Der Schatz des Ritters Hermelhain - Die Geisterreiter ; 1
Ministall zu bugsieren. Er hatte schon so manchen stolzen Pferdebesitzer erlebt, der am Verzweifeln war, weil er sein Pferd nicht verladen konnte. Er war gespannt, wie Mia und Flocki mit der Situation fertig werden würden.
Mia führte Flocki locker aus dem Stall. Kaum sah Flocki das Auto, blieb sie wie angewurzelt stehen und schnaubte. Sie rührte sich nicht von der Stelle. Nichts ging mehr.
Mia in Gefahr
»Na wunderbar. Das kann jetzt dauern«, stellte Tommy fest, und auch Susanne runzelte die Stirn. Aber zu ihrer aller Verwunderung geschah etwas Merkwürdiges. Tommy konnte nicht genau erkennen, was Mia machte, irgendwie schien sie an Flockis Ohren zu reiben, als die den Kopf zu ihr herunterbeugte. Auf jeden Fall ging Flocki danach so gutmütig in den Hänger, als wäre es das Normalste der Welt.
»Wie hast du das gemacht?«, fragte Tommy erstaunt.
»Du bist nicht der Einzige, der ein paar Tricks auf Lager hat«, entgegnete Mia, biss lächelnd in eine Karotte und schloss zufrieden zusammen mit Peter den Hänger.
»Okay, in fünf Minuten ist Abfahrt, also macht euch bereit. Wer bei Peter nicht mehr reinpasst, kann mit mir fahren«, sagte Susanne.
Als alle sich auf die beiden Autos verteilt hatten, gab ihnen Oma Maigrund noch ein Lunchpaket mit. Sie wollte die Stellung auf dem Hof halten und wünschte ihnen Glück.
Nach etwa einer Stunde Fahrt erreichten sie den Hof, der das Turnier ausrichtete. Rund um den Turnierplatz herrschten das normale Gewimmel und die übliche Nervosität. Sie luden Flocki aus und ließen sich registrieren. Mit dem Band, das sie jetzt am Handgelenk trugen, konnten sie sich frei auf dem ganzen Gelände bewegen.
Flocki machte einen ruhigen Eindruck, obwohl eine Menge Trubel um sie herum herrschte. Tommy zählte schnell durch und stellte fest, dass Kinder von etwa zwanzig Reiterhöfen da sein mussten. Es würde nicht leicht sein, sich gegen so viele Mitstreiter durchzusetzen. Er entdeckte Mia, die auf dem Springplatz stand und die Hindernisse musterte.
Mia sah sich alles genau an und merkte, wie sie ruhiger wurde: Die Hindernisse waren nicht so hoch wie die, mit denen sie am Tag zuvor geübt hatte.
»Na, Hosen voll?«, foppte Tommy sie. Mia wollte schon etwas Passendes erwidern, als Tommy auf den Parcours zeigte und plötzlich mit gänzlich anderer, fast schon netter Stimme sagte: »Die sehen jetzt nicht so gefährlich aus, aber mit der ganzen Aufregung vor dem Start werden sie es wieder, also konzentrier dich.«
Mia war sich nicht sicher, wie sie reagieren sollte. Zurückschlagen oder sich zusammennehmen? Sie entschied sich dann doch für Frieden. »Deswegen die absichtlich hohen Hindernisse gestern?«
»Genau.«
»Das ist ja seltsam«, murmelte Ben neben ihnen, der den großen Platz mit einem Fernglas absuchte, das ebenfalls zu seiner Pfadfinderausrüstung gehörte.
»Was ist seltsam?«, fragte Lara.
»Da oben ist Steinmann!«
»Was?« Mia entriss ihm das Fernglas und suchte den oberen Rang ab. Und tatsächlich. Ganz hinten, in der letzten Reihe, saß Steinmann mit seinem Sohn und blätterte gelangweilt in einer Autozeitschrift.
»Das müssen wir Susanne und Peter erzählen.« Aber in diesem Augenblick dröhnte eine Stimme aus dem Lautsprecher und verkündete die Startfolge. Mia rutschte das Herz in die Hose, als sie hörte, dass sie schon als Dritte an der Reihe sein sollte. Ein hastiger Blick zeigte ihr, dass die erste Teilnehmerin schon am Start war. Mia rannte zu den Stallungen und Steinmann war vergessen.
»Was suchen die denn da an dem Pferd?«, fragte Ben derweil und zeigte Tommy, was er meinte: Am Startblock gingen Männer mit weißen Kitteln um das erste Pferd herum, hoben den Sattel, kontrollierten die Hufe und untersuchten die Trense und das Gebiss, während die Reiterin danebenstand.
»Die nehmen das aber sehr ernst hier mit den Stichproben«, bemerkte Susanne, die zu den Kindern kam. »Die untersuchen, ob das Pferd irgendwie gereizt wurde, um aggressiver und höher zu springen. Bei großen Turnieren manipulieren leider einige, so eine Art Doping, wie es bei anderen Sportarten manchmal auch vorkommt. Mitunter legen Springreiter kleine spitze Steine unter den Sattel oder schmieren das Gebiss mit Bitterstoffen ein«, erklärte sie Ben.
»Aber es ist doch nur ein Turnier für Reiterhofkinder. Wer würde denn für vier Wochen Reitferien betrügen?«, warf Tommy ein.
»Die Kinder bestimmt nicht. Aber die Futter- und Handwerkerkosten haben schon manchen Hof in den
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