Der Schatz des Blutes
habe, sie wissen Bescheid . Wie ist das möglich? «
»Mir ging es genauso.«
Auch Godfrey schüttelte den Kopf und blickte stirnrunzelnd ins Leere.
»Ich habe an nichts anderes mehr gedacht, als ich begriffen habe, wovon Louise sprach … aber was sie genau gesagt hat, weiß ich nicht mehr.«
»Dann versuchen wir es anders. Was habt ihr ihnen denn erzählt?«
»Ihnen? Hast du uns überhaupt zugehört? Wir haben ihnen gar nichts erzählt, Hugh. Ich jedenfalls nicht, und ich glaube Payn, wenn er es sagt, auch nicht. Aber das ist jetzt nicht mehr wichtig. Was wir wissen müssen, ist, was wir jetzt tun sollen.«
Immer noch wie vom Donner gerührt, blickte Hugh vom einen zum anderen, dann spitzte er die Lippen und schüttelte reumütig den Kopf.
»Nun, zumindest darauf gibt es eine einfache Antwort. Wir gehen zu meinem Vater und fragen ihn, was zu tun ist. Er wird es wissen, und er wird wissen, was wir mit euch beiden anfangen sollen. Aber am besten gehen wir sofort. Ist wenigstens einer von euch auf den Gedanken gekommen, eure Frauen zu ermahnen, dass sie mit niemand anderem darüber sprechen?«
»Natürlich«, fuhr ihn Godfrey an. »Wir waren zwar entsetzt, aber wir haben ja nicht völlig den Verstand verloren. Sie werden mit niemand anderem sprechen, weil wir es ihnen befohlen haben, und sie wissen genau, wie wütend wir sind.«
»Nun gut, dann wollen wir jetzt meinen Vater wütend machen. Zum Glück ist er hier. Ich habe ihn vor weniger als einer Stunde gesehen, gerade, als eure Frauen euch in der Mangel hatten. Kommt, wir gehen ihn suchen.«
»WENN ICH ES ALSO RICHTIG VERSTEHE, haben euch eure Frauen gefragt, was ihr bei den Zusammenkünften tut, aber ihr erinnert euch nicht an den genauen Wortlaut ihrer Fragen?«
Das Verhalten des Barons war bemerkenswert ruhig, dachte Hugh, für einen Mann, der gerade in seiner eigenen Familie einen Verrat aufgedeckt hat. Und während er die Selbstkontrolle seines Vaters bewunderte, fragte er sich, welche Wut wohl unter dem ruhigen Äußeren vor sich hin kochte.
Aus dem Augenwinkel sah er seine beiden Freunde nicken.
»Und ihr seid beide überzeugt, dass sie von der Existenz unseres Ordens wissen oder diese zumindest vermuten? Außerdem glaubt ihr beide fest, dass keiner von euch zu irgendeinem Zeitpunkt irgendetwas zu ihnen gesagt hat, das unüberlegt, unvorsichtig oder indiskret gewesen sein könnte?«
Wieder schüttelten beide Männer einhellig die Köpfe.
»Nun denn«, fuhr Hugo fort, »wenn keiner von euch etwas gesagt hat, das er nicht hätte sagen sollen – woher können Eure Frauen dann erfahren haben, was immer sie wissen? Könnt ihr mir das sagen?« Er fuhr fragend zu seinem Sohn herum. »Kannst du es?«
»Nein, Vater.«
Der Baron grunzte und nickte, eine kurze, abgehackte Bewegung.
»Dann will ich es euch sagen«, knurrte er. »Weil ich weiß, woher sie ihr Wissen wahrscheinlich haben. Setzt euch hin, alle drei.«
Als ihm die drei jungen Männer mit langen, zerknirschten Gesichtern gegenübersaßen, lehnte er sich seinerseits in seinem Sessel zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und richtete den Blick auf seinen Sohn.
»Wahrscheinlich hat deine Mutter es ihnen gesagt.«
Hugh wurde bewusst, dass er mit offenem Mund dasaß, und er klappte ihn eilig zu. Sein Vater sprach ungerührt weiter.
»Denkt einmal darüber nach, alle drei. Und diesmal denkt mit dem Kopf, nicht mit dem Bauch. Denkt logisch und vernünftig, und dann akzeptiert, was euch eure Intelligenz sagt. Ihr habt die Wahrheit schon lange direkt vor eurer Nase, und ihr müsst lernen, damit zu leben, auch wenn sie euch noch so seltsam erscheint. Ich musste das ebenfalls, als ich in eurem Alter war – wir alle müssen es, auch wenn es manchen Männern schwerer fällt als anderen.«
Ein kleines Lächeln umspielte die Lippen des Barons.
»Unsere Kultur lehrt uns, dass uns Frauen in den meisten Dingen unterlegen sind. Sie sind dazu da, uns Söhne zu gebären und uns das Leben bequemer und angenehmer zu machen. Ist es nicht so? Natürlich ist es so, wenn man ein Mann ist. Die Frauen jedoch sehen die Dinge anders, mit anderen Augen und aus Blickwinkeln, die ein Mann niemals teilen kann. Und sie betrachten uns als Wesen, die anders sind als sie. Sie glauben, dass sie klüger und menschlicher sind als wir … Aus ihrer Position betrachtet, haben sie die Vernunft weitgehend auf ihrer Seite. Auf ihre eigene, obskure Weise sind sie mit Sicherheit klug, und sie haben wenig Geduld mit
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