Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatz des Störtebeker

Der Schatz des Störtebeker

Titel: Der Schatz des Störtebeker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Gutberiet
Vom Netzwerk:
Wolldecke im Wohnzimmer auf dem Sofa übernachten?
    Er wartete eine Weile unschlüssig. Dann stand er auf und spürte so etwas Ähnliches wie einen Handkantenschlag im Nacken. Das war der Grog. Leicht benommen verließ er das Wohnzimmer und stieg die Treppe nach oben. Die Tür zu ihrem Zimmer war auf. Gegenüber, hinter der Badezimmertür, summte eine elektrische Zahnbürste. Er hatte nicht mal eine handbetriebene dabei.
    Er ging in ihr Zimmer und setzte sich auf den Stuhl vor dem kleinen Schreibtisch neben dem Bett. Auch dieses Zimmer war eher provisorisch eingerichtet und zeugte von den jugendlichen Leidenschaften vergangener Tage. Es gab einen Kleiderschrank und ein kleines Regal mit ein paar Büchern und einem Plüschaffen. An der Dachschräge hing das große Poster einer afrikanischen Steppenlandschaft mit Antilopen und Zebras, gegenüber, neben dem Regal, das Bild eines wild bemalten afrikanischen Kriegers, der sich einen kleinen Knochen durch die Nase gesteckt hatte. Ein noch kleineres Bild über dem Schreibtisch zeigte eine schwarze Frau mit Tellerlippen, die einen Krug auf dem Kopf transportierte.
    Die kleinen Zwerge auf der Bettdecke schien der Anblick dieser wilden Menschen nicht weiter zu stören. Die Decke war übersät mit schlafenden, Zipfelmützen tragenden Gnomen. Es war ein ziemlich unregelmäßiges Muster, das vor seinen Augen verschwamm, wenn er länger hinsah.
    Die Badezimmertür ging auf, und Greta trat auf unsicheren Beinen heraus, die Augen halb geschlossen, nur mit Slip und T-Shirt bekleidet.
    »Was machst du denn noch da?«, fragte sie mit schwerer Zunge.
    »Ich weiß nicht, wo ich schlafen soll.«
    Sie setzte sich aufs Bett und deutete auf die Zwerge: »Sieh mal«, sagte sie ganz ernsthaft, als würde sie zu einem Kind sprechen: »Hier liegen schon total viele Zwerge drin. Ich hab sie mal gezählt. Allein auf der Decke sind es schon dreihundertsiebenundsiebzig, dazu kommt noch das Kopfkissen mit einhundertsiebzehn. Du siehst doch ein, dass da kein Platz mehr für dich ist, oder?«
    »Du schläfst jede Nacht mit vierhundertvierundneunzig Zwergen?«
    »Wow! Ein Mathematiker.«
    »Ich will bloß noch eine Decke. Mit einer Wolldecke wird’s mir auf dem Sofa im Wohnzimmer zu kalt.«
    Sie sah ihn eine Weile lang an. Leicht schwankend.
    »Der Grog war doch zu stark, oder?«
    »Wie man’s nimmt.«
    Sie ließ sich aufs Bett fallen: »Ich werde nicht mit dir schlafen, obwohl ich mich extra betrunken habe.«
    »Deswegen?«
    Sie zog die Decke über sich.
    »Außerdem würden es die Zwerge nicht erlauben.«
    Sie drehte sich um und wandte ihm den Rücken zu.
    »Eine Decke bräuchte ich trotzdem noch.«
    »Leg dich doch einfach ins Bett von Papa, ich meine Jens.«
    »Danke.«
    Sie begann zu schnarchen. Er knipste das Licht aus und ging eine Tür weiter. Mehr als ein schwerer Eichenschrank und ein breites Bett mit monumental wirkenden schmiedeeisernen Kopf-und Fußteilen standen nicht darin. Das Bett war ungemacht. Er zog sich aus und legte sich hinein.
    Am nächsten Morgen, kurz nach zehn, trafen sie sich in der Küche. Die Kaffeemaschine blubberte, und Link hatte dafür gesorgt, dass die Heizung wieder lief. Es war angenehm warm.
    »Na, wie geht’s den Zwergen?«, begrüßte Link Greta, als sie im Bademantel hereinkam.
    »Was ist? Sag mal, hast du das Aspirin aus dem Bad genommen?«
    »Nein, wieso?«
    »Frag nicht. Brummschädel. Was ist mit dem Kaffee?«
    »Gleich fertig. Hunger auf Süßes?«
    »Igitt.«
    »Da hab ich was für Sie.« Er stellte ein großes Glas auf den Tisch.
    »Was ist das?«
    »Rollmöpse, vierhundertdreißig Gramm Abtropfgewicht.«
    »Her damit!«
    »Ich wusste doch, dass wir etwas gemeinsam haben.«
    Nach dem Frühstück rief Greta bei ihrer Mutter an, die nicht da war, weshalb sie aus Ärger so lange auf den Anrufbeantworter sprach, bis er voll war. Dann packte sie die Aufzeichnungen von Papa, ich meine Jens, in ihre Umhängetasche, und sie stiegen wieder in den R5.
    Es war wärmer geworden, und ein starker Wind blies Schauerwolken über das flache Land. Nachdem sie Stade passiert hatten, kamen sie auf ihr Problem zu sprechen.
    »Meinst du, die Brosche ist so richtig wertvoll?«, fragte Greta.
    »Ich hab sie ja nicht in der Hand gehabt. War sie denn alt?«
    »Woher soll ich das wissen? Sie war blank poliert. Ein bisschen klobig für eine Brosche, recht schwer. Ja, ich würde sagen, sie war alt.«
    »Fünfhundert Jahre alt?«
    »Gibt’s überhaupt Sachen, die so alt werden

Weitere Kostenlose Bücher