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Der Schatz des Dschingis Khan

Der Schatz des Dschingis Khan

Titel: Der Schatz des Dschingis Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Wahrheit nicht mit Worten finden lässt, wurde beschlossen, den besten Bogenschützen in einem Wettkampf zu ermitteln. Anlässlich des Naadams werden deshalb beide ihr Geschick beim Bogenschießen zu Pferde messen. Die Regeln dafür wurden wie folgt festgelegt:
    Jeder Bogenschütze muss die Bahn im Galopp durchreiten. Parallel dazu stehen drei Ziele zwanzig Bogenlängen von der Bahn entfernt. Ziel Nummer eins muss aus dem ersten Drittel der Bahn von vorne getroffen werden. Im zweiten Abschnitt darf nur das mittlere Objekt getroffen werden. Im letzten Teil der Strecke muss der Reiter mit nach hinten gedrehtem Oberkörper auf das dritte Ziel schießen. Es werden fünf Durchgänge geritten, wobei die Ziele sich bei jedem Durchgang weitere zehn Bogenlängen von den Schützen entfernen. Gewonnen hat, wer bei fünf Durchgängen die meisten Treffer erzielt.«
    Allgemeines Raunen erfüllte die Luft. Die Mongolen waren überrascht und erstaunt.
    Auch Baku schien so etwas noch nicht erlebt zu haben: »Das ist das erste Mal, dass ich den Großen Khan bei einem Zweikampf sehen werde«, sagte er mit Vorfreude in der Stimme. »Das ist eine große Ehre.«
    »Was meinst du, wer gewinnt?«, fragte Muriel, die bei der Ankündigung des Wettkampfes ein mulmiges Gefühl beschlich.
    »Na wer wohl?« Baku lachte. »Dieser Taitschutenfürst ist ein Großmaul. Das weiß jeder. Es ist längst überfällig, dass der Große Khan ihm einmal deutlich macht, wer der Bessere ist.«
    Wieder ertönte eine Fanfare, worauf die gegenüberliegende Seite des Halbrunds in Bewegung geriet. Eine Handvoll Mongolen auf Pferden drängten die dort Stehenden so weit zurück, dass aus dem Halbkreis eine gerade Linie wurde. Dahinter wurden drei galgenähnliche Gestelle sichtbar, von denen je ein Lederball an einer Schnur herabhing. Etwa zwanzig Meter trennten die Galgen voneinander. Das mussten die Ziele sein, von denen der Redner gesprochen hatte.
    Noch ehe die Fanfaren erneut erklangen, kündete ein Raunen vom anderen Ende der Zuschauermenge davon, dass die beiden Kontrahenten die Bahn betreten hatten. Muriel konnte nicht erkennen, wer von ihnen Dschingis Khan war. Sie hatte erwartet, dass der Großkhan den Wettkampf auf Ascalon bestreiten würde, aber beide Fürsten saßen auf Steppenpferden. Offenbar war es ein Wettkampf, bei dem wendige Pferde von Vorteil waren. Die Kontrahenten hatten ihre farbenprächtigen Festgewänder abgelegt und trugen nun die aus harten Lederplatten und einem baumwollenen Untergewand bestehende Rüstung der mongolischen Krieger.
    Ein Trompetenstoß ertönte und der erste Reiter galoppierte an. Muriel konnte nur staunen, wie sicher er sich bei vollem Galopp freihändig im Sattel hielt. Mit fast spielerischer Leichtigkeit fanden die drei Pfeile ihr Ziel. Auch dem zweiten Reiter gelang jeder Schuss. Dem ohrenbetäubenden Jubel, der daraufhin aufbrandete, entnahm Muriel, dass der zweite Reiter der Große Khan gewesen sein musste.
    Die Galgen mit den Lederbällen wurden nun eilig ein Stück nach hinten getragen. Währenddessen machte sich der erste Reiter bereit. Als das Trompetensignal ertönte, stieß er seinem Pferd die Fersen in die Seite. Sofort spurtete es los. Doch obwohl die Lederbälle nun schwerer zu treffen waren, fanden alle Pfeile ihr Ziel. Eine kleine Gruppe von Zuschauern jubelte, alle anderen warteten gespannt darauf, wie der Großkhan schießen würde. Er enttäuschte sie nicht. Obwohl er noch schneller ritt, als der Fürst der Taischut, traf auch er die Lederbälle immer mit den ersten Schüssen.
    Die Zuschauer jubelten.
    »Was ist, wenn einer danebenschießt?«, wollte Muriel wissen.
    »Dann darf er einen neuen Pfeil nehmen«, erklärte Baku.
    »Geht das denn?«, wunderte sich Muriel. »Sie reiten doch so schnell.«
    »Natürlich.« Baku nickte. »Die Bahn ist zwar lang, trotzdem muss die Geschwindigkeit des Pferdes immer in den Schuss miteinbezogen werden. Ein guter Schütze kann sehr schnell reiten. Ein schlechter Schütze hingegen muss langsamer reiten, weil er vielleicht einen zweiten Schuss benötigt. Um die Bälle zu treffen, müssen die Reiter die Ruhe auf dem Pferd finden. Das zeichnet einen guten Bogenschützen aus.«
    Muriel sagte nichts mehr, denn in diesem Augenblick ertönte das Signal zum dritten Durchgang. Die Lederbälle waren nun schon sehr weit von der Bahn entfernt, aber wieder trafen beide Reiter, ohne langsamer zu reiten oder einen zweiten Pfeil abzufeuern.
    Muriel war von den Reitkünsten der Mongolen

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