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Der Schatz des Störtebeker

Der Schatz des Störtebeker

Titel: Der Schatz des Störtebeker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Gutberiet
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Brosche aus dem Staub. Sie war aus schwerem Silber geschmiedet und stellte eine Hansekogge dar, die mit Symbolen verziert war: einem Kreuz, einem Herz und einem Anker.« Sie sah ihn auffordernd an.
    »Hm?«
    »Das ist genau die Brosche, die ich im Handschuhfach gefunden habe.«
    »Ja und?«
    »Das Ding ist uralt.«
    »Meinst du?«
    »Und wertvoll.«
    »Vor allem wurde es geklaut.«
    Gretas Begeisterung fiel in sich zusammen. Sie ließ sich auf den Küchenstuhl fallen: »Scheiße! Wer weiß, wie wertvoll das Ding gewesen ist! Ein Originalteil aus dem Mittelalter! Oh Gott! Papa, ich meine Jens, wird mich lynchen.« Sie schien ehrlich entsetzt zu sein.
    »Im Moment ist er ja gar nicht da.«
    »Aber, aber, oh Scheiße, da hab ich mir mal wieder was geleistet… was machen wir denn jetzt?«
    »Meiner Meinung nach sollten wir erst mal was essen. Mir knurrt der Magen. Das Bier macht’s nur noch schlimmer.«
    »Im Kühlschrank?«
    »Nur Vergammeltes. Auch kein Brot.«
    »Die Tiefkühltruhe?«
    »Alles Matsch, weil es aufgetaut ist.«
    »Ach du Scheiße, und die einzige Kneipe im Ort hat für immer dichtgemacht.«
    »Also fahren wir in den nächstgrößeren Ort.«
    »Auf die Gefahr hin, dass er zurückkommt und wir ihn verpassen?«
    »Dann nicht.«
    Sie sprang auf: »Ich hab’s. Die Einbrecher haben meine persönlichen Vorräte nicht angetastet.«
    Sie zog eine Schublade auf. »Na bitte.«
    »Was ist da drin?«
    »Schokoriegel, Müsliriegel, Lakritz, Weingummis, Karamellbonbons, Joghurtschokolade…«
    »Davon werden wir bestimmt nicht satt.«
    »Sag das nicht. Hier in der unteren Schublade ist Nachschub.«
    Sie packte die ganzen Süßigkeiten aus und warf sie auf den Tisch. »Nimm dir, was du willst.«
    »Sehr großzügig, danke. Ich nehm diese Müslidinger.«
    »Joghurtschokolade ist auch gesund. Ich mach uns einen schönen Kaffee dazu, und dann lesen wir das Manuskript.«
    »Im Ernst? Glaubst du, das bringt was?«
    »Fällt dir was Besseres ein?«
    »Wie wir uns die Zeit vertreiben können? Klar.«
    Sie sahen sich einen Augenblick zu lange an. Greta wurde wieder rot.
    »Vielleicht finden wir ja eine Erklärung für sein Verschwinden. Und wenn nicht, wissen wir wenigstens endlich, womit er sich so beschäftigt.«
    Link seufzte: »Besonders viele Alternativen gibt es ja nicht. Also lesen wir.«
    »Im Wohnzimmer. Da ist es gemütlicher«, entschied Greta.
    Ein Sofa, ein Sessel, ein Couchtisch, notdürftig eingeräumte Bücherregale und ein Schrank mit Glastüren – so gemütlich war es auch wieder nicht.
    Link setzte sich in den Sessel. Beim Lesen ertappte er sich dabei, wie er gelegentlich zu Greta hinüberstarrte, die auf dem Bauch auf dem Sofa lag, einen Stapel Papier vor sich. So ein junges Mädchen, dachte er, ist doch wirklich eine erfrischende Angelegenheit. Und wäre beinahe selbst rot geworden, weil dies wirklich ein dämlicher Gedanke war. Auch Greta sah ihn gelegentlich verstohlen an. Zum Glück ist sie viel zu jung für mich, entschied Link, und außerdem die Tochter meines Kumpels.

1433
    Im Frühjahr war es den hanseatischen Söldnern, die größtenteils von den Hamburger Kaufleuten bezahlt wurden, endlich gelungen, den Osten Frieslands zu erobern. Jahrzehntelang hatten sich die Häuptlinge erbitterte Kämpfe um die Vormachtstellung in ihrem Land geliefert. Kaum eine Burg war nicht einmal abwechselnd von Feinden aus Holland oder ehemaligen Freunden aus benachbarten Residenzen belagert, erobert und zerstört worden.
    Persönliche Eitelkeit, die Angst vor der Überrumpelung durch einen Konkurrenten und diverse Familienfehden hatten die Häuptlinge gegeneinander aufgebracht. Hinzu kam der Expansionsdrang holländischer Herrscher. Die Einzigen, die von dieser Situation profitiert hatten, waren die ehemaligen Vitalienbrüder, die sich immer noch gern Likedeeler nannten, obwohl ihre Anführer kaum Lust verspürten, die Beute mit ihren Mannschaften wirklich gleich zu teilen. Die Seeräuberbanden, die auch nach der Hinrichtung der berüchtigten Anführer Klaus Störtebeker und Michael Gödeke von den friesischen Häfen aus auf Beutezug gingen, ließen sich gegen gute Bezahlung gern als Soldaten anheuern. Heute kämpften sie für diesen Häuptling, morgen für jenen, in manchen Orten waren sie zu heimlichen Herrschern, in anderen zu protzenden Besatzern geworden.
    Die Hanse litt arg unter dem noch immer grassierenden Piratenunwesen. Ständig wurden ihre Schiffe geentert, und es hatte sogar schon Fälle gegeben, in

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