Der Schatz des Ritters Hermelhain - Die Geisterreiter ; 1
kein Zufall. Erst die Sache mit Flocki auf dem Turnier und dann der Unbekannte, der nachts im Stall sein Unwesen treibt«, schlussfolgerte Mia, als sie und Tommy den anderen von den Vorkommnissen der letzten Nacht erzählt hatten.
»Na gut. Aber wer könnte dahinterstecken?«, fragte der besonnene Ben.
»Steinmann!«, rief Tommy plötzlich und alle nickten nachdenklich.
»Der war auch beim Turnier«, erinnerte sich Ben. »Und dabei hat er sich die ganze Zeit nicht für den Wettkampf interessiert, sondern nur in seiner Zeitung geblättert.«
»Und nach meinem Sturz?«
»Da hab ich nicht mehr geguckt.«
Tommy schüttelte auf einmal den Kopf, dass die Ketten an seinem Hals rasselten und seine Tolle wippte.
»Etwas stimmt dabei aber nicht. Nehmen wir an, Steinmann will den Maigrunds eins auswischen, damit sie ihm in der Not den Hof verkaufen. Aber ein bisschen heimliches Wändeklopfen würde da doch wenig nützen. Vielleicht hat der Typ im Stall gar nichts mit Steinmann zu tun oder …« Tommy machte eine Pause.
»Oder was?«
»Oder hier geht’s um was ganz anderes. Nehmen wir mal an, der Einbrecher hat im Stall etwas gesucht … Immerhin hat er ja nicht versucht, den Pferden etwas anzutun.«
»Und wenn doch? Vielleicht hätte er das noch gemacht.«
»Okay, möglich. Aber erst mal hat er was gesucht. Was könnte das gewesen sein?«
Mia trommelte nervös mit den Fingern auf die Brüstung des Hochstandes. Das war ihr jetzt zu viel Theorie. Hier musste mal mit klaren Worten einiges entschieden werden.
»Ich glaub, wir müssen drei Dinge tun«, sagte sie. »Erstens, wir schauen uns mal die Wand im Stall etwas genauer an. Dann müssen wir nachts Wache schieben, damit der Typ nicht irgendetwas mit den Pferden anstellt. Das wär fatal, jetzt wo am Wochenende die Besitzer der Pensionspferde zum Ausreiten kommen. Und drittens: Wir sollten rausfinden, wer in der Umgebung ein Motorrad besitzt.«
»Du bist ja ’n richtiges Organisationstalent! Bist bestimmt auch Klassensprecherin, was?«, frotzelte Tommy, der damit wieder zu alter Höchstform auflief.
Aber ehe Mia sich aufregen konnte, zumal sie tatsächlich Klassensprecherin war, lenkte der plötzlich ein und wurde wieder ernst. »Eins hast du noch vergessen.« Alle sahen ihn an. »Wir sagen Susanne, Peter und Oma Maigrund erst mal nichts davon. Die haben schon genug Sorgen.« Alle nickten zustimmend.
»Ganz schön viel zu tun«, brummte Ben.
»Doch nicht für uns«, korrigierte Mia.
»Warum?«
»Na, hast du nicht zugehört?«, sagte jetzt Lara lachend, und ihr Lachen war wie immer sehr ansteckend.
»Wir kommen bei Nacht, wir trotzen der Wacht …«, fing Lara an und wollte damit wahrscheinlich Oma Maigrund und ihr komisches Märchen aufs Korn nehmen, aber auf einmal stimmten alle ein, selbst Tommy: »Kein Tür, kein Schloss wird hindern ihr Ross, denn Geister sind’s, die Hermelhain als treue Schar nennt sein.«
Hermelhains treue Schar kam sich aber zunächst ziemlich blöd vor. Jetzt standen sie schon seit zehn Minuten vor dieser Wand und starrten sie an, als ob sie im Kino wären, aber es war absolut nichts zu sehen.
Irgendwann war Fritz in den Stall geschlüpft, hatte sich neben die Kinder gesetzt und sie erwartungsvoll angeschaut. Es dauerte nicht lange, und Minka, die Hofkatze, kam auch noch dazu, und nun saßen die beiden einträchtig nebeneinander und warteten, was passierte.
»Also für mich sind das einfach nur alte Steine«, bemerkte Ben und sprach damit aus, was wohl alle dachten.
»Um die zu sehen, würde ich nicht nachts aufstehen«, pflichtete Tommy Ben bei.
»Aber, wenn jemand extra nachts hier einbricht, dann doch wohl nicht, weil er den Stallgeruch so toll findet.« Mia wurde schon wieder nervös, wie immer, wenn etwas nicht voranging.
Lara fuhr mit der Hand über die alten roh behauenen Steine, aus denen die Stallwand vor langer Zeit gemacht worden war.
»Glaubst du, die brauchen Streicheleinheiten?«
Mia drehte sich genervt zu Tommy um. Das war mal wieder ganz sein Stil. Immer nur blöde Sprüche machen.
Lara hingegen schien es gelassen zu nehmen. »Die hatten sie schon. Mit den Jahren ist die Oberfläche glatt geworden – nur hier nicht.« Lara war stehen geblieben und kniete sich hin. Mia, Tommy und Ben taten es ihr gleich. Gemeinsam schauten sie auf den quadratischen Stein, den Lara immer wieder berührte, als lese sie eine Blindenschrift.
»Und? Was sagt er?«, witzelte Tommy.
»Noch nichts«, antwortete Lara und rannte
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