Der Schatz des Blutes
es seinen Empfänger erreicht, und ich werde Euch zu Dank verpflichtet sein.«
»Natürlich tue ich das.« St. Clair steckte das Päckchen in die Brust seines Kettenpanzers. »Ihr habt gesagt, Ihr hättet Neuigkeiten für mich, obwohl mir ein Rätsel ist, woher Ihr … Doch es wäre ja nicht das erste Mal, dass Ihr mich überrascht. Also, was für eine aufregende Mitteilung habt Ihr diesmal für mich?«
»Eine so aufregende, dass sie Euch das Leben retten wird, Sanglahr, Euch und Euren Männern.«
St. Clairs Miene wurde augenblicklich nüchtern.
»Das ist mehr als aufregend, mein Freund. Erzählt es mir, denn damit treibe ich keine Scherze.«
»Ganz in der Nähe befindet sich eine Bande von Briganten – eine große Bande.«
»Ich weiß. Wir sind auf der Jagd nach ihnen.«
Hassans Kopfschütteln ließ seinen feinen Kettenschleier leise klirren.
»Nein, Sanglahr, sie sind auf der Jagd nach Euch. Sie haben Euch gestern entdeckt und führen Euch seitdem in die Falle. Euer Kamerad – der andere Ritter –«
»Rossal?«
»Ich kenne seinen Namen nicht – er teilt sich die Befehlsgewalt mit Euch. Er wurde vor einer Stunde fortgelockt, um sich die Spur einer Schar Berittener anzusehen, die von hier in die Wüste führt. Diese Spur wurde letzte Nacht gelegt und dann so getarnt, dass sie älter aussieht, als sie ist. Er wird bald zurückkehren und Euch mitteilen, dass die Spur zu einem Lager in einer Oase führt, keine zehn Meilen von hier, und dass Ihr und Eure Männer es vor Einbruch der Nacht bis dorthin schaffen könnt, um Euch auszuruhen und dann mit der Morgensonne im Rücken anzugreifen.«
»Ich verstehe. Und ich soll nicht auf ihn hören?«
»Ganz gleich, was Ihr tut, Ihr sitzt bereits in der Falle. Ihr habt den Feind jetzt schon im Rücken. Eine kleine Anzahl von Männern mit reiterlosen Pferden hat die Spur gelegt. Sie wissen, dass Ihr Ferenghi seid und keine Erfahrung darin habt, Spuren im Sand zu lesen. Sie wissen, dass Ihr der Spur folgen werdet, und sie werden Euch folgen. Wenn Ihr Euch dann zur Ruhe legt, werden sie über Euch herfallen, um Euch auszulöschen.«
St. Clair richtete sich auf. Es lag jetzt kein Humor mehr in seiner Miene.
»Woher wisst Ihr das alles?«
Hassan zuckte mit den Schultern und neigte mit einer eleganten Bewegung den Kopf.
»Ich habe Spitzel unter ihnen, mit denen ich gestern Abend und heute Morgen gesprochen habe. Daher wusste ich, dass Ihr hier entlangkommen würdet, obwohl ich nicht wusste, dass Ihr es seid, der die Patrouille anführt, bis ich Euer Gesicht gesehen habe.«
»Und wann habt Ihr mein Gesicht gesehen?«
St. Clair gab sich keine Mühe, die aufkeimende Feindseligkeit in seiner Stimme zu verbergen, und Hassan zuckte noch einmal mit den Schultern.
»Vorhin. Ich seid keine zwanzig Schritte von meinem Posten entfernt vorbeigeritten. Ich hätte Euch gerne einen Gruß zugerufen, aber ich hätte Eure Antwort nicht mehr erlebt. Eure Männer sind sehr wachsam.«
»Offenbar nicht wachsam genug, wenn Ihr uns so nah kommen konntet und uns diese Bande so leicht an der Nase herumführen konnte. Erzählt mir mehr über Eure Spitzel.«
Hassan streckte ihm die geschlossene Faust entgegen, dann öffnete er sie, um zu zeigen, dass sie leer war.
»Macht Euch keine Vorwürfe, weil Ihr den Wind nicht aufhalten könnt, Sanglahr. Nur der Wille Allahs kann über ihn bestimmen. Ihr konntet nur diesen einen Weg nehmen, und ich hatte meinen Posten schon lange bezogen, als Ihr und Eure Leute kamt. Eure Männer hätten mich nur finden können, wenn ich mich selbst verraten hätte. Das Gleiche gilt für die Finte Eures Feindes. Glaubt Ihr denn, niemand hätte bemerkt, in welchem Rhythmus Ihr hier patrouilliert? Jede Bewegung, die Ihr macht, wird irgendwo registriert. Man hat Euch beobachtet, seit Ihr die Stadttore verlassen habt. Auch wenn Ihr die Abstände der Patrouillen ändert, könnt Ihr niemanden täuschen. Eure Gegner rechnen seit über einem Monat mit Eurer Rückkehr. Sie sind geduldig und haben alles sorgfältig geplant. Alles, was geschieht, ist der Wille Allahs. Es steht längst geschrieben, ob Ihr morgen st erben oder am Leben bleiben sollt, doch was geschrieben steht, weiß nur Allah, bis es geschieht.«
»Hmm. Und Eure Spitzel?«
»Was ist mit ihnen? Sie haben mir alles gesagt, was sie wissen.«
»Und warum haben sie das getan?«
»Weil ich sie darum gebeten habe und sie in meiner Schuld stehen und mich nicht verärgern wollen. Außerdem, warum sollten sie es mir
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