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Der Schatz des Dschingis Khan

Der Schatz des Dschingis Khan

Titel: Der Schatz des Dschingis Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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hatte tragen müssen, wie ein superbequemes Kleidungsstück.

    Wie schon bei ihrem letzten Ritt durch die Zeit wurden Muriel und Ascalon in der seltsamen Welt der Schicksalsgöttin von Nebel empfangen. Und wie immer fand Ascalon die Hütte, in der die Göttin wohnte, mit traumwandlerischer Sicherheit. Doch anders als beim letzten Mal erwartete die Schicksalsgöttin sie diesmal schon auf der Lichtung.
    »Das habt ihr wirklich gut gemacht.« Lächelnd kam sie auf Ascalon und Muriel zu, als sie die beiden im Nebel näher kommen sah. »Ich bin stolz auf euch.«
    »Stehen Sie hier schon lange?« Die Frage entschlüpfte Muriel wie von selbst. Zu spät erkannte sie, dass es sich sehr unhöflich anhören musste, und fügte hastig hinzu: »Ich … ich meine, dass … also, wie … woher wussten Sie, dass wir jetzt kommen?«
    »Lange?« Die Schicksalsgöttin gab ein glockenhelles Lachen von sich. »Was für eine Frage. Was ist lange für jemanden, der unsterblich ist wie ich? Was ist lange, an einem Ort wie diesem, wo die Zeit keine Macht besitzt?«
    »Stimmt, die Frage war dumm, ich habe nicht nachgedacht.« Muriel senkte beschämt den Blick.
    »Oh nein, sie war philosophisch.« Fast übergangslos wurde die Göttin wieder ernst. »Es gab Zeiten, in denen Fragen wie diese die Gedanken vieler Götter bestimmten. Sie dachten angestrengt darüber nach. Über Zeit, Vergänglichkeit und Ewigkeit, und ob es das Ende aller Dinge irgendwann einmal geben würde. Sie grübelten und grübelten und vergaßen darüber ihre Pflichten, so lange, bis die Menschen sich von ihnen lossagten und sich einem neuen Gott oder neuen Göttern zuwandten.«
    »Und was geschah dann?«
    »Es erging ihnen wie so vielen vergessenen Göttern. Sie wurden immer schwächer. Ihre Hüllen wurden fast durchscheinend. Manche verschwanden ganz.«
    »Wohin?«
    Die Schicksalsgöttin seufzte. »Das, liebe Muriel, ist eine Frage, die selbst ich dir nicht beantworten kann. Nicht weil ich es nicht will, sondern weil ich es nicht weiß.«
    Die Antwort stellte Muriel nicht zufrieden, aber sie spürte auch, dass sie nicht mehr erfahren würde, und wechselte das Thema: »Aber woher wussten Sie, dass wir gerade jetzt zurückkommen?«
    »Ich habe die Forscher in der Mongolei beobachtet.«
    »Und?« Muriel horchte auf. »Haben sie Bakus Grab gefunden? Und die Karte auch?«
    »Ja, das haben sie.« Die Göttin nickte und lächelte. »Du hättest sehen sollen, wie aufgeregt sie waren. Sie sind sofort aufgebrochen, um das Grab im Norden zu suchen.«
    »Und?« Muriel war sich nicht sicher, ob Norden eine gute oder schlechte Richtung war.
    »Dort, wo sie suchen, werden sie das Grab des Großkhan nie finden. Es liegt weit im Westen.« Die Göttin schaute Muriel wohlwollend an. »Das hast du wirklich gut gemacht.«
    »Danke.«
    Ascalon schnaubte leise.
    Die Göttin schmunzelte, klopfte ihm mit der flachen Hand den Hals und fügte hinzu: »Und du natürlich auch.«
    »Dann ist das Grab jetzt sicher?«, wollte Muriel wissen.
    »Ja.«
    »Das ist gut.« Sie atmete auf.
    »Ja, das ist es.« Die Göttin lächelte. »Dank euch.« Sie schaute Muriel an und fragte: »Und, wie ist es dir ergangen?«
    »Diesmal gab es beim Ritt durch die Zeit keine Probleme«, erzählte Muriel erleichtert. »Und die Mongolen waren sehr gastfreundlich zu mir. Ich habe bei Bakus Familie gelebt, die mich wie eine eigene Tochter behandelt hat, und ich habe viel über das Leben damals erfahren.«
    »Das freut mich zu hören.«
    »Wenn da nicht die ständige Sorge um Ascalon gewesen wäre, hätte ich den Ausflug richtig genießen können.«
    »Du warst in Sorge? Warum?« Die Göttin zog erstaunt eine Augenbraue in die Höhe. »Du weißt doch, dass er sehr gut auf sich aufpassen kann.«
    »Ja, schon.« Muriel verstummte kurz und sagte dann: »Aber sie wollten ihn töten.«
    »Viele Kulturen gaben ihren Herrschern Pferde als Grabbeigaben mit auf den Weg ins Jenseits.« Die Göttin nickte. »Das mag dir heute unsinnig und grausam erscheinen, aber sie waren der Meinung, dass es den Herrschern nach ihrem Tod an nichts mangeln sollte. Ascalon wusste um die Gefahr und war gewarnt. Um ihn hättest du dir keine Sorge machen müssen.«
    »Die Ungewissheit war furchtbar.« Muriel seufzte. »Am schlimmsten aber war, dass Ascalon sich oft lange nicht mit mir in Verbindung gesetzt hat. Ich meine, wenn ich ihn schon nicht sehen konnte, dann hätte er mir doch wenigstens in Gedanken ein Es-geht-mir-gut-Gefühl schicken können oder

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