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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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unsere Brüder haben dort Zutritt.«
    »Ah. Nun, es ist aufgefallen, und mir ist davon berichtet worden. Ich wollte zuerst nicht glauben, was ich da hörte, daher habe ich aus Pflichtgefühl gegenüber meinem Vater meine eigenen Leute entsandt, um dort Beobachtungen anzustellen und mir Bericht zu erstatten.«
    »Ich verstehe. Und was haben sie Euch berichtet?«
    »Sie haben … Dinge gesehen, die sie sich nicht erklären konnten. Daher habe ich beschlossen, auf meinen Vater, den König, zuzugehen und ihn darauf hinzuweisen, dass dort etwas … Ungewöhnliches passiert.«
    »Also habt Ihr erst kürzlich davon erfahren?«
    »Ja. Und deshalb seid Ihr hier.«
    »Und warum bin ich hier, Mylady? Warum habt Ihr mich rufen lassen? Wenn es stimmt, dass in den Stallungen geheimnisvolle Dinge vor sich gehen, dann muss ich doch einer der Missetäter sein. Warum holt Ihr mich hierher, anstatt mich gleich vor dem König und dem Patriarchen anzuklagen?«
    St. Clair versuchte, ihr an den Augen abzulesen, was sie dachte, wobei er ungläubig feststellte, dass ihn das Gespräch amüsierte. Irgendwie war es ihm gelungen, eine Geistesgegenwart an den Tag zu legen, von der er nicht gewusst hatte, dass er sie besaß. Allmählich bekam er das Gefühl, dass die Lage nicht so aussichtslos war, wie sie ihm gerade noch erschienen war.
    Er sah einen Hauch von Unsicherheit über ihr Gesicht huschen und hakte weiter nach.
    »Sagt mir, was Ihr wissen wollt. Was glaubt Ihr denn, was für einen Schatz wir suchen? Ich verspreche Euch, dass mir nichts von verborgenen Goldschätzen zu Ohren gekommen ist. Aber ich werde Eure Fragen offen und wahrheitsgemäß beantworten, so gut ich kann.«
    Sie zögerte, und er hielt den Atem an, weil er wusste, dass es jetzt kein Zurück mehr gab. Ihre erste Frage würde ihm verraten, was sie wusste. Er sah, wie sie dazu ansetzte, und machte sich auf alles gefasst.
    »Es steht fest, dass Ihr in den Stallungen nach etwas grabt – es ist gehört worden, und Ihr benutzt die Steinfragmente, die Ihr ausgrabt, als Baumaterial für Wände im Inneren der Höhle. Was ist das für ein Schatz, nach dem Ihr sucht?«
    Sein Herz tat einen Satz, und am liebsten wäre er vor Erleichterung aufgesprungen. Was ist das für ein Schatz , nach dem Ihr sucht? Diese Frage befreite ihn so plötzlich, als hätte Alice einen straff gespannten Strick durchtrennt. Was ist das für ein Schatz , nach dem Ihr sucht? Kein Wort über den Orden der Wiedergeburt, keine konkrete Formulierung, die ihn gezwungen hätte, Dinge zu sagen, die er nicht sagen konnte. Ihre schlichte Frage zeugte von Gier – Habgier und Neugier, nicht mehr, nicht weniger. Was noch wichtiger war: Sie bedeutete, dass keiner der Brüder sein Vertrauen missbraucht hatte und dass die Prinzessin ihre Behauptungen auf bloße Vermutungen stützte.
    Er war so erleichtert, dass er sich allergrößte Mühe geben musste, sich nichts davon anmerken zu lassen. Stattdessen runzelte er zunächst die Stirn, als sei er verwirrt. Dann glätteten sich seine Züge, und er gab dem Bedürfnis nach, seiner ungläubigen Freude durch lautes Gelächter Luft zu machen.
    »Der Schatz, Mylady«, sagte er lachend und machte jetzt keinen Hehl mehr aus seinen Gefühlen. »Wir suchen den Schatz, den alle Gottesmänner zu suchen verpflichtet sind – den Schatz Seiner Erleuchtung, durch Arbeit und Gebet.«
    »Wagt Ihr es etwa, mich in meinem eigenen Haus zu verspotten, Sir? Erklärt mir Eure unangebrachte Heiterkeit.«
    St. Clair warf die Hände in die Luft.
    »Mylady, verzeiht mir mein Lachen, ich bitte Euch. Es entspringt meiner Erleichterung, nicht dem Spott, denn ich begreife jetzt, worüber Ihr Euch den Kopf zerbrochen habt. Meine Brüder und ich arbeiten in der Tat schon seit Jahren unter der Erde, doch unser Tun hat nichts Verbotenes oder Rebellisches an sich. Euer Vater, der König, hat uns von Anfang an seinen Segen dazu gegeben. Aber – aber Ihr habt vom Fundament der Stallungen gesprochen. Die Stallungen haben kein Fundament, Mylady. Sie stehen auf dem massiven Fels des Tempelbergs, und in diesen haben wir uns vorgegraben. Ihr müsst doch einsehen, dass es in massivem Felsen keine Schätze geben kann. Darf ich Euch alles erklären?«
    »Das wäre wohl klug.« Die Kälte in ihrer Stimme erinnerte ihn an die eisigen Gebirgswinter in Frankreich. Er räusperte sich und verlieh sich den Anschein, sich seine Gedanken zurechtzulegen.
    »Wie Ihr wisst, Mylady, sind wir ein neuer Orden, der an ein

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