. Es ist Hassan, der Pferdehändler, der dort einen Stand auf dem Markt hat.«
    St. Clair nahm das Päckchen und wog es in der Hand. Es war leicht, und es war in weiches, leuchtend gelbes Leder eingeschlagen, auf dessen Kante mit Silberfaden ein Halbmond von der Größe seines kleinen Fingernagels aufgenäht war. Der Größe und dem Gewicht nach enthielt es wahrscheinlich ein Dokument.
    »Hassan, der Pferdehändler«, sagte er lächelnd. »Den Namen habe ich schon einmal gehört. Ich weiß auch, wo sein Stand ist, in der Nähe des Teppichhändlers Suleiman.«
    Hassan zeigte sich überrascht.
    »So ist es, Sanglahr, tatsächlich. Woher kennt Ihr Suleiman? Ihr seid doch ein Mönch, oder nicht? Wozu braucht ein Mönch kostbare Teppiche?«
    Fast hätte St. Clair gesagt, dass er sich dort einmal mit einer Dame getroffen hatte, aber dann begriff er, wie das geklungen hätte, und zögerte.
    »Er braucht sie nicht«, sagte er. »Doch selbst ein Mönch verzichtet weder auf sein Augenlicht noch auf seine Zunge, wenn er der Welt entsagt. Ich bin nicht blind gegenüber schönen Dingen, seien es Teppiche oder Pferde. Ich habe mich einmal mit Suleiman unterhalten, während ich seine Waren bewunderte, genau wie ich kurz zuvor im Vorübergehen die Pferde Eures Vetters bewundert hatte.«
    Er wies kopfnickend auf das Päckchen in seiner Hand.
    »Ich nehme an, Ihr hättet gern, dass ich dies Eurem Vetter überbringe?«
    »So ist es, Sanglahr, und ich wäre Euch sehr dankbar. Mein Vetter wird nicht da sein, wenn Ihr ihn aufsucht. Er ist auf Reisen und wird fast einen Monat fortbleiben, und so lange kann ich nicht warten. Als mir daher klar wurde, dass Ihr im Anmarsch wart, habe ich beschlossen, Euch darum zu bitten, das Päckchen bei Eurer Rückkehr nach Jerusalem für mich abzuliefern. Übergebt es Nabib, der sich um den Stand kümmert, wenn mein Vetter unterwegs ist, um nach neuen Pferden Ausschau zu halten. Er wird dafür sorgen, dass

Weitere Kostenlose Bücher