Der Schatz des Störtebeker
können?«
»Jedenfalls sieht man es ihnen dann an.«
»Hm, ich weiß nicht. Aber wieso ist er auch so bescheuert und versteckt das blöde Ding hier im Handschuhfach?«
»War doch ein gutes Versteck.«
»Weil die Typen, die das Haus auf den Kopf gestellt haben, es nicht gefunden haben?«
»Genau.«
»Also meinst du, diese Mistkerle von Einbrechern haben die Brosche gesucht?«
»Was könnten sie sonst gesucht haben?«
»Das Manuskript.«
»Was soll denn daran wertvoll sein?«
»Ich fand’s irgendwie interessant zu lesen.«
»Das macht es noch nicht so wertvoll, dass man einbricht. Außerdem haben sie es nicht mitgenommen.«
»Auch wieder wahr.«
»Also gibt es nur noch zwei Möglichkeiten.«
»Und die wären?«
»Die Bullen oder das Finanzamt.«
»Du meinst, er hat die Brosche geklaut, und die Bullen haben das Haus durchsucht, weil, weil…«
»… sie einen dringenden Tatverdacht haben.«
»Aber Papa, ich meine Jens, ist doch kein Dieb.«
»Also das Finanzamt. Er hat seine Steuern nicht bezahlt.«
»Warum sollte er Steuern bezahlen, wo er doch gar nichts verdient?«
»Tja.«
»Ich halt mal an«, sagte sie plötzlich, nachdem sie die Mauern hinter sich gelassen hatten, die Buxtehude vom Rest der Welt abtrennten. »Dann kannst du weiterfahren.«
Sie tauschten die Plätze. Sie beugte sich über die Lehne, um das Manuskript, das sie auf den Rücksitz geworfen hatte, an sich zu nehmen.
»Ich les das jetzt weiter.«
»Okay. Und wohin fahre ich?«
»Zu meiner Mom. Die soll sich auch ein bisschen Sorgen machen.«
»Sie macht sich Sorgen um Jens?«
»Weil ihr guter Ruf Schaden nehmen könnte.«
Link nahm eine Abkürzung durch den Freihafen, und kurz nach zwei Uhr lenkte er den R5 auf die Auffahrt des Hauses von Marie-Christin Discher. Das Garagentor war geöffnet, drinnen stand ein Range Rover.
»Sie fährt einen Geländewagen?«, fragte Link.
»Weil sie in kleineren Autos Schiss kriegt. In so einem Ding hat sie das Gefühl, sie sitzt in einem Laster oder so. Macht angeblich mehr Eindruck auf die anderen Verkehrsteilnehmer.«
»Hallo, Mom«, sagte Greta, als ihre Mutter die Haustür aufmachte. »Ich hab meinen neuen Freund mitgebracht.«
Marie-Christin warf Link einen finsteren Blick zu. Dann zuckte sie zusammen: »Was machst du denn hier?«
»Wir haben zusammen in Heeßel übernachtet«, sagte Greta.
»Was?«
»Das ist Link.«
»Wir kennen uns«, sagte Link.
Greta verzog das Gesicht. »Ja, natürlich.«
»Wann haben wir uns denn das letzte Mal gesehen?«, fragte Marie-Christin.
»Vergiss es, ist schon länger her.«
»Aber mit Greta? Woher und was…«
»Willst du uns nicht reinbitten, Mom?«
Marie-Christin warf einen Blick auf den R5 in der Einfahrt und verzog das Gesicht: »Du fährst ja immer noch diese Blechkiste.«
»Und dafür hab ich dich den Führerschein machen lassen?«, äffte Greta ihren Tonfall nach.
Ihre Mutter zog die Tür auf.
»Wir haben einen Mordskohldampf, Mom. Du hast doch bestimmt noch irgendwas…«
Seufzend führte Marie-Christin ihre Gäste in die mit schwarzen Marmorplatten ausgelegte Poggenpohl-Küche mit Induktionsherd und Riesenkühlschrank mit Gefrierabteilung und Eismaschine. Greta zog die Tür des Gefrierschranks auf: »Worauf hast du Lust, Link? Pizza, Frühlingsrollen, Baguettes, Nasigoreng, Sauerbraten mit Klößen, indonesische Hühnersuppe, spanische Paella, Couscous Royal, ach nee, das ist eklig. Vanilleeis, Erdbeereis, Schokoladeneis, Pistazie mit Eierlikör?« Sie drehte sich zu ihm um. Er reagierte nicht. »Okay, also Pizza mit Paprikawurst für mich, und wie wär’s mit einer American mit Käse in der Teigkruste für dich?«
»Na ja«, sagte Link und warf Marie-Christin einen Blick zu.
»Lass dich nur von ihr bedienen. Sie ist ja hier zu Hause.«
Greta packte die Pizzas aus und stellte sie in die Mikrowelle. Sie setzten sich an den Küchentisch.
Dann zog Greta die Kühlschranktür auf. »Dazu trinken wir Bier, alkoholfreies, meine ich. In Italien trinkt man Bier zu Pizza.«
»Wenn du dich da mal nicht verschätzt, Herzchen«, sagte Marie-Christin säuerlich.
Greta stellte zwei Wassergläser und zwei Flaschen Jever Fun auf den Tisch. »Willst du Eis ins Glas?«
Link sah sie irritiert an.
»In Amerika nimmt man Eis in jedes Kaltgetränk«, äffte Marie-Christin ihre Tochter nach.
»Nein danke«, sagte Link.
»Was war das überhaupt für ein seltsamer Anruf, dieser Text… was sollte das denn nun wieder?«, fragte
Weitere Kostenlose Bücher