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Der Schatz des Dschingis Khan

Der Schatz des Dschingis Khan

Titel: Der Schatz des Dschingis Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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irgendein anderes Lebenszeichen. Das hat er bei den Maya doch auch gemacht, als er sich im Urwald verstecken musste. Aber das hat er diesmal nicht, oder nur ganz selten. Am Ende dachte ich wirklich, sie hätten ihn doch noch eingefangen und getötet.«
    »Ich verstehe deinen Unmut und deine Unruhe«, sagte die Göttin. »Es tut mir aufrichtig leid, dass es so weit kommen musste, denn es ist auch ein wenig mein Fehler. Ich hatte vergessen, dir zu erzählen, dass einige Schamanen der Mongolen ein feines Gespür für Übernatürliches besaßen. Hätte Ascalon sich zu oft mit dir in Verbindung gesetzt, wäre es möglich gewesen, dass sie davon erfahren hätten. Daher hat er oft geschwiegen, um dich nicht zu verraten. Am Ende war er auf der Flucht. Es bestand die Gefahr, dass die Schamanen ihn aufspürten und ihm Krieger nachsenden würden. Er musste sich wie ein ganz normales Pferd verhalten. Nur so war er sicher.«
    »Ach so.« Jetzt endlich verstand Muriel, warum Ascalon sich so zurückgehalten hatte. »Das hätten Sie mir wirklich sagen müssen.«
    »Das nächste Mal werde ich versuchen, alles zu bedenken.« Die Göttin hob die Hand zum Schwur. »Versprochen.«
    »Immerhin hatte ich den Ring dabei«, sagte Muriel. »Damit war ich mir ganz sicher, dass Ascalon mich finden würde.«
    »Das stimmt auch. Dieser Ring ist bei Zeitreisen von unschätzbarem Wert. Er hat schon so manchem Wächter das Leben gerettet.«
    »Na, so schlimm war es zum Glück noch nicht.« Muriel lachte. »Aber jetzt freue ich mich auf zu Hause – und auf mein Pausenbrot mit Mortadella.« Sie schüttelte sich, schnitt eine Grimasse und fügte hinzu: »Bei den Mongolen gab es jeden Tag mindestens einmal Hammelfleisch zu essen.«
    »Die Mongolen hat das damals nicht gestört.«
    »Aber mich.« Muriel richtete sich im Sattel auf und griff in Ascalons Mähne. »Bayartai!«, sagte sie und fügte erklärend hinzu: »Das ist mongolisch und heißt: auf Wiedersehen.«
    »Bayartai. Sain saihniig husie! Das ist mongolisch und heißt: auf Wiedersehen und alles Gute!« Die Schicksalsgöttin hob lachend die Hand. »Wir sehen uns wieder. Ich weiß es.«
    »Und ich hoffe es!« Muriel lachte ebenfalls und ließ Ascalon antraben. Der Nebel wallte unter seinen Hufen, als er mit lockerem Schritt auf den Waldweg zutrabte, der die Lichtung mit dem Birkenhof verband. Lautlos berührten die Hufe den Boden. Auch als er das Tempo beschleunigte, vom Trab in den Galopp fiel und schließlich so schnell ritt, dass Muriel kaum noch etwas von der Umgebung erkennen konnte, war kein Hufschlag zu hören. Wie eine Geisterreiterin auf ihrem Geisterpferd preschte Muriel mit Ascalon durch den wundersamen Wald in der Welt der Schicksalsgöttin. Weiter und weiter, bis Ascalon schließlich zum Sprung ansetzte …

Die Horden des Khan

    Schnee stob auf, als Ascalon und Muriel auf der Wiese hinter dem Stall landeten. Es war immer noch bitterkalt, aber nach der eisigen Kälte in der mongolischen Steppe hatten die wenigen Minusgrade für Muriel ihren Schrecken verloren.
    Die kleine Pferdeherde des Birkenhofs stand noch immer um die Heuraufe versammelt. Nur zwei von ihnen hoben den Kopf, als Ascalon sich zu ihnen gesellte. Keines der Tiere schien ihn vermisst zu haben. Muriel glitt von seinem Rücken und verabschiedete sich von ihm mit einer herzlichen Umarmung.
    »Ich wünschte, ich könnte auch ein wenig ausruhen«, sagte sie zu ihm. »Aber ich muss jetzt in die Schule.«
    ... in die Schule.
    Wie seltsam das klang. Nach all dem, was sie gerade erlebt hatte, gelang es Muriel nur schwer, sich in der vertrauten Umgebung zurechtzufinden. Zum ersten Mal spürte sie so etwas wie einen Bruch in ihrem Innern, der zwischen den Welten klaffte und der es ihr schwer machte, einfach zur gewohnten Tagesordnung überzugehen. Am liebsten wäre sie jetzt nach Hause gegangen und hätte sich in ihr Bett verkrochen und den Tag verschlafen, um mit dem neuen Morgen ihr altes Leben wiederaufzunehmen. Aber das würde Teresa als Schuleschwänzen erkennen und niemals zulassen.
    Für einen Augenblick überlegte sie, ob Fannys Rettung als Ausrede für einen schulfreien Tag herhalten konnte, immerhin hatte sie mit Andrea sogar eine Zeugin vorzuweisen. Aber diesen Gedanken verwarf sie schnell wieder.
    »Auch heldenhafte Pferdelebensretterinnen müssen etwas lernen, mi chica«, würde Teresa gewiss sagen und sie zur »Belohnung« höchstens von Andrea mit dem Auto zur Schule fahren lassen.
    Da konnte sie auch gleich das

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