Der Schatz des Ritters Hermelhain - Die Geisterreiter ; 1
Schatz des Hermelhain ist nie wieder aufgetaucht!«
»Okay, jetzt ist die Märchenstunde vorbei. Morgen gibt es für alle zusammen eine Doppelstunde Reitunterricht, und zwar ohne verknallte Ritter«, kündigte Susanne an.
Das brachte Mia wieder auf andere Gedanken. Unangenehme Gedanken.
»Was ist denn jetzt mit dem Hof? Ich meine, können wir hierbleiben?«, fragte sie.
Da wurde es sehr still. Peter legte einen Arm um Susanne, die leise, so leise, wie Mia sie noch nie hatte sprechen hören, sagte: »Macht euch keine Sorgen. Ihr verbringt hier eure Ferien, wie ihr es euch gewünscht habt, und ich bin sicher, dass ihr euren Spaß haben werdet und gute oder noch bessere Reiter werdet, auch ohne Turniersieg.«
Es war wohl aufmunternd gemeint, aber irgendwie klang es so, als wollte sich Susanne selbst Mut machen.
Der Einbrecher
Ben träumte in dieser Nacht von alten Landkarten, Tommy von wilden Verfolgungsjagden, Lara komischerweise von Weihnachten und Mia davon, dass Tommy ihr ein Geschenk machte. Moment mal. Tommy macht mir ein Geschenk? Mia wunderte sich darüber selbst im Traum noch, als sie plötzlich die Augen aufriss und hellwach in ihrem Bett lag.
Der Traum wäre vielleicht schon Grund genug gewesen aufzuwachen, aber da war noch etwas anderes. Mia sah sich um. Lara schlief. Mia spähte rasch unter ihr Bett. Nichts. Und plötzlich hörte sie es. Da scharrte etwas. Es kam aus Richtung der Ställe.
Mia schlich zum Fenster und spähte in die schwarze Nacht hinaus. Schemenhaft erkannte sie das Haupthaus und die Stallungen daneben. Da löste sich eine Wolke vor dem Mond auf, und alles war auf einmal gut sichtbar. Wieder das Scharren. Mia hielt den Atem an. An der Stalltür bewegte sich etwas großes Dunkles, aber sie konnte nicht erkennen, was es war. Vielleicht ein Bär, dachte sie, aber dann fiel ihr ein, dass es hier gar keine gab.
Plötzlich blitzte etwas Metallisches auf, und dann öffnete sich auf einmal die Stalltür. Eine Gestalt schlüpfte in den Stall. Welches Tier konnte mit einem Werkzeug eine Stalltür aufmachen? Das musste ein Mensch sein, und zwar einer, der nichts Gutes im Schilde führte. Gerade wollte sie überlegen, was sie machen sollte, als sie sah, wie drüben bei den Jungs ein Fenster aufgemacht wurde und Tommys Kopf erschien. Er hatte also auch was bemerkt. Okay, was nun? Da fiel ihr Blick auf Laras Handy. Schnell tastete sie in der Dunkelheit nach ihrem, wobei sie versuchte, keine Geräusche zu machen, um Lara nicht aufzuwecken. Beim Herumtasten fiel plötzlich eine Mappe um, die ihr noch nie aufgefallen war.
Eine Handvoll Zeichnungen segelten im fahlen Mondlicht zu Boden. Lara drehte sich nur auf die andere Seite und schlief weiter. Mia nahm sich vor, sie bald danach zu fragen, weil Lara ihr nie erzählt hatte, dass sie zeichnete. Als sie dann endlich die Umrisse ihres Handys erkannte, war der Gedanke vergessen. In ihrer Anrufliste musste die Nummer von Tommy noch stehen – er hatte nämlich diese unheimlich witzige Idee gehabt, sie vor dem Einschlafen mit verstellter Stimme als Ritter Hermelhain anzurufen. Das war natürlich vollkommen albern gewesen. Dass sie sich trotzdem wahnsinnig erschrocken hatte, würde sie natürlich nie zugeben. Ah, da war ja Tommys Nummer. Und er ging auch gleich dran.
»Ja, da ist jemand im Stall«, flüsterte er, und Mia war froh, dass er das nicht zum Anlass nahm, dumme Witze zu machen.
»Was machen wir jetzt?«
»Nachsehen, was da los ist«, schlug Tommy vor.
»Und wenn es gefährlich ist?«
»Dann erst recht. Flocki ist doch auch im Stall, oder?« Daran hatte Mia noch gar nicht gedacht. Vielleicht waren die Pferde ja in Gefahr. Und dann wurde sie richtig wütend, als sie daran dachte, wie das Turnier ausgegangen war und sie ja noch immer nicht wusste, wer Flocki Betäubungsmittel verabreicht hatte.
»Okay, aber sollten wir nicht lieber Susanne anrufen?«
»Du weißt doch, was für einen lauten Klingelton die haben, damit sie das überall auf dem Hof hören können. Dann ist der Typ über alle Berge.«
Gut, da hatte Tommy recht, aber wie sollten ausgerechnet sie beide den Typen daran hindern abzuhauen? Doch sie schluckte ihren Zweifel hinunter und sie verabredeten sich auf dem Hof. Gemeinsam schlichen sie zu der angelehnten Stalltür. Merkwürdig gedämpfte Geräusche kamen ihnen entgegen. Eine Art leises Pochen.
»Ich hab eine Idee. Lass uns durch die Luke von Fritz gucken«, schlug Mia vor. Fritz, der Hofhund, hatte an verschiedenen Stellen
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