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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Nachmittag mit solchem Unsinn verschwenden.«
    »Nein, das habe ich nicht gemeint … Ich weiß nicht genau, was ich gemeint habe, Hugh, aber es ist wichtig. Was …«
    Godfrey hielt erneut inne und verzog frustriert das Gesicht.
    »Ich weiß, was ich dich fragen will, aber ich finde die richtigen Worte nicht. Lass mich kurz darüber nachdenken.«
    »Überlege, so lange du willst. Ich warte.« Hugh legte sich wieder hin und schloss die Augen. Payn hatte sich nicht geregt.
    Nach einer Weile versuchte es Godfrey erneut.
    »Ich frage mich, an was du glaubst.«
    Hugh schlug nicht einmal die Augen auf.
    »Warum sollte dich das interessieren? Was ich glaube, ist meine eigene Sache.«
    »Oh, komm schon, Hugh, lass dich nicht so bitten. Ich bitte dich um Rat, weil ich nicht weiß, was ich glaube.«
    Jetzt öffnete Hugh die Augen.
    »Wie soll das denn möglich sein? Das ist das Albernste, was ich je aus deinem Mund gehört habe, Goff.«
    »Es ist überhaupt nicht albern. Du kennst mich doch, Hugh. Ich höre in allen Dingen auf jene, die mir an Alter und Rang überlegen sind. Und ich glaube, was immer man mir sagt – schon seit wir als kleine Jungen in Bruder Anselms Klassenzimmer gesessen haben. Ich meine, es gab doch keine andere Wahl, oder? Die Kirche sagt uns, dass wir glauben müssen, was man uns sagt, nicht wahr? Die Priester sagen uns, dass wir nicht intelligent genug sind, um ohne ihre Hilfe auch nur das Geringste von Gott und seinen Lehren zu verstehen. Sie sind Gottes Dolmetscher, und nur sie können uns Seine Mysterien, Seine Worte und Seine Wünsche erklären. Das war schon immer so, und ich habe ihnen immer geglaubt … bis vor kurzem …«
    Er verstummte und starrte eine Weile in die Ferne, bevor er fortfuhr.
    »Nein, ich weiß nicht, was ich glauben soll … und ich weiß nicht warum . Als ich in den Orden aufgenommen und geweiht wurde und von den Ursprüngen des Ordens erfahren habe – dass unsere Vorfahren Juden waren und die befreundeten Familien der Priesterschaft der Essener entstammen –, hatte ich keine Probleme mit all dem, auch wenn es so völlig fremd war. Irgendwie ist es mir gelungen, die Quellen dieses Wissens auseinanderzuhalten. Die eine war längst vergangene Geschichte, die andere war unser Leben heute. Ich muss zugeben, dass ich inzwischen erstaunt bin, wie lange mir das gelungen ist. Doch in den letzten paar Monaten bin ich vom Weg abgekommen, und alles ist verwirrend geworden – die Lehren der Kirche und die des Ordens und ihre Übereinstimmungen und Widersprüche … Das alles spukt mir durch den Kopf. Und jetzt weiß ich nicht mehr, was ich glauben soll. Ich stehe vor zwei Quellen, beide anscheinend gleichermaßen glaubwürdig, beide mit dem Anspruch, die überlegene zu sein und den einen, rechten Weg zu weisen – und keine ist vollkommen einleuchtend.«
    Er verstummte einige Sekunden, dann fügte er mit seltsam flacher, ausdrucksloser Stimme hinzu: »Hilf mir, Hugh.«
    Hugh blickte zu seinem Freund auf, doch bevor er etwas sagen konnte, warf Payn, der die Augen immer noch zum Schutz vor den Sonnenstrahlen geschlossen hatte, ein: »Ja, hilf ihm, Hugh, in Gottes Namen. Denn damit hilfst du mir ebenso. Wenn ich noch irgendetwas mit Gewissheit weiß, so ist es, dass ich ebenfalls Hilfe brauche. Wenn Godfrey so verwirrt ist, wie er behauptet, ist er ein Glückspilz. Ich selbst bin nämlich alles andere als verwirrt … Ich bin absolut blind und total ahnungslos.«
    Hugh setzte sich auf und blickte erstaunt auf Payn hinunter, der jetzt die Augen öffnete und schweigend die Hände zu einem kraftlosen Achselzucken ausbreitete.
    »Überrascht dich das etwa? Du kennst mich genau, mein Freund … besser als jeder andere. Ich bin ein Ritter, und das ist alles, was ich sein möchte. Ich bin der geborene Krieger und Kämpfer – ein ungebildeter Rüpel, und damit bin ich ganz zufrieden. Ich habe weder die Zeit noch den Wunsch, mein Leben mit den mystischen, rauchverhüllten Dingen zu füllen, die dich so faszinieren … all dieser Mummenschanz um die Geheimnisse und Mysterien des Ordens. Ich habe keinerlei Bedürfnis, das alles zu verstehen, nicht so wie du. Aber wenn ich erst weiß, warum du so empfindest, werde ich mit Freuden für dein Recht kämpfen, sie so ausgiebig studieren zu können, wie du willst. Aber in Gottes Namen, Hugh, bevor ich das tun kann, musst du uns beiden sagen, was wir glauben sollen. Zurzeit wissen wir nur, dass das alles nur viel Lärm um nichts ist und wir kein Wort davon

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