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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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knieten sie alle mit gesenkten Köpfen vor ihm nieder.
    »Kommt morgen wieder, Hugh de Payens, zur selben Stunde. Ich werde über das nachdenken, was Ihr gesagt habt. Und ich werde eine Antwort für Euch haben, wenn Ihr kommt. Ihr werdet sie sicher hinterher mit Euren Freunden besprechen wollen, aber Ihr dürft allein kommen, um sie entgegenzunehmen. Wenn es danach noch mehr zu besprechen gibt, werden wir dazu Zeit haben. Vorerst aber kein Wort zu irgendjemandem über unser heutiges Gespräch. Ist das klar? Nun geht in Frieden.«
     
    DURCH DIE BEWEGUNG der geräuschlos aufschwingenden Tür aufmerksam geworden, blickte Godfrey St. Omer von dem Brettspiel auf, das er mit Payn Montdidier gespielt hatte.
    »Ah«, rief er, »endlich. Wir dachten schon, du kommst gar nicht mehr wieder.«
    Hugh de Payens blieb an der Tür stehen und hielt sie auf, während er darauf wartete, dass sich seine Augen nach der Helligkeit des frühen Nachmittags an die Dunkelheit im Inneren der Herberge gewöhnten. St. Omer und Montdidier sahen ihm von dem hell beleuchteten Tisch am Fenster her entgegen; Gondemare hatte hinter ihnen im Halbdunkel auf einem Sofa gelegen und stützte sich jetzt auf einen Ellbogen. De Payens bemerkte, dass St. Agnan und Rossal fehlten, doch bevor er nach ihnen fragen konnte, kamen sie hinter ihm zur Tür herein und baten ihn, weiter ins Zimmer zu treten, wo dann ihre Fragen auf ihn einhagelten.
    Er hörte ihnen einige Sekunden lang wortlos zu, warf die Hände in die Luft und brachte sie schließlich mit lauter Stimme zum Schweigen.
    »Genug, in Gottes Namen! Hört euch doch nur an – wie die Klatschweiber. Wenn ihr wirklich Antworten wollt, könnt ihr nicht alle auf einmal reden. Lasst mir Zeit, meinen Umhang und meine Waffen abzulegen und wieder zu Atem zu kommen, dann erzähle ich euch alles. Aber ich werde hier nicht herumstehen wie ein Straßenhändler und mich anschreien lassen. St. Agnan, sei so freundlich und suche Ibrahim und bitte ihn, uns etwas zu essen und zu trinken zu bringen, und ihr anderen, setzt euch an den Tisch wie zivilisierte Menschen.«
    St. Agnan begab sich auf die Suche nach dem Wirt, und de Payens befreite sich von seinem langen Schwert und dem Gürtel, der den Dolch und eine kleine Tasche an seiner Hüfte hielt. Gemächlich zog er sein langes Obergewand und den Kopfputz aus, den er statt des Eisenhelms der Franken trug, und nahm am Kopf des Tisches Platz, wo er auf St. Agnans Rückkehr wartete. Während dieser Zeit sprach ihn niemand an, doch alle Blicke ruhten auf ihm und versuchten, einen Hinweis auf das zu ergattern, was er zu sagen hatte. Sobald sie wieder zu siebt waren, begann er zu sprechen und verlor keine Zeit mit einer Einleitung.
    »Er hat ja gesagt. Wir bekommen die Erlaubnis.«
    Er wartete, bis der erste Beifall verstummte, und hob die Hand, um sich völlige Ruhe zu verschaffen.
    »Es wird nicht heute oder morgen sein; es kann sein, dass es ein Jahr dauert, vielleicht sogar länger. Doch es wird geschehen, denn der Patriarch will es so.«
    »Wie? Was hat er gesagt?«, fragte St. Agnan, ungeduldig wie immer.
    De Payens zuckte mit den Achseln.
    »Er hat sich zwar um Raffinesse bemüht, aber letztendlich sehr deutlich gesagt, was er will – und wenn wir ihm nicht so geschickt untergejubelt hätten, was wir von ihm wollen, hätte ich glauben können, dass er selbst auf diese Idee gekommen ist. Zumindest glaubt er das. Und auf einen besseren Ausgang hätten wir nicht hoffen können. Aber von vorn: Er hat mich schon erwartet, als ich kam, und sein Sekretär, Bischof Odo, hat mich direkt in sein Studierzimmer geführt … in das kleine Zimmer, in dem er arbeitet, nicht das Audienzgemach, wo er uns gestern empfangen hat. Er hat Odo sofort hinausgeschickt und ist ihm persönlich zur Tür gefolgt, um sich zu überzeugen, dass er das Vorzimmer verlassen hatte.«
    »Das dürfte Odo kaum gefallen haben«, brummte St. Agnan. »Ich hatte gestern das Gefühl, dass er von der Sorte ist, die gern über alles Bescheid weiß, was vorgeht … überall.«
    »Aye, er war nicht besonders glücklich, aber er ist ohne ein Wort gegangen. Man widerspricht Warmund von Picquigny nicht ohne guten Grund. Aber sei’s drum, sobald wir allein waren, hat mich der Patriarch noch einmal daran erinnert, was ich über unsere Bereitschaft gesagt hatte, eine Aufgabe zu erfüllen wie andere Mönchsorden auch, sollte jemand etwas Passendes für uns finden. Dann hat er mein Bedauern angesprochen, dass es keinen Orden

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