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Der Schatz des Dschingis Khan

Der Schatz des Dschingis Khan

Titel: Der Schatz des Dschingis Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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germanischen Schriftzeichen und sie fühlte Zuversicht in sich aufsteigen.
    Sollten Ascalon und du einmal getrennt werden, wird es der Ring sein, der euch wieder zusammenführt. Wo du auch bist, Ascalon wird dich finden, solange du den Ring bei dir hast, hörte sie die Worte der Schicksalsgöttin noch einmal in Gedanken, die ihr den Ring einst geschenkt hatte. Muriel atmete tief durch und beschleunigte ihre Schritte. Sie wusste, ganz gleich, welche Richtung sie auch wählte, Ascalon würde sie finden.
    »Ojuna! Ojuna warte!« Eine helle Stimme riss Muriel aus ihren Gedanken. Im ersten Moment glaubte sie, Amra wäre ihr gefolgt, aber als sie sich umdrehte, erkannte sie, dass sie sich getäuscht hatte.
    »Nara?« Muriel blieb stehen und wartete, bis das kleine Mädchen zu ihr aufgeschlossen hatte. »Was machst du denn so früh hier draußen?«
    »Ich will Dung sammeln.«
    »Jetzt schon?«
    »Ja«, Nara nickte. »Wir haben kaum noch etwas, um ein Feuer zu machen. Später sind alle unterwegs, dann findet man nicht mehr so viel.« Sie schaute Muriel an und sagte: »Ich habe dich beim Naadam unter den Zuschauern gesehen und nach dir gesucht, aber du warst schon fort.«
    »Ich habe dich auch gesehen.« Muriel lächelte. »Du bist als Dritte ins Ziel gekommen. Das war wunderbar. Deine Familie ist sicher sehr stolz auf dich.« Sie lachte. »Und ich dachte, du könntest nicht reiten.«
    »Ja, sie sind sehr stolz.« Nun lachte auch Nara. »Aber was ist mit dir? Warum führst du dein Pferd am Halfter? Kannst du es nicht reiten?«
    »Doch, aber ich möchte es schonen, wir haben noch einen weiten Weg vor uns.«
    »Reitest du wieder nach Hause?« Nara machte ein betrübtes Gesicht. »Wie schade, jetzt wo ich dich gerade wiedergefunden habe. Toja wird darüber sehr traurig sein.«
    »Ja, das ist schade, aber ich kann leider nicht hierbleiben. Ich muss meinen Eltern zu Hause helfen. Sag ihr liebe Grüße von mir.«
    »Ich muss meinen Eltern auch helfen.« Nara seufzte und deutete auf den Korb, in dem sie den Dung sammeln wollte. »Dann wünsche ich dir eine gute Reise. Bayartai, Ojuna«
    »Bayartai, Nara.« Muriel drehte sich um und setzte ihren Weg fort, während Nara damit begann, den über Nacht angetrockneten Dung zwischen den grasenden Schafen und Yaks aufzusammeln.
    Obwohl Muriel sich darüber freute, Nara so unverhofft noch einmal getroffen zu haben, war ihr bewusst, dass sie durch das Gespräch kostbare Zeit verloren hatte. Auf keinen Fall durfte sie mit Ascalon gesehen werden. Da jetzt jeder das Pferd von Dschingis Khan kannte, konnte man sie leicht für eine Pferdediebin halten. Es half nichts, sie musste so weit laufen, dass sie vom Lager aus nicht mehr gesehen werden konnte.

    Eine Viertelstunde später führte Muriel ihren Hengst in eine Mulde, die ihnen einen guten Sichtschutz bot. Insgeheim hatte sie gehofft, dass Ascalon sie dort schon erwarten würde, aber als sie hinunterblicken konnte, fehlte von ihm jede Spur.
    Vielleicht bin ich doch in die falsche Richtung gelaufen? Muriel wusste, dass das Unsinn war. Der Gedanke kam ihr aber trotzdem. Unschlüssig, was sie tun sollte, entschied sie sich, nicht mehr weiterzugehen, auf den Ring zu vertrauen und am Grund der Senke auf Ascalon zu warten.
    Die Minuten verstrichen, aber nichts geschah.
    Und wenn er den Kriegern doch nicht entkommen ist? Wenn sie ihn doch noch eingefangen und getötet haben? Muriel kämpfte gegen die leise Stimme in ihrem Innern an, die ihr zuflüstern wollte, dass Ascalon etwas zugestoßen war, aber die gab keine Ruhe und wurde sogar noch hartnäckiger, je mehr Zeit verstrich. Dazu kam, dass alle ihre Versuche, Ascalon zu erreichen, scheiterten. Sie spürte weder seine Nähe noch konnte sie einen Gedanken von ihm auffangen.
    Es ist, als gäbe es ihn gar nicht. Die Vorstellung stürzte Muriel in tiefe Verzweiflung. Um sich abzulenken, dachte sie an den Birkenhof, an ihre Mutter und an ihren Vater, der für ein paar Monate auf einer Baustelle in der Wüste arbeitete. Sie dachte an Teresa, an Mirko und sogar an Vivien, aber das machte die Sache nur noch schlimmer. Je mehr sie über zu Hause sinnierte, desto verzweifelter wurde sie. Wenn Ascalon etwas zugestoßen war, war sie verloren. Dann musste sie bis ans Ende ihres Lebens hier in der mongolischen Steppe ausharren und würde nie mehr … nie wieder … nie … Muriel kämpfte gegen die Tränen an und versuchte an etwas anderes zu denken. Aber was sie auch tat, die Sorge um Ascalon blieb.
    Einmal

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