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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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von Mönchskriegern gibt – bevor er ohne Umschweife auf das Brigantenproblem auf den Straßen zu sprechen kam und auf die wachsende Bedrohung der Pilger auf dem Weg zu den heiligen Stätten. Natürlich wusste er, dass wir alle mit dieser Situation vertraut sind und wissen, dass sie der Regierung ein ständiger Dorn im Auge ist. Doch er hat mir noch einmal ausführlich erklärt, warum der König nicht in der Lage ist, etwas daran zu ändern. Und dann hat er mir noch ausführlicher erklärt, wo seine Verantwortlichkeiten als Patriarch und Erzbischof liegen und dass ihm zumindest nominell die Sicherheit der gesamten Kirche Jerusalems obliegt, einschließlich der Priester und Würdenträger – und der Pilger, die sich der Autorität und der Obhut der Kirche im Heiligen Land anvertrauen.«
    Er hielt inne, richtete sich auf und schüttelte verdutzt seinen Kopf. Verwunderung lag nun in seiner Stimme.
    »Wisst ihr, mir fällt erst jetzt auf, dass er immer nur vom Heiligen Land gesprochen hat. Er hat es nicht ein einziges Mal das Königreich Jerusalem genannt. Auch von Outremer war nie die Rede, aber das bringt mich erst jetzt zu dem Schluss, dass unser Patriarch gar nicht das Gefühl hat, dass seine Position irgendetwas mit König Baldwin oder mit dessen Plänen und Visionen für das zivile Jerusalem zu tun hat. Der gute Warmund von Picquigny hat nur Augen für die religiöse Wirklichkeit Jerusalems … die Heilige Stadt im Heiligen Land. Was ihn betrifft, so ist alles andere bedeutungslos, und der König und seine Adligen sind nur Plagegeister, die dem Patriarchen bei der Abwicklung seiner himmlischen Angelegenheiten im Weg sind.«
    Er wurde sich der verständnislosen Gesichter seiner Zuhörer bewusst und räusperte sich.
    »Aye, nun ja. Dann hat er mich um meine persönliche Meinung gebeten, was man gegen die Lage auf den Straßen tun könnte … was man tun muss , wozu ich nicht viel sagen konnte. Aber ich habe ihm von unserer kleinen Eskapade vor ein paar Nächten erzählt, als wir die Briganten in die Wüste gejagt haben. Danach habe ich ein wenig spekuliert, mit wie wenig Militärgewalt man den Raubzügen dieser Verbrecher möglicherweise ein Ende setzen könne. Ich habe die Meinung geäußert – und er pflichtete mir bei –, dass die Schwierigkeiten zunehmen und die Zahl der Banditen einfach nur deshalb wächst, weil sich ihnen niemand entgegenstellt. Ich habe ihm gesagt, dass sich dies schnell ändern würde, wenn jemand eine kleine Truppe entschlossener, disziplinierter Wachmänner auf die Beine stellt, die auf den Straßen patrouillieren. Die bloße Bedrohung durch ihre Anwesenheit würde die Zahl solcher Zwischenfälle schon dramatisch verringern. Dann habe ich gewartet.«
    In diesem Moment klopfte es leise an der Tür, und de Payens brachte seine Freunde mit einer warnenden Geste zum Schweigen. Schon öffnete der Wirt die Tür und trat ein, gefolgt von zwei grinsenden Dienern, die ein großes Brett mit Essen zwischen ihren Schultern trugen, und einem weiteren Mann mit einem enormen, mit Getränken beladenen Kupfertablett. Sie unterhielten sich über Belanglosigkeiten, während die Diener den Tisch deckten, und als sie wieder allein waren, hatten die Ritter im ersten Moment nur Augen für das Essen, das vor ihnen stand: frisch gebackenes, noch warmes Brot mit frischem, cremigem Ziegenkäse; eine Schüssel glänzender, in Ol und Kräutern eingelegter Oliven, drei Sorten frisches Obst, verschiedene Hartkäse, kaltes Geflügel und verschiedene luftgetrocknete Würste. Eine Zeit lang sagte niemand etwas, bis das Essen vertilgt war und sie sich zufrieden rülpsend zurücklehnten.
    Am Ende war es Rossal, der sie wieder auf ihr Thema brachte.
    »Hugh«, sagte er, »es gibt da etwas, das ich nicht verstehe. Du sagst, du glaubst, dass der Patriarch deinen Vorschlag befürwortet und dass er ihm dienlich ist, dass er aber möglicherweise ein Jahr oder länger brauchen wird, um ihn in die Tat umzusetzen. Ich dachte, der Patriarch besitzt in Outremer die gleiche Macht, die der Papst in der Christenwelt genießt. Ist das nicht so? Und wenn ja, warum braucht er so lange, um dir deinen Wunsch zu erfüllen?«
    De Payens wischte sich sorgfältig das Kinn ab und spülte sich den Mund mit gekühltem Pampelmusensaft aus, bevor er antwortete. Und selbst der unaufmerksamste unter seinen Zuhörern konnte sehen, dass er sich seine Antwort genau überlegte.
    »Nichts ist so einfach, wie es scheint, Roland. Was uns wie eine schlichte,

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