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Der Schatz des Störtebeker

Der Schatz des Störtebeker

Titel: Der Schatz des Störtebeker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Gutberiet
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Schatten zu sehen. Dann fiel er in einen unruhigen Schlaf und träumte von Helga ten Broke, die ihm als Dämonin erschien und ihn wie eine Schlange zischelnd umkreiste, ihn schließlich an sich riss und sich stöhnend um ihn wand wie ein lüsterner Drache. Als sie sich tatsächlich in ein würgendes Monstrum verwandelte, wachte er mit einem Angstschrei auf.
    Er war schweißgebadet und fror erbärmlich. Das schaurige Bild des Ungeheuers, in das sich die blonde Helga verwandelt hatte, war verschwunden. Der Mond schien hell und warf einen beinahe grellen Schein durch das halb offene Dach. Das Stöhnen war immer noch da.
    Er richtete sich mühsam auf. Das Stöhnen war direkt neben ihm. Er tastete nach seinem Dolch. Er fand ihn nicht. Dann sah er die Ursache des Geräuschs, das ihn bis in seine Träume verfolgt hatte: Es kam von Klingers Lager. Gela lag auf ihm und rang mit ihm. Nein, es war kein Kampf, es war Wollust. Im Schein des Mondlichts konnte er erkennen, dass die beiden halb nackt waren, sich küssten und liebkosten. Burchard war wie vom Donner gerührt. Gebannt sah er zu, wie Gela sich auf Klingers Körper räkelte. War er wirklich wach? Hielt ihn ein Fiebertraum zum Narren? Er wollte etwas sagen, brachte aber keinen Laut über die Lippen.
    Das Stöhnen wurde heftiger, lauter. Burchard versuchte, den lähmenden Schleier zu durchdringen, der wie dicker sirupartiger Nebel seine Initiative hemmte. Blind tastete er weiter nach dem Dolch, fand das Schwert, fand den Dolch. Der Kontakt der Hände mit dem kalten Metall brachte ihn in die Wirklichkeit zurück. Doch zu spät. Er sah, wie Gela hinter Klingers Kopf tastete und auch fand, was sie suchte. Er wollte aufspringen, aber dieser Schleier um ihn herum wollte ihn nicht loslassen. Er sah, wie die kurze, spitze Waffe in ihrer Hand aufblitzte und hörte, wie Klinger immer lautere tierische Laute von sich gab und sie im gleichen Rhythmus heftiger stöhnte. Dann stieß sie mit der Klinge zu. Burchard hörte das ekstatische Aufschreien seines Begleiters, das in ein Todesröcheln überging, und sah, wie die halb nackte Frau sich aufrichtete. Sie erstarrte kurz, als sie ihn dort mit weit aufgerissenen Augen hocken sah, dann drehte sie sich um und rannte aus der Scheune hinaus.
    Da endlich fand er seine Kraft wieder und hetzte ihr nach. Sie lief über die Wiese Richtung Fluss, sprang durch eine Hecke hindurch. Er folgte ihr, innerlich fluchend, aber nicht fähig, irgendeinen Laut von sich zu geben. Sie war schneller als er, sprang jetzt über einen Graben, strauchelte aber und ging zu Boden. Er kam näher. Sie sprang auf, lief weiter, humpelte, strauchelte wieder. Da war er auch schon bei ihr, stürzte sich auf sie, brachte sie zu Fall, wollte sie töten – aber wo war sein Dolch? Er sah Klingers Waffe in ihrer Hand aufblitzen und griff nach ihrem Handgelenk. Sie wand sich, er zwang sie, den Dolch fallen zu lassen. Sie schlug und biss, zerrte an seinen Kleidern und Haaren. Auch er schlug, fasste nach der Brosche an ihrer Brust, zerriss ihre Gewänder und fand Gefallen daran, und ehe er sich überhaupt bewusst wurde, was er da tat, gab er sich seinen tierischen Trieben hin, machte weiter, würgte sie dabei so sehr, dass sie bewusstlos unter ihm erschlaffte, und brachte es mit einem viehischen Stöhnen zu Ende.
    Schließlich ließ er von ihrem Körper ab, schleppte sie zurück in die Scheune und fesselte sie rücksichtslos. Dann fiel er zu Tode erschöpft ins Heu und glitt in eine traumlose Ohnmacht.
    Er erwachte im grellen Sonnenschein. Das Erste, was er sah, war ihr apathischer Blick. Ihr Gesicht war geschwollen, ihr halb nackter Körper von Blutergüssen, roten Malen und blauen Flecken übersät, an manchen Stellen blutüberkrustet. Sein Blick fiel auf den toten Klinger. Ein hässlicher blutiger Spalt klaffte in seinem Hals.
    Schwankend trat er aus der Scheune. Der Fährmann saß auf einem Baumstumpf und blickte ihn mit einer Mischung aus Angst und Misstrauen an. Burchard taumelte zu einem Wasserfass und steckte den Kopf hinein. Dann wusch er sich die Arme und das Gesicht.
    Er gab dem Fährmann genug Geld, um ihn friedlich zu stimmen. Sie brachen auf, ohne etwas gegessen zu haben. Der Fährmann brachte sie über die Weser. Später würde er Klinger begraben.
    Jan Burchard und Gela ten Broke erreichten Hamburg zwei Tage später. Burchard verspürte kein Triumphgefühl, als er die Gefangene aus Friesland dem Rat übergab. Nur wenig später wurde er sehr krank und starb nach

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