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Der Schatz des Störtebeker

Der Schatz des Störtebeker

Titel: Der Schatz des Störtebeker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Gutberiet
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erbeutete.«
    Klinger blickte Burchard ungläubig an. Die Gefangene hob den Kopf und schien gleichermaßen an den Worten des Hanseaten zu zweifeln.
    »Es ist wahr«, sagte Burchard. »Ich bin mit Störtebeker gefahren…«
    Und er erzählte von dem Abenteuer, das er als junger Mann erlebt hatte. Klinger und das Mädchen hörten ihm aufmerksam zu.
    »… und jene Helga aus Marienhafe, die die Brosche geschenkt bekam, war die Ehefrau des berüchtigten Seeräubers. Ich habe das Schmuckstück selbst an ihr gesehen. Und ich erinnere mich genau, wie sie aussah. Dieses Mädchen hier ähnelt ihr beinahe bis aufs Haar.«
    »Gottes Freund und aller Welt Feind«, murmelte die Gefangene.
    »Sie spricht«, stellte Klinger fest.
    Sie hob den Kopf und blickte Burchard mit einem Ausdruck von Trotz und Zorn ins Gesicht: »Ihr wollt wissen, mit wem Ihr es zu tun habt? Nun gut, ich will es Euch verraten: Ich bin Gela ten Broke, die Tochter von Edo von Dunnum und Edda ten Broke, die die Tochter von Helga war und Klaus, den alle Störtebeker nannten.«
    »Warum trägst du nicht den Namen deines Vaters?«, fragte Klinger ungläubig.
    »Warum trägst du nicht den Namen deiner Mutter?«
    Darauf wusste keiner eine Antwort.
    Nach einem kurzen Schweigen sagte sie: »Weil es keinen Dunnum mehr gibt und auch keinen Störtebeker.«
    »Und wieso bist du auf dieser Burg, bei den Feinden von Keno?«, fragte Burchard.
    »Dies sind nicht seine, sondern eure Feinde!«
    »Was ja wohl auf das gleiche hinauskommt.«
    »Denkt ihr.«
    »Was also hat dich hierher verschlagen?«
    »Ich bin einem Sibet versprochen, deshalb.«
    »Welchem?«
    »Einem von denen, die ihr umgebracht habt. Also keinem mehr.«
    »Wir nehmen dich mit nach Hamburg.«
    »Ich will nicht.«
    Gela ten Broke warf den beiden Hanseaten noch einen trotzigen und verächtlichen Blick zu und starrte wieder schweigend vor sich hin.
    »Wir wollen es so«, sagte Burchard und stand auf. Er hatte zu lange in einer unbequemen Haltung gesessen. Seine Knochen schmerzten. Er hatte die Nase voll von diesem Soldatenleben. Er wollte nach Hause, in ein Haus aus Stein mit einem Feuer im Kamin und einem Becher heißem und gut gesüßtem Burgunderwein.
    »Morgen reiten wir los.«
    Klinger runzelte die Stirn: »Mit ihr?«
    »So ist es.«
    Sie verließen das Zelt. Den verächtlichen Blick, den ihnen Gela ten Broke zuwarf, bemerkten sie nicht.
    »Diese Brosche«, sagte Klinger, als sie einige Schritte vom Zelt der Gefangenen und den Wachen davor entfernt waren.
    »Ja?«
    »Sollten wir sie ihr nicht wegnehmen?«
    »Es ist ihr Eigentum«, erklärte Burchard in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    Klinger zuckte mit den Schultern und sah Burchard halb spöttisch, halb beunruhigt an.
    Burchard wandte sich grußlos ab und strebte seinem Zelt zu. Er hatte noch etwas Zeit, um an seinen Aufzeichnungen zu arbeiten, bevor er seine Habseligkeiten zusammenpacken musste.
    Am nächsten Tag meinte es das Wetter gut mit ihnen. Eine frische Brise von Südwesten bescherte ihnen einen blauen Himmel mit flott dahinziehenden weißen Wölkchen. Das Gras sah frisch aus, und die Bäume und Sträucher standen in saftigstem Grün. Als Jan Burchard aus dem Zelt trat, bemerkte er Vogelgezwitscher, das der Wind von einer nahen Hecke zu ihm herüberwehte. Er atmete tief ein. Es war ein guter Tag, um die beschwerliche Reise nach Hamburg zu beginnen.
    Bericht musste erstattet werden, nachdem die letzte Bastion der Feinde der Hanse in Friesland gefallen war. Nun mussten unter den Verbündeten einflussreiche Kräfte ausgesucht werden, die den hamburgischen Interessen am treuesten dienen würden. Möglicherweise sollte man auch im eroberten Emden einen Abgesandten einsetzen, der seinen Einfluss geltend machte.
    Einige Kisten mit wichtigen Unterlagen und nicht so wichtigen Dingen des persönlichen Bedarfs hatten Burchard und Klinger zu den Schiffen transportieren lassen, die bis gestern die Sibetsburg von See her belagert hatten. Diese Orlogschiffe hatten den Auftrag, weiter vor der friesischen Küste zu kreuzen, um vereinzelten Seeräuberkoggen aufzulauern, denen es gelungen war zu fliehen. Eventuell würden sie bis Norwegen und in die Ostsee fahren müssen, um den letzten Piraten den Garaus zu machen. Das konnte lange dauern und war ein ungewisses Unternehmen. Burchard und Klinger hatten deshalb beschlossen, auf dem Landweg nach Hamburg zurückzureisen. Das würde beschwerlich werden, war aber nun mal nicht zu ändern. Vor allem Burchard

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