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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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und in Deiner Obhut .
    Wache an meiner Stelle über sie , und ich hoffe , dass ich Euch beide bald wiedersehe .
    St . Clair
     
    An diesem Tag saß Baron Hugo lange im Hof und las die Worte seines alten Freundes immer wieder durch. Als sich die abendlichen Schatten über ihn zu senken begannen, war er zu dem Entschluss gelangt, nichts Voreiliges zu unternehmen. Margaret würde eine weitere Tochter für ihn sein, solange es notwendig war, und in der Zwischenzeit würden sie auf weitere Nachrichten von Stephen St. Clair warten.
    Doch drei Jahre lang kam kein Wort von oder über St. Clair aus England. Niemand wusste, ob die Invasion der Schotten im Norden erfolgreich gewesen war. Im Süden des Landes waren nach wie vor die Normannen an der Macht, doch darüber hinaus war nichts Genaues bekannt – so wollte es William Rufus, und niemand wagte es, ihn zu erzürnen.
    Da er nicht wusste, ob sein alter Freund noch lebte oder tot war, übernahm Baron Hugo nach Ablauf eines Jahres die volle elterliche Verantwortung für die junge Frau und behandelte sie nicht nur wie seine eigenen Töchter, sondern ging sogar so weit, im Herbst 1092 ihre Heirat mit Payn Montdidier zu arrangieren – eine gute Partie, die allen Beteiligten Vorteile brachte und von der er wusste, dass auch ihr Vater sie befürwortet hätte.
    Zwar war das Brautpaar nicht so offensichtlich verliebt wie Louise de Payens und St. Omer, doch sie mochten und schätzten einander, und alle waren sich einig, dass dies die wichtigste Grundlage für eine dauerhafte, erfolgreiche Ehe war.
     
    DANACH HÄTTE das Leben für die drei jungen Männer des Triumvirats nicht idyllischer sein können. Die beiden frisch Vermählten lebten zufrieden vor sich hin, ihre Frauen waren eng befreundet, und Hugh, der unverheiratete Dritte, fand große Genugtuung darin, ungehindert und ohne jede Ablenkung an seinen Studien für den Orden arbeiten zu können.
    Die Idylle endete, als Godfrey und Payn Hugh eines Tages zusammen in seinem Quartier aufsuchten. Hugh, der auf den ersten Blick sah, dass irgendetwas nicht stimmte, legte sein Buch beiseite und stand auf.
    »Was? Was ist passiert? Ist es etwas Schlimmes?«
    Godfrey und Payn sahen einander an – schuldbewusst, war Hughs erster Eindruck. Keiner der beiden schien darauf zu brennen, ihm zu antworten, bis Godfrey schließlich mit den Achseln zuckte und sich auf eine Bank am Fenster sinken ließ, wo er Payn noch einen Blick zuwarf, bevor er sich Hugh zuwandte.
    »Sie wissen Bescheid«, sagte er.
    »Wer weiß Bescheid und worüber?«
    Hugh hielt inne, weil er auf eine Antwort wartete, dann fuhr er fort.
    »Soll ich das etwa verstehen? Sie wissen Bescheid? Und deshalb soll ich ebenfalls Bescheid wissen? Habt ihr beide den Verstand verloren? Wer weiß Bescheid, und was ist es, das sie wissen?«
    Payn räusperte sich.
    »Die Frauen, Margaret und Louise. Sie wissen über den Orden Bescheid.«
    »Sie wissen was? «
    Der verblüffte Unglaube in seiner Frage ließ seine beiden Kameraden in schamvolles Schweigen versinken, das sie jedoch nicht lange aufrechterhalten konnten.
    »Sie wissen davon«, murmelte Godfrey. »Sie haben sich darüber unterhalten, und dann haben sie uns geradeheraus gefragt, was wir bei den Zusammenkünften tun.«
    »In Gottes Namen …«
    Hugh konnte kaum sprechen, so schockiert war er.
    »Was habt ihr getan? Wie konntet ihr eure Eide so vergessen? Waren die Strafen im Fall eines Verrats, auf die ihr geschworen habt, etwa nicht grauenvoll genug?«
    »Wir haben gar nichts getan, Hugh. Wir haben absolut nichts vergessen, und wir haben auch nichts gesagt. Keiner von uns hat je nur ein Sterbenswort zu irgendjemandem außerhalb der Loge gesagt. Glaub mir, wir haben uns gegenseitig ins Kreuzverhör genommen, nachdem wir davon erfahren haben. Keiner von uns hat irgendwelche Bemerkungen über den Orden gemacht.«
    »Und doch wissen eure Frauen davon.«
    Er wartete. Das Elend stand ihnen ins Gesicht geschrieben.
    »Wann habt ihr es denn herausgefunden? Wann haben sie euch danach gefragt? Wie lange ist es her?«
    »Heute«, sagte Godfrey und sah Hugh direkt an. »Heute Nachmittag, vor kaum einer Stunde. Wir sind sofort zu dir gekommen.«
    »Und was haben sie gefragt? Überlegt genau, bevor ihr antwortet. Was genau haben sie gesagt?«
    Payn schüttelte verwirrt den Kopf.
    »Ich … ich weiß es nicht mehr. Ich war so entsetzt, als mir klar wurde, wovon die Rede war, dass ich nicht mehr denken konnte. Ich weiß nur noch, dass ich gedacht

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