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Der Schatz des Störtebeker

Der Schatz des Störtebeker

Titel: Der Schatz des Störtebeker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Gutberiet
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hatte wenig Lust, sich einer möglichen Konfrontation mit übrig gebliebenen Likedeelern auszusetzen, und auch Klinger sah ein, dass die Gefangene sicherer über Land nach Hamburg gebracht werden konnte. Fatalerweise hatte Burchard sich durch das feuchtkalte Wetter der letzten Tage eine Erkältung zugezogen, die jetzt fiebrig wurde. Dennoch oder gerade deswegen drängte es ihn, nach Hause zu kommen.
    Leider standen keine Söldner zur Verfügung, sie zu begleiten, sie waren ganz allein auf sich angewiesen. Nachdem sie sich drei der besten Reitpferde, die das Söldnerheer besaß, und ein Packtier ausgesucht hatten, ließen sie sie satteln und beladen. Als alle Vorbereitungen getroffen waren, holten sie ihre Gefangene ab.
    Burchard hatte darauf bestanden, Gela ten Broke die Möglichkeit zu geben, sich wie eine Dame zu kleiden. Man hatte ihr Cotte, Houppelande, Surkot und Tasselmantel gebracht. Angetan mit diesem engen Unterkleid, dem weiten, faltenreichen Gewand, dem Jäckchen mit langen Ärmeln und dem mit der silbernen Brosche zusammengehaltenen Umhang sowie einer Kappe mit Schleier sah sie völlig verändert aus. Allerdings zog sie es vor, über dieser vornehmen Kleidung einen zweiten Umhang zu tragen, der sie von Kopf bis Fuß einhüllte.
    Derart unpraktisch gekleidet, musste sie sich auf ein Pferd bemühen. Aber wie sich herausstellte, war sie eine gute Reiterin und hatte keine Probleme, sich im Sattel zu halten. Die beiden Männer mit ihren kurzen, geknöpften Röcken unter den Heukenmänteln und den einfachen Kappen auf dem Kopf waren natürlich praktischer angezogen.
    Ihre Reise nach Hamburg, so hatten sie sich vorgenommen, sollte zügig vonstatten gehen. Sie würden die größeren Städte meiden, wo sie nur Aufsehen erregt hätten und womöglich aufgehalten worden wären. Sie würden den Jadebusen umrunden und in einiger Entfernung von Bremen an einer Fährstelle die Weser überqueren, um dann Hamburg auf dem direktesten Weg zu erreichen.
    Burchard und Klinger machten sich zuversichtlich auf den Weg. Burchard führte das Pferd der Gefangenen, Klinger das Packpferd. Gegen Mittag war es so warm geworden, dass sie sich ihrer Mäntel entledigen konnten. Sie rasteten auf einer Wiese unter einer ausladenden Eiche. Wären nicht die störenden Fesseln der jungen Frau gewesen, hätte ein Betrachter die Szene, die sich seinem Anblick geboten hätte, für eine Idylle halten können. Die Pferde grasten, man lagerte auf Decken, da der Boden noch feucht war, aß und – plauderte.
    Tatsächlich hatte Gela begonnen, sich mit Klinger zu unterhalten. Burchard beobachtete die beiden und bemerkte zu seinem großen Missfallen, dass die hübsche Friesin seinem Begleiter schöne Augen machte und dieser ihr immer öfter zulächelte. Er selbst fühlte sich eher schwach und leicht fiebrig, weshalb er schwieg. Kurzzeitig nickte er sogar ein. Kaum war er aufgewacht, drängte er zum Aufbruch.
    Klinger wusste es geschickt einzurichten, dass nun er Gelas Pferd führte. Gelegentlich sprachen sie so leise und vertraut miteinander, dass Burchard nichts verstand. Er wollte seinen Begleiter zur Ordnung rufen, aber was hätte er sagen sollen? Solange sich die beiden unterhielten, machte Gela keine Schwierigkeiten, und sie kamen zügig voran.
    Tatsächlich erreichten sie mit Einbruch der Dunkelheit ein Fährhaus an der Weser. Es war noch hell genug zum Übersetzen. Dennoch entschieden sie sich dafür, das Angebot des Fährmanns anzunehmen und bei ihm zu übernachten. In einem kleinen Raum mit offenem Feuer brachte man ihnen, nachdem sie sich an einen langen Tisch gesetzt hatten, Getreidebrei, Wurst und Speck sowie selbst gebrautes, säuerliches Bier. So konnten sie ihre knappen Vorräte schonen. Übernachten mussten sie in einer neben dem kleinen Häuschen stehenden Scheune. Immerhin waren genug Heu und Stroh vorhanden, um sich ein halbwegs bequemes Lager zu schaffen.
    Gela musste sich, an Händen und Füßen gefesselt, zwischen die beiden Männer legen. Burchard fröstelte, als er sich in seine Decke wickelte, die er reichlich mit Heu bedeckt hatte, um sich warm zu halten. Wie Klinger hatte er sein Schwert neben sich auf die den Gefangenen abgewandten Seite gelegt und den Dolch unter das notdürftig gestopfte Kopfkissen gelegt.
    Er hatte wieder Gliederreißen, hinzu kamen ein leichtes Magendrücken und schließlich ein heftiger Fieberanfall. Eine ganze Weile lag er wach und bildete sich ein, allerlei seltsame Geräusche zu hören und bösartige

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