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Der Schatz des Störtebeker

Der Schatz des Störtebeker

Titel: Der Schatz des Störtebeker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Gutberiet
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zwei Wochen an einer Lungenentzündung. Achteinhalb Monate später starb auch Gela, im Kindbett.
    Der Rat nahm sich des Kindes an. Die Frage, ob es Burchards oder Klingers Sohn war, stellte sich für die Ratsmitglieder nicht. Da der ledige Burchard auf dem Totenbett einen großen Teil seines Vermögens Gela ten Broke vermacht hatte, stand genug Geld zur Verfügung, den Nachkommen der Enkelin von Klaus Störtebeker von einer Ersatzfamilie erziehen und ihm eine gute Ausbildung zukommen zu lassen. Gela hatte ihm kurz vor ihrem Tod den Namen Keno gegeben. Der Rat gab ihm den Nachnamen Burchard. Man legte ihm einen silbernen Löffel in die Wiege, aber keine Brosche.
    Der Fährmann fand das Schmuckstück zwei Sommer später im Gras und nahm es an sich. Die Tatsache, dass es das Überbleibsel einer schrecklichen Bluttat war, hatte für ihn keine Bedeutung. Er wollte die kleine silberne Kogge möglichst schnell zu Geld machen.

26. FEBRUAR NACHTS UND TAGSÜBER
    Sie lasen bis gegen ein Uhr nachts. Gelegentlich fing Greta unangekündigt an, eine Passage laut vorzutragen, die sie besonders interessant oder witzig fand. Sie schien sich für den seltsamen Text ihres Vaters zu begeistern. Link, der es eigentlich nicht leiden konnte, wenn ihm jemand auf amateurhafte Art einen Text vorlas, erhob keinen Einspruch. Er fand es ganz lustig, wie sie sich ereiferte, und einen kurzen Moment lang beneidete er seinen Kumpel Jens, weil er eine Tochter hatte, die sich für einen Text ihres Vaters so erwärmen konnte.
    Um Mitternacht merkten sie, dass sie vergessen hatten, Holz im Heizkessel nachzulegen. Es war empfindlich kühl geworden.
    Greta stand auf, um sich eine Decke zu holen, und kam mit einer Flasche in der Hand zurück.
    »Guck mal, was ich gefunden habe.«
    »Eine Flasche.«
    »Das ist echter Jamaika-Rum, nicht dieses gepanschte Zeug aus Flensburg.«
    »Mir ist, als würde ich meinen guten alten Kumpel Jens hören.«
    »Er hat so eine Flasche immer irgendwo stehen.«
    »Sechsundsiebzigprozentiger?«
    Sie studierte das Etikett. »Stimmt. Klingt nach viel.«
    »Korn hat die Hälfte.«
    »Trinkst du Korn?«
    »Nein, ich meine nur.«
    »Also ist das Zeug hier ziemlich scharf, oder?«
    »Besser, man verdünnt es vor dem Trinken.«
    »Willst du einen Grog?«
    Link zögerte. Es wäre schlauer, einfach ins Bett zu gehen, um sich aufzuwärmen, anstatt jetzt noch das Risiko einzugehen, am nächsten Morgen einen schweren Kopf zu haben.
    »Ja, mach mal«, sagte er.
    »Okay, super.« Sie drehte sich um und lief in die Küche.
    Was fand sie daran super?
    Sie servierte den Punsch auf einem runden Tablett in echten Groggläsern mit Henkel und Glasröhrchen zum Umrühren, dazu Kandiszucker und noch zwei Müsliriegel.
    »Gibt’s hier im Haus wirklich nichts anderes als Süßigkeiten?«, fragte Link.
    »Hab nichts gefunden.«
    »Erdnüsse, Salzstangen, Chips?«
    »Nicht, dass ich wüsste.« Sie schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn: »Ha!« Sie rannte nach draußen, die Treppe hoch und kam kurz darauf mit einer Tüte Erdnussflips zurück.
    »Das ist echte Vollwertkost«, meinte Link.
    »Ich tausche die Flips gegen deinen Müsliriegel.«
    »Wenn dir nicht schlecht davon wird, bitte.«
    Er griff nach dem Grogglas.
    »Nimmst du keinen Zucker?«, fragte sie.
    »Rum ist doch nichts als Zucker.«
    »Echt?«
    Er nahm einen Schluck, zuckte zusammen und stöhnte. Beinahe wäre ihm das Glas aus der Hand gefallen.
    »Wie hast du denn den gemacht?«
    »Na, verdünnt, mit Wasser.«
    »Verdünnt?«
    »Halb und halb.«
    »Oh, Mädchen, du musst noch viel lernen«, entfuhr es ihm.
    Ihre Miene verfinsterte sich: »Arschloch, was soll das denn heißen?«
    »Entschuldigung, ist mir nur so rausgerutscht.«
    »Blödmann. Das ist ein ganz normaler Grog.« Sie nippte daran. »Also, ich kann es jedenfalls trinken. Ist nichts für Weicheier.«
    »Okay, jetzt sind wir quitt.«
    Sie wurde wieder rot und nahm hastig ein paar Schlucke. Er versuchte es. Nach einer Weile bekam er das Zeug tatsächlich runter. Es war nicht viel schlimmer als weißglühende Kohlen zu schlucken. Flips und Müsliriegel waren auch bald vertilgt.
    »Es reicht, ich kann nicht mehr lesen.« Sie legte das Manuskript auf den Boden und gähnte. Einen Moment lang sah es so aus, als würde sie unter ihrer Decke einschlafen. Dann stand sie mit einem Mal auf, taumelte leicht, sagte: »Gute Nacht«, und verließ schwankend das Wohnzimmer.
    Link sah ihr nach. Sollte er bei dieser Kälte nur mit einer

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